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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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herumschnüffelte, was er immer tat, wenn er sich auf fremdem Territorium befand. Doch plötzlich ließ ihn ein Ausruf von Miss Caroline schuldbewußt hochfahren.
    »Bessie! Ist es möglich, daß dieser seltsame Hund mit deiner Handtasche spielt?«
    Miss Bessie tastete auf dem Boden hinter dem Sessel nach ihrer Petit-Point-Handtasche – sie war verschwunden. »O je, das tut mir aber leid!« rief Elsie erschrocken, lief in die Ecke, wo Cucullan saß, und zog vorsichtig die Handtasche aus seiner Schnauze. Die Fräulein Bradshaw richteten sich steif in ihren Sesseln auf, als Elsie mit dem schwanzwedelnden und zähnebleckenden Cucullan zurückkam. »Das ist seine Art zu lächeln«, erläuterte sie, wie sie das immer in solchen Fällen tun mußte. »Er ist sehr gutmütig und hätte Ihre Handtasche sicher nicht kaputt gemacht.« Aber sie vielleicht vergraben, dachte Elsie. Zu Hause tat er das besonders gern, doch da war es nicht so schlimm, weil der Garten ziemlich klein war, aber hier … Sie blickte besorgt auf die ausgedehnten Parkanlagen draußen. »Es ist eine kleine Unart von ihm, die ich ihm fast schon abgewöhnt habe, aber vielleicht ist es doch ratsamer, nichts in seiner Reichweite liegenzulassen, bis er sich wirklich wie ein guterzogener Hund benimmt und nicht wie eine diebische Elster.«
    Cucullan setzte sich, wedelte mit dem Schwanz und lächelte die Fräulein Bradshaw an, die ihn ungläubig anstarrten. Wie allen schien auch ihnen diese erste Bekanntschaft mit Cucullan die Sprache zu verschlagen. Schließlich sagte Miss Caroline zögernd: »Ich dachte, es wäre ein streunender Hund, der zufällig mit Ihnen hereingekommen ist, meine Liebe.« Aber dann entschlossen sie sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. »Ja, mhm, ja, ein bemerkenswerter kleiner Hund.« Und Miss Bessie fügte liebenswürdig hinzu: »Und wie erstaunlich, daß er lächeln kann, bestimmt ist er sehr gutmütig.«
    »O ja, doch«, beteuerte Elsie – etwas unsicher in Erinnerung an den Polizisten. »Eigentlich ist er ein Wachhund, doch im Grunde ist er lammfromm.«
    Cucullan strafte sie sofort Lügen, indem er hochfuhr und das Paar, das eben in der Tür erschien, wütend anbellte. Es war ein hochelegantes Paar; der Mann groß und gutaussehend mit einem rötlich-blonden Vollbart, der jedem stolzen Wikinger zur Ehre gereicht hätte; die Frau hochgewachsen, dunkelhaarig und mit ebenmäßigen Zügen. Elsie vermutete sofort, daß es die Radokovs waren, aber sie mußten erst warten, bis Cucullan sich beruhigt hatte. Erst dann war es möglich, sich miteinander bekannt zu machen, und sogar jetzt knurrte er noch weiter. Und es war nicht etwa Cucullans übliches, kommunikationsheischendes Knurren, sondern ein böses, stoßweises Hofhundknurren. Elsie konnte nicht verstehen, was ihn so ärgerte, vielleicht der Vollbart. Er war nicht an Vollbärte gewöhnt. Zilla Radokov nahm ihre Entschuldigungen mit einem etwas verächtlichen Lächeln entgegen.
    »Kleine Hund sein oft laut und dumm, das sein zu erwarten, wie kleingewachsene Menschen. Ich nicht haben Angst vor kleine Hund, Mrs. Brown, auch nicht vor große.«
    Ihre lohfarbenen Augen funkelten. Ihrem Aussehen nach zu urteilen war ihr Angst so unbekannt wie einem schwarzen Panther. Konrad Radokov machte eine ruckartige Verbeugung aus der Hüfte, nahm Elsies Hand und führte sie an die Lippen.
    »Habe die Ehre.«
    Seine hellblauen Augen – in dem linken war ein kleiner Fleck – schauten tief in die ihren. Elsie glaubte, ein kurzes Aufblitzen der lohfarbenen Augen neben ihm erhascht zu haben. Du liebe Zeit, wenn die Pantherin so eifersüchtig war, dann war sie dümmer als jeder kleine Hund oder ›kleingewachsene‹ Mensch! Miss Caroline bemerkte: »Wir haben unserer lieben Elsie schon alles über Sie erzählt, Mr. Radokov.«
    »Alles?« – die Zähne, die durch den Wikinger-Vollbart blitzten, waren so vollkommen wie die von Cucullan –, »wie schrecklich! Die arme Mrs. Brown. Sie werden schon gelangweilt sein von mir.«
    »Im Gegenteil«, stellte Elsie sachlich fest, »es hat mich alles sehr interessiert.«
    »Ach, wirklich? Also nicht ganz gelangweilt? Aber ich vergessen, Sie sein die zurückgekehrte Emigrantin, ja? Und auf der anderen Seite vom Meer haben Sie lange und lieb gedacht an Smaragdinsel und an kleine Stadt?«
    »Eigentlich nicht, Mr. Radokov, wenigstens nicht bis vor kurzem. Aber natürlich bin ich entzückt, von all den großen Dingen zu hören, die hier geplant werden.« Die

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