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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten
Autoren: Troy Una
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Sehenswürdigkeit werden. Die großzügig konzipierten Baupläne seien im Rathaus ausgestellt, so daß sie sich jeder ansehen könne. »Luxushotels!« betonte Miss Bessie und schlug staunend die Hände zusammen. »Arkaden! Gärten! Kasinos! Schwimmbäder und Saunas! Ach, man kann es gar nicht alles aufzählen!« Miss Caroline kicherte. »Kurz gesagt, Dooneen ist ›in‹, ich glaube, so nennt man das heutzutage.« Beide Fräulein Bradshaw erklärten ihr weiter, daß die irische Regierung sehr großzügig im Gewähren von Krediten und Steuererleichterungen sei, um ausländischen Industriellen, die die Entwicklung des Landes fördern könnten, einen Anreiz zu bieten, und auch Mr. Radokovs Pläne unterstütze sie sehr. Man munkelte sogar, daß der Präsident selbst bei der Grundsteinlegung des ersten Bauwerks mit einem Silberspaten den symbolischen ersten Spatenstich tun werde. »Einige Leute haben natürlich immer zu meckern«, fuhr Miss Bessie mit einem listigen Augenzwinkern fort, »sie meinen, unsere Regierung sei zu großzügig, und in gewisser Hinsicht haben sie recht: Manche Ausländer sind ganz einfach große Halunken – erst streichen sie die Regierungsgelder ein und leben auf großem Fuß, bis die steuerfreie Periode zu Ende ist, und dann verschwinden sie sang- und klanglos. Aber bei unserem Mr. Radokov kommt so etwas natürlich nicht in Frage!«
    Er sei ein ganz uneigennütziger Mann, erzählten sie Elsie, und deshalb wären die Aussichten für die Einwohner von Dooneen auch ganz wunderbar und einzigartig. Mr. Radokov habe bei einer offiziellen Sitzung in Gegenwart von zwei Regierungsmitgliedern erklärt, daß er es nur gerecht fände, wenn die Bevölkerung nicht nur indirekt, sondern auch direkt an dem bevorstehenden Wohlstand beteiligt würde, und habe sofort unter starkem Applaus eine Genossenschaft zur Förderung der Dooneener Interessen ins Leben gerufen, in die jeder Geld einzahlen könne, und er selbst habe sich netterweise als Vorsitzender zur Verfügung gestellt.
    »Und jeder hat natürlich die großartige Gelegenheit wahrgenommen«, lächelte Miss Bessie, »sogar die Kinder verzichteten auf ihre Süßigkeiten, um aus ihrem Taschengeld Zinsen zu schlagen.«
    »Und um sich in der glorreichen Zukunft an zu vielen Bonbons den Magen zu verderben«, fügte Miss Caroline trocken hinzu. »Sie sehen, meine Liebe, die Segnungen der Konsumgesellschaft werden auch uns bald zuteil werden.« Dann lachte sie herzlich. »Aber es liegt mir fern, mich darüber zu beklagen! Man sagt schon nicht zu Unrecht, daß die Begüterten sehr schnell bei der Hand sind, vor den Gefahren des Wohlstands zu warnen, sobald er in die Reichweite der Minderbemittelten kommt.«
    »Ich glaube, reich zu sein wäre einfach himmlisch«, sagte Elsie mit einem Seufzer.
    »Es ist sehr angenehm«, Miss Bessie strahlte ihre Schwester an, »nicht etwa, daß Caroline und ich es sind, natürlich nicht, aber dank Mr. Radokov stehen wir jetzt viel besser da, als wir es uns je hätten träumen lassen. Er hat uns das Glebe-Haus abgekauft, und zwar zu einem äußerst anständigen Preis.«
    Mr. Radokov und seine Frau waren von Irland anscheinend so begeistert, daß sie beschlossen hatten, sich hier niederzulassen. Natürlich würde er wegen seiner weitverzweigten Geschäftsinteressen häufig längere Zeit abwesend sein, aber seinen ständigen Wohnsitz wollte er von nun an in Dooneen haben.
    »Für uns ist es natürlich eine Ideallösung«, meinte Miss Caroline zufrieden, »wir wohnen jetzt hier im Hotel, aber das liebe alte Haus ist ja nur ein paar Schritte entfernt, und Mr. Radokov hat uns versichert, es stünde uns immer offen, auch in Zukunft, wenn er es renoviert hat und dort eingezogen ist. Zur Zeit benutzt er nur das kleine Wohnzimmer als sein Privatbüro. Das restliche Haus ist geschlossen, er ist so ein netter Mensch!« Und Miss Bessie fügte hinzu: »In unserem Alter ist es eine große Erleichterung, sich nicht mehr um einen Haushalt kümmern zu müssen. Wir sind sehr glücklich im Hotel, und Mr. und Mrs. Blaney sind beide äußerst freundlich und zuvorkommend. Ach, meine Liebe, Sie glauben gar nicht, was für schrecklich verwöhnte und verhätschelte alte Damen wir geworden sind!«
    Elsie lächelte über die beiden rührenden alten Fräulein, die wie Tauben gurrten und gar nicht genug Gutes über ihren Wohltäter sagen konnten; aber gleichzeitig hielt sie ein wachsames Auge auf Cucullan, der die Halle genau durchforschte und überall
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