Mutter des Monats
Hängeschränke auf Augenhöhe, allerdings bevorzugte Rachel offene Regale. Das war alles halb so schlimm, denn die Schränke hatten Glastüren, die den Blick auf das geschmackvolle Innenleben freigaben: Stilsicher kombinierte Gläser mit selbst gemachten Marmeladen und Chutneys standen aufgereiht neben Töpfen mit heimischem Honig. Diese Küche bot einen rundum angenehmen Anblick, sie war weder trendig noch kitschig oder pseudoantik, sondern sang ein völlig zeitloses Loblied auf eine Heimeligkeit, in der sich alle, Oma Frieda, Frau Tiggy-Wiggel und sogar Nigella Lawson wohlfühlen konnten.
Rachel, die sich am massiven Eichentisch ihren Tagträumen hingegeben hatte, kam wieder zu sich. »Tschuldige. War ganz in Gedanken. Grünen Tee, meinte ich natürlich.«
Melissa wandte sich vom Wasserkocher ab und reichte Rachel grinsend eine Tasse. »Schon klar. Ich habe schon bemerkt, dass du nicht von deiner politischen Gesinnung sprichst.«
Rachel kicherte glücklich. Hallo, dachte sie, wusste ich doch, dass du mir sympathisch bist.
»Hmmm, ist der lecker!«
Mit einem zufriedenen Schmatzen nahm sie sich einen Keks. Die gemütliche Küche, Melissas Gastfreundschaft, Hamishs fester Schlaf – all das versetzte sie in einen tiefen, ja, fast trunkenen Entspannungszustand. Sie legte die Füße auf einen leeren Stuhl und lehnte sich zurück.
»Und was hat dich in diese Gegend verschlagen? Du bist neu hier, oder?«
Melissa pustete in die Tasse und nickte. »Na ja, man hat mir hier einen guten Job angeboten. Außerdem muss mein Mann viel fliegen, also ist die Nähe zum Flughafen wichtig, wenn wir ihn überhaupt sehen wollen. Was tatsächlich der Fall ist.«
»Das ist schön.« Rachel nahm sich noch einen Keks. »Mein Mann ist ausgeflogen.«
Melissa sah sie über den Rand ihrer Tasse hinweg an. »Wie lief es vor ein paar Tagen mit den Kindern? Bei ihrem Dad?«
»Ach, keine Ahnung.« Rachel rieb sich den Nacken. Als Chris auszog, hatte sich ein Muskel da hinten verkrampft und seitdem nicht mehr gelöst. »Sie erzählen nicht viel, wenn sie zurückkommen. Er packt die Sache völlig falsch an, wenn du mich fragst. Kommt immer kurz vor knapp, ist abgehetzt und nimmt sie nie an den gleichen Tagen. Wenn er sie hat, schleppt er sie ins Fußballstadion, ins Kino, in die Pizzeria, obwohl sie einfach nur zu Hause bleiben wollen, wo alles normal ist. Aber ich kann es nicht ändern. Wenn er es versaut, muss er es selbst ausbaden, oder?«
»Völlig richtig!«, stimmte Melissa zu. »Soll er sehen, wie er klarkommt.« Dann erhob sie sich, trat an die Spüle und dachte mit dem Rücken zu Rachel laut weiter: »Nur, dass es auch deine Kinder sind.«
»Stimmt.« Rachel trank einen Schluck Tee. »Das ist die Kehrseite. Es ist reine Zeitverschwendung, Ruhe in ihr Leben bringen zu wollen, wenn er alles durcheinanderwürfelt.«
»Das muss echt schwer sein.« Melissa beugte sich über den Geschirrspüler. »Man ist kein Paar mehr, bleibt aber immer Eltern.«
Rachel schluckte. Melissas Küche überforderte sie. Außerdem hatte sie zu viele Kekse gegessen, die lagen ihr schwer im Magen.
Nachspeise
Soufflés de chocolat et Grand Marnier
Vorbereitungszeit: Nur ein paar Minuten, ehrlich!
Alle glauben immer, Soufflés zu backen sei schwierig, aber ich mache die wirklich ganz nebenbei.
Kochzeit: Keine Ahnung.
Man schiebt sie rein, und sie gehen auf.
Anmerkung: Die Männer stehen drauf!
»Also, jetzt seht euch das an«, rief Bea begeistert. »Ich glaube, die Gewinnerin steht schon fest. Colette, das sieht fantastisch aus!«
Heather betrachtete das perfekte, fluffige Soufflé und spürte, wie ihr Magen sich beim Verdauen des vielen Entenfleischs verkrampfte. Gewinnerin? Sie hatte gar nicht gewusst, dass sie im Wettbewerb standen.
»Ich glaube, wir haben alle unser Bestes gegeben«, merkte Sharon an.
»Aber natürlich. Ihr wart alle wunderbar! So eine Hilfe. Wisst ihr …«, Bea lächelte in die Runde. Ihre Zähne waren so gleichmäßig und weiß, »… ich glaube, ohne euch hätte ich das alles nicht geschafft.« Und alle lächelten zurück.
»Für mich nicht, danke, Colette.« Sharon und Jasmine hoben gleichzeitig die Hand. »Genug gesündigt.«
Heather hatte schon den Löffel gehoben und wollte gerade loslegen – sie musste zugeben, es sah wirklich köstlich aus –, da ertönte es im Chor.
»Für mich auch nichts mehr.«
»Lieber nicht.«
»Ich verzichte besser.«
»Prima, dann bleibt mehr für mich übrig!« Georgina, die sich
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