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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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doch gesagt, sie wollen Backöfen mitbringen und Speisewärmer und natürlich das Essen, jetzt ist kein Essen da, nicht mal ein paar verdammte Würstchen oder Brot, deshalb habe ich sie angerufen und …«
    »Gut, ich glaube, wir haben verstanden«, sagte Rachel.
    »Habe ich mir doch gleich gedacht«, warf Clover ein. »Pam, die diebische Köchin. Das trägt ihre Handschrift. Genau ihr Modus Operandi. Habe ich euch nicht gewarnt?«
    »Wir brauchen einen Plan B«, unterbrach Rachel.
    »Und hat mir jemand zugehört?«
    »Wie viel haben wir noch zur Verfügung?« Rachel trat auf der Suche nach dem restlichen Geld an den Küchentisch.
    »Das sollte euch eine Lehre sein.« Mehr besorgt als verärgert schüttelte Clover den Kopf.
    »Halt die Klappe, Clover.«
    Geld fand Rachel keines, dafür lauter Zettel mit Zahlen, als hätte Deborah nicht versucht, Spenden zu sammeln, sondern irgendein verrücktes Theorem zu lösen.
    »Und wo ist das Zelt? Sind etwa auch die Verleiher mit dem Vorschuss abgehauen?«
    »Nein, nein.« Deborah schniefte und putzte sich die Nase. »Man kann es von hier aus nicht sehen. Es steht unten am See.«
    »Warum das denn?« Rachel wurde langsam mulmig. Sie sprach langsam und deutlich wie ein Unterhändler bei einer Geiselnahme. »Warum. Steht. Das. Zelt. Am. See?«
    »Weil wir einen Ball am See veranstalten.« Erneutes Schluchzen. »Darum ging es doch. Oder etwa nicht?«
    »Das stimmt, aber damals hattest du ja auch einen Sommerball geplant, erinnerst du dich? Jetzt haben wir Dezember, Deborah. Draußen gießt es wie aus Eimern. Wir können den See nicht sehen. Wir werden nicht mal merken, dass es da draußen einen See gibt, es sei denn, jemand fällt rein und ertrinkt. Bevor wir überhaupt an den bescheuerten See kommen, gehen wahrscheinlich noch ein paar hops, weil es draußen so kalt ist.«
    »Gott o Gott!«, befand Clover zufrieden. »Ein totaler Albtraum!«
    »Jetzt mal langsam. Mark ist schon unterwegs. Ich habe ihn im Büro angerufen, und er hat versprochen, direkt nach Hause zu kommen.« Deborah tupfte sich die Wangen ab. »Er wird wissen, was zu tun ist. Das tut er immer.«
    Rachel verspürte einen Stich. Sie sah es vor sich, wie Mark Green, so wie George Clooney in Emergency Room , das Telefonat mit seiner verzweifelten, aber immer noch wunderschönen Frau beendete, sich die Armanijacke schnappte und so schnell wie möglich – in den Hubschrauber sprang? Im Privatjet über die Themse flog? – nach Hause eilte, um die Dinge in die Hand zu nehmen. Ja, ganz recht, sie, Rachel, war frei. Sie war Herrin im eigenen Haus, Regentin in ihrem eigenen Reich. Trotzdem war es vielleicht manchmal ganz schön, einen Mitregenten zu haben. Einen Hintern auf dem Thron neben ihr. Einen Prinzgemahl sozusagen.
    »Es ist verdammt nass da draußen.« Die Hintertür flog auf und brachte frischen Wind ins Zimmer. »Ich habe vorn geklingelt, war aber nicht sicher, ob ihr …«
    »Hi!« Rachel zog die Frau an sich und küsste sie auf beide Wangen. »Danke, dass du so schnell gekommen bist. Wir haben hier eine kleine Krisensitzung.«
    Sie wandte sich an die Runde.
    »Meine Lieben, ich dachte, wir könnten Hilfe gebrauchen, deshalb habe ich eine Top-Expertin zurate gezogen. Für diejenigen, die noch nicht das Vergnügen hatten: Das ist Melissa.«
20 Uhr: Der Ball
Aperitif
    »Wow, Deborah, du siehst umwerfend aus.«
    »Du aber auch. Tolles Kleid! Ist das neu?«
    »Ist es tatsächlich.« Jasmine drehte eine kleine Pirouette. »Hab ein kleines Vermögen dafür ausgegeben. Wir alle. Letzte Woche sind wir Mädels extra nach London gefahren und haben richtig Geld auf den Kopf gehauen.« Sie hielt Ausschau nach ihrem Mann, der mit Tony Stuart an der Bar stand. »Aber kein Wort zu Richard, verstanden? Habe alles mit seiner Karte bezahlt. Er weiß noch nichts von seinem Glück.«
    Seit Melissa die Krise entschärft hatte, fühlte Deborah sich zwar wieder etwas wohler, doch bei Jasmines Worten bekam sie schon wieder einen Kloß im Hals, der irgendwann bestimmt mit all den anderen Klößen zu einem Riesenkloß zusammenwachsen und sie ersticken würde. Warum sie diesen Kloß bekam, wusste sie nicht. Sie konnte momentan nicht klar denken, außerdem war Amüsieren angesagt.
    »Hi! Schön, dass du kommen konntest. Abgefahrene Schuhe!«
    Das Zelt sah fantastisch aus, mit Sand auf dem Boden, Seesternen und Fischernetzen an den Wänden, einem kobaltblau und weiß gestreiften Himmel und Sonnenschirmen an jedem Tisch. Besser als gedacht.

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