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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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mögen Sie wohl auch nicht sehr im Moment, was?« fragte dieser freche Junge. »Sie steh'n sich selbst im Licht, glauben Sie mir. Lachen Sie, und die Welt wird mit Ihnen lachen …«
    »Würden Sie bitte die Güte haben, mich allein zu lassen. Mir ist nicht nach Lachen zumute, allerdings auch nicht nach Weinen.«
    »Wenn ich's mir recht überlege, seh'n Sie auch viel zu mies gelaunt zum Weinen aus, Miss Brown.« Mit diesen Worten setzte er sich unverschämterweise neben sie. Jills Blicke hätten jeden empfindsamen jungen Mann verjagt, aber dieser fuhr sich nur gleichmütig mit den Fingern durchs Haar, wodurch sie auch nicht gerade ordentlicher wurden. »Nein, ich will nicht mit Ihnen poussieren, Miss Brown, nichts liegt mir ferner! Wenn ich das wollte, dann würde ich das raffinierter anfangen, Miss Brown. Nein, ich unterhalte mich bloß mit Ihnen, weil Ihre Mutter Sie mir per Distanz vorgestellt hat, Miss Brown.«
    »Hören Sie doch schon um Gottes willen auf, mich ›Miss Brown‹ zu nennen, und gehen Sie endlich fort«, zischte Jill.
    »Also gut: Jill – das ist wirklich nett von Ihnen; hübscher Name übrigens.«
    »Das Ende vom Satz haben Sie wohl nicht gehört?«
    »Aber, aber, wer wird denn gleich so kratzbürstig sein. Oder sind Sie so altmodisch, daß Ihnen die Vorstellung nicht formell genug war?«
    Er hätte ganz amüsant sein können, wenn er weniger frech und aufdringlich gewesen wäre. »Gestatten, daß ich mich vorstelle: Mr. O'Rahilly, Starreporter. Aber Sie, Jill, dürfen mich natürlich Fergus nennen.«
    Jill starrte ihn mit der ganzen Wut und Verachtung an, deren sie fähig war.
    »Dann waren also Sie es …«
    »Kein anderer! Gehört zu meinen erfolgreichsten Erstmeldungen.« Sie hätte sich gleich denken können, daß Wut und Verachtung an jeden Zeitungsreporter verschwendet waren, aber an diesen anscheinend ganz besonders. »Um der Wahrheit die Ehre zu geben«, fügte er bescheiden hinzu, »gelingt es mir nicht oft, in der englischen Presse abgedruckt zu werden.«
    »Ja, das kann ich mir lebhaft vorstellen.« Natürlich war er dickfelliger als jeder Elefant, aber irgendwie mußte er doch eine schwache Stelle haben, an der man ihn treffen konnte. »An welcher Zeitung sind Sie denn Starreporter, Mr. O'Rahilly?«
    »Fergus, bitte! Am ›Dooneener Wochenblatt‹. Genauer gesagt, ich bin der einzige Reporter und damit automatisch der beste. Aber trotz dieser einzigartigen Stellung, die ich bei unserem Lokalblatt bekleide, will ich Ihnen nicht verschweigen, daß ich sie nur als erste Stufe auf der Leiter des Erfolges betrachte. Vielleicht sehe ich nicht so aus, aber ich bin der typische, rücksichtslose, ehrgeizige Vertreter der Leistungsgesellschaft.«
    »Für mich sehen Sie noch nicht mal wie der Reporter eines Käseblättchens aus, sondern eher wie ein hochaufgeschossener Schuljunge.« Jill konnte ganz schön grausam sein.
    »Verzeihen Sie, wenn ich das sage, aber abfällig über Dinge zu urteilen, die man nicht kennt, verrät eine sehr kleinbürgerliche Denkweise. Wir gehen freitags in Druck, und dann werde ich Ihnen unsere nächste Nummer mitbringen.« Er strich sich übers Kinn. »Und was mich betrifft, so sind Sie doch sicher klug genug, um zu begreifen, daß mein engelsgleich unschuldiger Gesichtsausdruck und mein offener Blick mir in meinem Beruf ungemein nützlich sind?« Jill, die schon seit einigen Minuten ein Lachen nur mühsam unterdrückt hatte, platzte jetzt los. Fergus freute sich: »Sehen Sie, so gefallen Sie mir schon viel besser. Schließlich sind Sie doch noch ziemlich jung und sehen auch ganz passabel aus …«, Jill ignorierte lächelnd diese nicht sehr schmeichelhaften Komplimente, »… und dies ist Ihr erster Ferientag in dem schönen und bald berühmten Seebad Dooneen, und statt vergnügt zu sein, machen Sie ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Also, nun mal raus mit der Sprache, wo drückt der Schuh? Vertrauen Sie dem lieben Onkel Fergus, und Sie werden sehen, alles ist gleich wieder gut.«
    »Damit der liebe Onkel Fergus es in seinem Käseblättchen auswalzen kann?«
    »Haben Sie so was Tolles angestellt? Na, das glaub' ich nicht. Sie sehen mir gar nicht nach einer Massenmörderin aus, aber selbst wenn Sie es wären – ich schwöre Ihnen: Ihre Geheimnisse sind mir heilig!« Dann blickte er sie stirnrunzelnd an. »Also, wenn ich denke, daß ich meine ganze Sippe, ohne mit der Wimper zu zucken, für einen Zeitungsartikel über die Klinge springen ließe, dann

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