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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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ihr schwanzwedelnd entgegen, glitt auf dem blitzenden Parkett aus und schlidderte vor ihre Füße. Miss Harriet McDermott war älter als ihr Bruder; eine große, griesgrämige Bohnenstange, deren eisgraues Haar straff aus dem strenggeschnittenen Gesicht gekämmt war. Sie wirkte so feindlich und steinern wie das Haus, das sie für ihn seit zwanzig Jahren führte. Sie begrüßte Elsie mit einem leichten Neigen des Kopfes und einem kühlen »Guten Tag«. Dann blickte sie ausdruckslos auf Cucullan herunter. Das gewinnende Lächeln, das um seine Hundeschnauze gespielt hatte, verschwand, seine Ohren hingen herunter, er trat behutsam den Rückzug über die trügerische Oberfläche an. Elsie versuchte, ihr eigenes gewinnendes Lächeln irgendwie festzuhalten. Sie konnte beim besten Willen keine Kratzer- oder Pfotenspuren auf dem Parkett entdecken, aber mit Rücksicht auf all die mühevollen Stunden und die vielen Dosen Bohnerwachs, die nötig gewesen waren, um diese spiegelartige Wirkung zu erzielen, sagte sie: »Vielleicht sollte ich lieber meinen Hund draußen lassen, er ist im Wagen gut aufgehoben.« Owen lachte.
    »Fragt sich nur, ob der Wagen bei ihm gut aufgehoben ist. Cucullan ist ein Hund, den ich lieber nicht aus den Augen lasse.« Seine Stimme schien Cucullan zu beruhigen, denn er fing sofort wieder an, mit dem Schwanz zu wedeln. »Aber mach dir keine Sorgen, Harriet, er hat ausgezeichnete Manieren.« Harriet neigte wieder den Kopf mit einem Minimum an Höflichkeit. »Ich dachte, wir können noch schnell eine Tasse Tee trinken, bevor ich meine Runde antrete.«
    »Da ich euch erwartet habe, steht natürlich alles schon bereit, ich brauche nur noch den Tee aufzugießen.« Harriet ging zum Tisch in der Halle, auf dem ein Notizblock lag. »Mrs. O'Meara hat wieder angerufen. Sie sagt, es sei dringend.«
    »So dringend wird es nun auch wieder nicht sein. Mir ist jedenfalls noch kein Patient an Hexenschuß gestorben.«
    »Sie sagt, sie hätte größere Schmerzen als sonst. Aber wie du meinst. Wärst du bitte so nett, Mrs. Brown ins Wohnzimmer zu führen.«
    Auf einem kleinen Tisch standen zwei Teller, auf dem einen lagen hauchdünne Brotscheiben mit Butter, auf dem anderen ein paar Kekse – alles sehr korrekt, aber auch gerade das Minimum! Elsie fragte sich, ob speziell sie hier unerwünscht sei oder überhaupt jeder Besucher. Wenn der Haushalt zum Selbstzweck wird, dann ist jeder Gast ein lästiger Eindringling. Sogar die Rosen in der Kristallvase waren so makellos, daß sie fast künstlich wirkten. Elsie beobachtete voller Unruhe Cucullan, der wie üblich seine neue Umgebung einer genauen Prüfung unterzog, und dann merkte sie, daß Owen sie betrachtete.
    »Mein liebes Mädchen« – (natürlich nur eine Redensart, aber es war nett, so tituliert zu werden!) – »bloß keine Aufregung! Zu meines Vaters Zeiten war dieses Haus voll von Hunden.«
    Elsie sprang auf und ergriff Cucullan, bevor er auf den Sessel, den er sich bedächtig ausgewählt hatte, heraufspringen konnte.
    »Ein sehr schöner Raum.«
    »Ja, nicht wahr? Meine eigenen Zimmer liegen nach hinten raus, mit Blick auf den Garten. Einige der Stühle sind allerdings ein wenig durchgesessen, aber ich hoffe, daß Cucullan großzügig darüber hinwegsehen wird.«
    Elsie mußte Cucullan zum zweiten Mal verscheuchen, dann antwortete sie: »Da bin ich gar nicht so sicher. Es scheint ein Sheraton-Liebhaber zu sein.«
    Sie lachten noch beide, als Harriet auf einem Silbertablett eine silberne Teekanne und einen Krug mit kochendem Wasser hereinbrachte. Das Eingießen des Tees und das Anbieten der Brötchen und Kekse half, das Stocken der Unterhaltung zu überbrücken, die sowieso hauptsächlich Owen in Gang hielt. Einmal wurde ihm eine ziemlich scharfe Rüge zuteil, als er Asche auf den Teppich fallen ließ; er nahm sie aber ruhig und gut gelaunt hin, und Elsie fragte sich, ob Harnet vielleicht mehr an ihrem Haus als an ihrem Bruder lag. Sie schien unter einem wahren Sauberkeitsfimmel zu leiden! Elsie bemerkte die schnellen Blicke, die sie von Zeit zu Zeit Cucullan zuwarf, der jetzt zum Glück ruhig unter und nicht auf einem Sessel lag. Aber nun bestand natürlich die Gefahr, daß er Haare auf dem kostbaren, frisch gesaugten Teppich hinterließ. Elsie dachte fast mitleidig, daß die vielen Hunde ihres Vaters wahrscheinlich eine wahre Tortur für diesen Ausbund an Vollkommenheit gewesen sein mußten. Doch obwohl die jetzige Tortur nicht so groß und auch zeitlich

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