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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten
Autoren: Troy Una
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eine Pfote vor und gab sich redlich Mühe, wie ein Schoßhündchen auszusehen. Mr. Blaney grinste. »Liebst du mich, dann lieb' auch meinen Hund, nicht wahr, so heißt es doch? Nein, nein, wir werden ihn nicht vor die Tür setzen, das könnten wir Ihnen ja gar nicht antun, Mrs. Brown.«
    Elsie verabschiedete sich mit vielen Dankesbezeugungen, als andere Gäste hereinkamen, deren die Blaneys sich annehmen mußten. Ein kleiner Page – ein Hotelpage in Dooneen! – führte sie und Cucullan auf ihr Zimmer. Cucullan sprang sofort aufs Bett – aber auch der gescheiteste Hund braucht schließlich ein oder zwei Tage, um ein tadelloser Hotelhund zu werden! Elsie scheuchte ihn schnell wieder herunter- und der nette kleine Page tat, als ob er nichts gesehen hätte, und verließ sie mit einem verschwörerischen Grinsen auf den Lippen.
    Endlich in Sicherheit! Elsie holte tief Atem und blickte sich im Zimmer um, dann ging sie zum Fenster, schaute auf das glitzernde Meer und schließlich auf Cucullan.
    »Im sicheren Hafen nach stürmischer Fahrt«, sagte sie dankbar.

SECHSTES KAPITEL
    Als Elsie mit Cucullan wieder in die Hotelhalle kam, war ihr, als schritte sie schnurstracks in die Vergangenheit, denn die ersten, auf die sie dort traf, waren die beiden Fräulein Bradshaw aus dem Glebe-Haus – vor fünfundzwanzig Jahren schon ältlich, jetzt alt und ein wenig verhutzelt, wirkten sie ansonsten völlig unverändert. Die beiden erkannten sie auch sofort wieder, und Miss Caroline rief: »Elsie O'Leary!« Und Miss Bessie sagte: »Liebe, kleine Elsie!« – »Elsie Brown, schon seit geraumer Zeit«, verbesserte Elsie sie lächelnd, und Miss Caroline erinnerte sich: »Ach ja, natürlich, Sie haben doch diesen netten Engländer geheiratet!«, und Miss Bessie fügte in einem liebevollen Befehlston hinzu: »Nun setzen Sie sich mal hin, Kind, und erzählen Sie uns, wie es Ihnen ergangen ist.«
    Sie war immer ein besonderer Liebling der Fräulein gewesen. Das Glebe-Haus war von ›O'Learys Familien-Hotel‹ nur durch eine Ligusterhecke getrennt, und wenn man die Stimme erhob, wurde man auf der anderen Seite gehört. Als Kind hatte Elsie oft hinübergerufen, um zu fragen, ob sie für die Fräulein Bradshaw irgend etwas besorgen könne, und die beiden hatten sie gelegentlich lautstark zu einem Plauderstündchen oder zu einer Tasse Tee eingeladen. Die Bradshaws aus dem Glebe-Haus waren seit Generationen die wichtigste Familie in Dooneen, doch zu Elsies Zeiten gab es nur noch diese zwei verarmten, unverheirateten Schwestern, die in dem verwitterten Haus in karger Vornehmheit lebten. Als Elsie mit ihrem Lebensbericht fertig war – sie hatte natürlich einiges ausgelassen –, vernahm sie zu ihrer Freude, daß die Lage der beiden alten Fräuleins sich mittlerweile sehr verbessert hatte.
    »Wir sind richtige Kapitalisten geworden«, sagte Miss Caroline. Sie zog ihren lavendelfarbenen Spitzenschal enger um die schmalen Schultern und kicherte schelmisch. »Dooneen ist zum Eldorado Südirlands geworden, und der Goldrausch hat uns alle gepackt.«
    Und dann erfuhr Elsie, wieso Dooneen demnächst sogar die Riviera in den Schatten stellen würde. Das hatte man alles einem gewissen Konrad Radokov zu verdanken, der zur Zeit in diesem Hotel mit seiner Frau Zilla residierte. »Er ist das, was wir einen Mitteleuropäer nennen«, erklärte Miss Bessie, »ein äußerst kosmopolitischer und kultivierter Mann. Er steht im Ruf, ein Multimillionär zu sein, auf jeden Fall ist er sehr reich, daran gibt es keinen Zweifel.« – »Sicher Erdöl oder Stahl oder so was«, bemerkte Miss Bessie seltsam vage. »Er ist erst kürzlich zum erstenmal nach Irland gekommen, hat aber sofort mit scharfem Blick die großen touristischen Möglichkeiten Dooneens erkannt. Nun ist er zurückgekehrt, um hier einen Teil seines Geldes zu investieren, und mit Hilfe dieses energischen und klugen Geschäftsmannes wird Dooneen sicher bald der berühmteste Badeort Irlands sein.« – »Angesichts seiner weitläufigen, weltumspannenden Interessen«, ergriff Miss Caroline jetzt das Wort, »ist dieses Projekt für ihn wahrscheinlich nur ein netter Zeitvertreib, aber für unsere kleine Stadt und für das ganze Land ist sein Vorhaben natürlich ungeheuer wichtig. Ich könnte mir vorstellen, daß er irgendeinen schöpferischen Drang in sich verspürt, dem er hier freien Lauf läßt. Die Geschäfte mit Erdöl und Stahl sind sicher sehr prosaisch.«
    Dooneen sollte eine richtige
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