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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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nur das schimmelige, alte Zeug, das sie schon zum Frühstück verschmäht hatte. Überraschung! Die Haushaltselfe war wieder nicht zum Supermarkt geflogen, um den Kühlschrank aufzufüllen. Das traf sie jetzt völlig unerwartet.
    Sie lehnte sich an die Tür und seufzte. So sah sie aus, die brutale Wirklichkeit einer Alleinerziehenden. Diese Erkenntnis traf sie mindestens dreimal am Tag wie ein Schlag in die Magengrube. Der Kühlschrank würde sich nicht von selbst füllen. Sie konnte sich noch an eine Zeit erinnern, als beim Öffnen das fröhliche Lichtchen aufgeblitzt war und irgendeine wunderbare Köstlichkeit sie angestrahlt hatte, an die sie nicht im Traum gedacht hätte. Keine volle Ladung für die ganze Familie, das hatte es nur bei Schweinegrippe oder Geburten gegeben, aber trotzdem. Gelegentlich waren kleine Kühlschrankwunder geschehen: Dann hatte plötzlich ein Fertiggericht für zwei im Regal gestanden oder Käsekuchen, den Chris am Bahnhof gekauft hatte, und immer wieder mal eine halb volle Flasche Wein. Es war einmal. Gewesen. Die Zauberkraft des Kühlschranks war versiegt. Er hatte kein Eigenleben mehr und war völlig auf Rachel angewiesen. Wie der Rest des Hauses, der Garten und das lästige Auto war auch er zu einer von der souveränen Staatsmacht ihres Verstands abhängigen Kolonie verkommen – was sie echt anödete, denn sie hatte einen Bärenhunger.
    Außerdem war ihr nach Feiern zumute. Ellies Gummistiefel hatten ihre Abenteuer beendet und standen wieder im Schrank. Das Buch war fertig und nach ihrer professionellen Meinung gar nicht so schlecht geworden. Vielleicht hatte sie kein Meisterwerk geschaffen und würde dieses Jahr nicht den Turner-Preis gewinnen – obwohl, die Lichtreflexe auf den Stiefelspitzen waren schon ziemlich genial –, aber die Bilder hatten einen besonderen Charme. Genau wie das Honorar, das sie dafür eingestrichen hatte. Jetzt konnte sie sich das Essen wieder leisten.
    Sie nahm die Milch aus dem Regal, schnüffelte daran – grenzwertig, aber die eindeutige Duftnote fehlte noch – und erinnerte sich sofort an Chris. Sie lächelte. Andere wurden vielleicht von Musik oder Madeleines in die Vergangenheit zurückversetzt, bei ihr waren es fast verdorbene Lebensmittel.
    Irgendwann in den letzten Monaten vor der Trennung: Es war elf Uhr an einem sonnigen Sonntagvormittag, als sie und ihre Kinder vom Bowling zurückkehrten und die Küche betraten. Chris saß allein am Esstisch, starrte vor sich hin und kaute freudlos auf einem Schweinekotelett herum.
    »Schmeckt’s?«, fragte sie.
    »Nee.« Er kaute angestrengt, wie ein Arbeiter, der schnell fertig werden will. »Aber morgen gehen wir essen, und bis dahin ist es schlecht.«
    »Ach so. Magst du nicht wenigstens ein bisschen Soße dazu, damit es nicht so trocken ist?«
    »Nee, schon okay.« Er würgte jeden Bissen hinunter und spülte gelegentlich mit Cappuccino nach. »Das wäre Verschwendung.«
    Da, in diesem entscheidenden Moment, über den sie nie gesprochen hatten, hatte Rachel Joshs Gesichtsausdruck gesehen. Es war wirklich nur ein kurzes Aufblitzen gewesen, denn kaum hatte Josh das Interesse seiner Mutter bemerkt, war der Ausdruck verschwunden, wie weggewischt. Seine Miene war wieder verschlossen und unergründlich geworden. Aber Rachel wusste, was sie gesehen hatte: einen kurzen Moment der Abtrünnigkeit, einen Anflug von Verwirrung und Scham. Hätte ihr Sohn seine Gefühle in Worte gefasst, hätte er wohl gesagt: »Hey, wieso benimmt sich Dad wie ein totaler Vollpfosten?«
    Rückblickend konnte Rachel ihren Sohn verstehen. Interessant, dass Chris, der sein Eheversprechen so wenig ernst genommen hatte, das Verfallsdatum von Lebensmitteln behandelte, als hätte Moses es in Stein gemeißelt. Sie zog ein Stück Speck aus dem Regal. Der war erst nächsten Dienstag fällig und trotzdem schon grünlich und hart. »Und weißt du was?«, sagte sie sich. »Du kannst ihn wegschmeißen. Einfach so. In den Müll. Dein Staat, deine Regeln.« Das Telefon klingelte, und sie hob nahezu beschwingt den Hörer ab.
    »Rachel. Hier ist Deborah. Bist du frei?«
    »Ja. Genau das bin ich. Frei. Regentin in meinem eigenen Reich.«
    »Gott sei Dank!«
    Rachel bemerkte das Zittern in Deborahs Stimme.
    »Könntest du herkommen?«
    Sie klang richtig aufgewühlt.
    »Es geht um den Fliegenden Teller .«
    War das ein unterdrücktes Schluchzen?
    »Ich habe ihnen viertausend Vorschuss gegeben. Bea hat gesagt, ich soll ihnen viertausend geben. Das habe

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