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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten
Autoren: Troy Una
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stotternd verstummten. Dann ergriff er das Wort: »Da Mutter jeden Augenblick zurückkommen kann, müssen wir uns im voraus einigen, welche Haltung wir ihr gegenüber einnehmen wollen. Um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden, wäre es wohl am besten, sie in dem Glauben zu lassen, daß wir diese kleine verrückte Eskapade nie ernst genommen haben und das Ganze als einen dummen und etwas geschmacklosen …«, das Wort blieb ihm schier in der Kehle stecken, aber er brachte es doch heraus, »… Streich betrachten, den sie uns weiß der Teufel warum gespielt hat.«
    »Na ja, für sie ist wenigstens noch eine letzte, allerdings höchst überflüssige Spritztour dabei herausgesprungen – aber eigentlich haben wir ja etwas Ähnliches erwartet«, sagte Jill.
    »Also gut, wollen wir das als allgemeine Richtlinie im Auge behalten.«
    Dina blieb skeptisch: »Meinst du wirklich, James, daß sie jeden Moment zurückkommen kann?«
    James schüttelte liebevoll und mitleidig den Kopf über die verrückten Einfälle seiner Mutter. »Sie hat gar keine andere Wahl.«
    Das war ein äußerst beruhigender Gedanke, und die frühere Entschlossenheit der drei kehrte wieder zurück. Es war fast so, als hätten sie ihre vagabundierende Mutter schon wieder am Gängelband und könnten ihr taktvoll und feinfühlig wie immer jegliche Sorgen abnehmen. Jill verlieh den Gefühlen aller Ausdruck: »Natürlich wird alles gut ausgehen, aber ich würde doch viel drum geben, wenn ich wüßte, wo diese verrückte Person in diesem Moment steckt.«
    Obwohl es den Browns als Gruppe gelungen war, ihr seelisches Gleichgewicht mehr oder minder wiederherzustellen, überfielen jeden einzelnen, kaum daß sie sich getrennt hatten, neue Zweifel und Sorgen. James, der als Ehemann mit Recht auf das Verständnis seiner Frau hoffte, wurde bitter enttäuscht. Pamelas einziger Kommentar: »Ich habe schon oft von Kindern gehört, die ihren Eltern fortlaufen, aber der umgekehrte Fall ist mir ganz neu.«
    James fand die Bemerkung äußerst fehl am Platze. Er erwiderte streng: »Mutters seltsames Benehmen kann nur die Folge ständiger Überforderung sein. Ich fürchte, wir haben nicht früh genug gemerkt, wie sehr sie mit den Nerven herunter ist.«
    »Und als du es merktest, James, hast du sie da nicht vielleicht mit allzu großer Strenge ein wenig verschreckt?«
    Jetzt fühlte James sich wirklich verletzt.
    »Ich habe dir doch genau auseinandergesetzt, wie die Dinge liegen. Kannst du mir vielleicht sagen, welche andere Lösung wir hätten finden können?«
    »Ich weiß, Liebling«, gab Pamela reumütig zu, »die blutrünstigen Steuerbeamten und all das. Auf der anderen Seite … ich meine, wenn jemand wie deine Mutter in ihrem Alter zum erstenmal tun kann, was sie will, statt immer nur zu tun, was andere wollen, dann kann man verstehen, daß ihr das ein wenig zu Kopf gestiegen ist und sie diese Freiheit um keinen Preis mehr aufgeben will, komme, was da wolle.«
    James fand, dieses konfuse Gerede sei keiner Antwort wert. Er wollte schließlich von seiner Frau beruhigt werden, und so meinte er: »Sie kann nicht lange fortbleiben, höchstens eine Woche.«
    Pamela legte ihm liebevoll den Arm um die Schultern und stimmte ihm zu: »Ach, höchstens, armer Schatz!« James fühlte sich irgendwie getröstet, war aber nicht ganz sicher, wem der ›arme Schatz‹ wohl gegolten hatte.
    Eric kam Dina gerade recht. Sie brach sofort einen Streit mit ihm vom Zaun.
    »Das nennt sie also ein ruhiges Wochenende!« spöttelte er.
    »Willst du damit etwa sagen, daß Mammi gelogen hat?«
    »Liebes Kind!« wehrte Eric diese Unterstellung entsetzt ab.
    »Was soll es dann heißen! Hatte sie ein ruhiges Wochenende nötig, ja oder nein?«
    Eric konnte seine Bewunderung nicht verbergen: »Donnerwetter, das hast du geschickt hingedreht.«
    »Ist das alles, was dir zum Verschwinden von Mammi einfällt? Und vielleicht ist sie nicht nur fort … sondern … o Gott!«
    »I wo, sie ist sicher putzmunter. Ich bin erstaunt, daß wir noch nichts von ihr gehört haben. Der komische Wagen und der komische Hund und deine … Mutter können gar nicht vermeiden aufzufallen, ganz egal wo.«
    »Wenn du denkst, du kannst das alles mit einem Lachen abtun, dann bist du gefühlloser, als ich dachte.«
    »Hör zu!« lenkte Eric ein und gab sich innerlich einen Ruck, weil er fand, Dina hätte ein Recht darauf, daß er ihr jetzt hilfreich zur Seite stand, »ich weiß schließlich besser als jeder andere, daß deine
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