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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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dachte James mit jener freundlichen Toleranz, die ausgeglichene Ehemänner für die Gefühlsschwankungen ihrer geliebten Frauen übrig haben.
    Pamela schien nicht besonders entzückt, als sie von seinen Urlaubsplänen hörte. »Du brauchst etwas Abwechslung«, meinte James. Mit einem kurzen, freudlosen Auflachen antwortete Pamela: »Schon möglich, aber ich kann mir was Besseres vorstellen als ein gottverlassenes irisches Kaff.« James erklärte ihr geduldig, daß es gerade für einen Londoner keine größere Abwechslung gäbe als ein irisches Dorf, aber Pamela blieb hart. »Nicht für eine Mutter von Zwillingen, die in einem Londoner Vorort lebt.«
    »Wart's ab!« versprach James triumphierend, »und glaub mir, es wird ein richtiger Urlaub werden. Du brauchst den ganzen Tag nichts zu tun, als dich zu amüsieren.« Und dann erzählte er ihr von seinem Plan, die Kinder zur Großmutter (zu der anderen, vernünftigen) zu schicken, die sich schon jetzt riesig darauf freue, sie bei sich zu haben. Unverständlicherweise erklärte Pam, daß sie um nichts in der Welt dazu bereit sei, sich drei Wochen lang von den Zwillingen zu trennen, aber jetzt blieb James hart. Pams Mutter und er waren schon längst der Meinung, daß Pam mal richtig ausspannen müsse. »Du wirst sehen, Schatz«, sagte James und lächelte sie an, »es wird eine zweite Hochzeitsreise sein.« Schließlich lächelte auch Pam und erwiderte leise: »Ach, James, Liebling!« Und von dem Tag an war sie wieder fast so fröhlich und optimistisch wie früher – bis zum Vorabend ihrer Abreise nach Irland. Da sah sie, wie er die Lehrbücher für seinen Universitätskursus einpackte. Sie starrte die Bücher an, als ob sie ihren Augen nicht trauen würde. »Sie werden nicht viel Platz einnehmen«, beruhigte er sie. Pam wandte ihren ungläubigen Blick von den Büchern ab und ihm zu. »Sie werden den ganzen Platz einnehmen, James.« (Ein typischer Fall von weiblicher Unlogik – der Koffer war schließlich noch halbleer.) »Auf deiner ersten Hochzeitsreise hast du keine Lehrbücher mitgenommen, James!« Sie sah aus, als ob sie gleich die Nerven verlieren würde oder ihr seelisches Gleichgewicht, oder was immer Frauen verlieren, wenn ihnen irgend etwas fehlt. Um sie aufzuheitern, erinnerte er sie gut gelaunt: »Vergiß nicht, Schatz, daß ich bei unserer ersten Hochzeitsreise keine zwei reizenden Anhängsel hatte, die mich zur Arbeit anspornen und für die ich sorgen muß.« Sie brach in ein hysterisches Lachen aus. »Ach James, wie wahnsinnig komisch. Stell dir vor, du hättest damals deine Lehrbücher mitgenommen, dann hätten deine reizenden kleinen Anhängsel nicht mal die Chance gehabt, dir jetzt Sorgen zu machen.«
    Aber schon auf der Reise wurde sie wieder vergnügter, und als sie an einem schönen sonnigen Morgen in Dooneen ankamen, schien es ihnen beiden, als hätte Jill nicht zuviel versprochen. Der ›Dooneener Hof‹ erwies sich allerdings als luxuriöser, als James erwartet hatte, aber solange Pam sich hier wohl fühlte, war das nicht weiter tragisch; im übrigen war es ein äußerst bequemes Hotel. James erkannte sehr schnell, daß es reine Zeitverschwendung war, sich auf lange Diskussionen mit seiner Mutter einzulassen. Sie war im Moment vernünftigen Argumenten einfach nicht zugänglich. Er machte ihr sogar das großzügige Angebot, bis zu seiner Abreise als Gast im Hotel wohnen zu bleiben, wenn sie sofort kündigte, aber als sie auch das ablehnte, gab er's auf. Es war klar, daß seine Autorität in ihrem augenblicklich etwas verwirrten Gemütszustand ebensowenig galt wie die Jills. Er beschränkte sich darauf, ihr ruhig, aber energisch klarzumachen: »Also gut, Mutter. Aber eines möchte ich festhalten: Wenn mein Urlaub zu Ende ist, kommst du mit mir nach London zurück, und da gibt es keine Widerrede.« Und sie antwortete mit einer Nachgiebigkeit, die ihm sehr zu denken gab: »Sicher doch, mein Lieber.«
    Jill meinte spöttisch: »Nun siehst du's selbst, mein ach so kluger Bruder, ich hab' dir's ja gleich gesagt, daß du nicht mehr ausrichten wirst als ich.«
    James zählte wortlos bis zehn.
    »Ich glaube, allein die Tatsache, daß ich meinen Urlaub hier verbringe, sollte jedem denkenden Menschen beweisen, daß ich mit der Möglichkeit gerechnet habe, daß man Mutter eine Galgenfrist gewähren muß.«
    »Ach, wirklich?« spöttelte Jill. »Also, deine Briefe klangen ganz anders. Vor allem, daß sie die Galgenfrist in dieser Saufbude verbringen darf,

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