Mutter der Monster
unterstützte ein Bassist ein schlaksiges Mädchen, das in ein Handmikro flüsterte. Ihr Gesicht war völlig hinter einem Vorhang aus langen dunklen Haaren verschwunden. Buffy hatte keine Ahnung, wie sie aussah.
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»Ich weiß es nicht mit Sicherheit«, antwortete Suz. Ihre ungeschminkten Lider waren rot und geschwollen. »Jedenfalls kann ich nichts beweisen. Ich weiß nur, dass etwas nicht stimmt, und ich habe niemand, mit dem ich darüber reden kann. Ich meine, es ist nicht so, als würden die Leute bei mir Schlange stehen, um sich meine Sorgen anzuhören. Du hast wahrscheinlich bemerkt, dass ich nicht gerade mit der verdienstvollsten Clique herumhänge.«
»Ich auch nicht«, sagte Buffy.
»Was ist mit Rosenberg?«, konterte Suz. »Ich habe gehört, sie ist die Eins plus in Person.«
»Nun, das ist sie«, stimmte Buffy zu. »Aber obwohl meine Mathekenntnisse vielleicht nicht die besten sind, habe selbst ich begriffen, dass zu einer Clique immer mehr als einer gehört.«
Trotz ihrer Anspannung musste Suz lachen, und sie griff nach ihrem Glas Wasser. Sie hatte es halb zu ihren Lippen geführt, als ihr einfiel, dass der Inhalt sich nach ihrer Abschminkaktion jetzt wahrscheinlich in gefährlichen Sondermüll verwandelt hatte. Sie stellte das Glas abrupt wieder ab, wobei Wasser über den Rand und auf den Tisch schwappte.
Buffy schob das Glas, aus dem sie getrunken hatte, über den Tisch. »Nichts Ansteckendes, ich schwör’s.«
Suz nahm einen Schluck, stellte das Glas wieder hin und stocherte mit dem Strohhalm nach den Eiswürfeln. Während Buffy sie beobachtete, kam ihr plötzlich eine Erkenntnis.
Genauso musste sich ihre Mutter fühlen, wenn sie versuchte, ihr wichtige Informationen zu entlocken. Informationen, die Buffy lieber für sich behalten wollte, obwohl sie wusste, dass es nicht vernünftig war.
»Komm schon, Suz«, drängte Buffy und versuchte dabei, den besorgten, ernsten Tonfall ihrer Mutter nachzuahmen, den sie bei solchen Gelegenheiten annahm. »Du schindest Zeit, und du weißt es.«
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»Es ist nur, dass ich mir so dumm vorkomme!«, brach es aus Suz hervor. »Du wirst mich bestimmt für verrückt halten.«
»Das werde ich nicht«, versicherte Buffy. Wenn es etwas gab, das sie in ihrer Zeit als Jägerin gelernt hatte, dann die Tatsache, dass absolut nichts unmöglich war. Es gab Wesen, die in der Nacht ihr Unwesen trieben, und Buffy hatte mit den meisten von ihnen nähere Bekanntschaft geschlossen. Wenn ein Mädchen, das so abgebrüht wie Suz Tompkins war, Angst hatte, dann gab es wahrscheinlich einen sehr guten Grund dafür.
»Es ist zum ersten Mal vor etwa einem Monat passiert«, sagte Suz zögernd. »Leila Johns ist einfach verschwunden.
Heidi – Heidi Lindstrom, meine beste Freundin –, Leila und ich wollten ins Kino gehen. Aber Leila ist nicht aufgekreuzt, und am nächsten Morgen ist sie auch nicht zur Schule gekommen.
Aber da sie sowieso nur noch selten zum Unterricht ging, ist es den Lehrern wahrscheinlich nicht aufgefallen.«
Suz schwieg und nahm einen weiteren Schluck von Buffys Mineralwasser.
»Hast du mit irgendjemand darüber gesprochen?«, fragte Buffy. »Was ist mit Leilas Familie? Wissen ihre Leute nicht, wo sie ist?«
Suz schüttelte den Kopf. »Ich habe es versucht«, antwortete sie. »Aber ich komme nicht gerade gut mit Leilas Mom aus.
Sie glaubt, dass ich einen schlechten Einfluss oder so auf sie habe.«
Oder so. »Was ist mit der Polizei?«, sagte Buffy. »Hast du Leila als vermisst gemeldet?«
Die Sängerin auf der Bühne brach plötzlich in wildes Gelächter aus. Suz Tompkins schloss sich ihr an.
»Bleib auf dem Teppich«, sagte sie knapp. »Sieh mich an, Buffy. Die Cops haben dieselbe Meinung von mir wie deine Freundin Cordelia und Leilas Mom. Sie werfen einen Blick auf mich und sehen einen zukünftigen Knacki. Wenn ich den Cops 43
erzähle, dass ich mir Sorgen mache, weil eine meiner Freundinnen ihr Kinodate nicht eingehalten hat, garantiere ich dir, dass die sich einen Ast ablachen.«
»Könnte Leila nicht einfach abgehauen sein, ohne euch etwas davon erzählt zu haben?«, forschte Buffy nach.
Noch bevor sie ihren Satz richtig beendet hatte, schüttelte Suz Tompkins heftig den Kopf.
»So etwas würde sie nie tun«, versicherte sie nachdrücklich.
»Warum nicht?«
Suz’ Gesicht lief zornesrot an. »Weil das nicht ihre Art ist!«, schrie sie fast.
»Würdest du bitte etwas leiser sein?«, zischte ihr ein Junge am Nebentisch zu. »Ich kann die
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