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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten
Autoren: Troy Una
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Mutter bald zurücksein muß! Sie hat Freitag einen Scheck ausgeschrieben und damit ihr Konto beträchtlich überzogen – und das für lange Zeit, dagegen hilft auch ein kleiner Flirt mit dem Bankdirektor nichts mehr.«
    »Wenn du damit sagen willst, daß meine Mutter …«
    »Gott bewahre! Wenn ich etwas über deine Mutter sagen will, sage ich es direkt … und mache keine Anspielungen. Natürlich würde sie nicht wissentlich mit einem ungedeckten Scheck zahlen, aber meistens hat sie keine Ahnung, wie ihr Konto aussieht. Ich versuche ja nur, dir zu erklären, daß der freundliche Bankdirektor, der deine Mutter so verehrt, zu seinem größten Bedauern dazu gezwungen war, ihr mitzuteilen, daß ihre Schecks von nun an wegen ungenügender Deckung retourniert werden, was ihrem Vagabundieren ein jähes Ende setzen wird.«
    Vagabundieren war kein Ausdruck, den Dina in Verbindung mit ihrer Mutter gerne hörte, aber um ehrlich zu sein, war es genau das, was sie tat, und abgesehen davon klangen Erics Ausführungen sehr vernünftig und flößten ihr Zuversicht ein. Sie überlegte: »Wäre es nicht wunderbar, Liebling, wenn du alle ihre Geldsachen geklärt hättest, bevor sie zurückkommt? Dann wüßte sie genau, wie sie dasteht, und könnte ein ganz neues Leben anfangen!«
    »Der Computer, der die finanziellen Angelegenheiten deiner Mutter in so kurzer Zeit zu lösen imstande wäre, ist leider noch nicht erfunden«, frotzelte Eric, und schon war der Streit wieder in vollem Gange.
    Jill hatte seltsame Hemmungen, mit George über ihre Mutter zureden. Nicht etwa, weil sie dem Mann, den sie liebte, etwas verheimlichen wollte, aber Georges Mutter war so ganz anders als Mammi, und es würde ihm vielleicht schwerfallen, zu verstehen, wie verschieden sie waren. Sie entschloß sich, das ganze als eine Art Ulk aufzuziehen.
    »Erinnerst du dich, ich hab' dir doch mal von Mammi und dem Hund, der einen Maulkorb tragen muß, und dem Auto und so weiter erzählt?«
    »Ja«, sagte George.
    »Stell dir vor, sie ist über alle Berge.« Jill gelang es, ein fröhliches Lachen zustande zu bringen. »Wahrscheinlich hat sie's nicht übers Herz gebracht, sich so schnell von dem Auto zu trennen. Und sie hat es ganz raffiniert angefangen. Als ich am Sonntag zurückkam, war sie schon fort, und ich konnte ihr nicht mal unsere Verlobung mitteilen, Liebling.«
    George lächelte sie an: »Was machst du denn für ein trauriges Gesicht, Liebling, du kannst ihr die große Neuigkeit schließlich auch schriftlich mitteilen.«
    Sie wußte, es wäre geschickter, sich jetzt aus der Gefahrenzone zu begeben und zu schweigen, aber das wollte sie nun auch wieder nicht. Darum fuhr sie fort: »Ja, natürlich, bloß daß wir nicht wissen, wo sie ist.«
    »Wenn man auf Reisen geht, sollte man immer eine Adresse hinterlassen, an die die Post nachgesendet werden kann«, meinte George tadelnd.
    Jill gab es auf.
    »Oh, gewiß doch, aber du weißt ja, sie ist so unbekümmert, die Idee als solche liegt ihr ganz fern.«
    In der Hoffnung, daß seine künftige Schwiegermutter nur im Hinterlassen von Adressen unzuverlässig war, wechselte George das Thema und sprach von anderen Dingen, hauptsächlich davon, wie sehr er Jill liebte und wie glücklich sie zusammen sein würden. Jill gelang es nicht, so glücklich zu sein, wie sie gerne gewollt hätte, denn die Sorge um ihre Mutter ließ ihr keine Ruhe, und sie empfand es als große Ungerechtigkeit, daß ihr eines Elternteil so wider die Natur handelte und fröhlich durch die Lande karriolte, ohne sich um den Seelenfrieden der eigenen Kinder zu scheren.
    Es gelang ihr, dieses Gefühl von gerechter Empörung noch einige Tage aufrechtzuerhalten, aber dann wurde ihre Angst um die Mutter so groß, daß sie auf Georges Liebkosungen nur noch wie ein Holzklotz reagierte, und so erzählte sie ihm kurz entschlossen die ganze Wahrheit.
    George enthielt sich jeglichen Kommentars und bemerkte nur trocken: »Was für ein abwegiges Benehmen für eine Mutter!« Jill schwieg. Die Abwegigkeit war leider nicht zu leugnen, sie hoffte bloß, er würde nicht auf die Abscheulichkeit des Ganzen näher eingehen. Es würde ihr nämlich schwerfallen zu schweigen, wenn George Mammi zu kritisieren anfinge, obwohl diese es mehr als verdient hatte. Aber er schwieg und strich ihr nur, ohne ein tadelndes Wort zu sagen, zart über die Wange.
    »Kein Wunder, daß du so bleich und teilnahmslos bist; aber mach dir nur keine unnötigen Sorgen. Von nun an werde ich mich
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