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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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aber bei dem lieben, netten Mr. Brown hatte sie sich nie so ganz geborgen gefühlt.
    Und dann, am nächsten Tag, kam Jill. Aber nun konnten weder Gott noch der Teufel Elsie dazu bewegen, Dooneen zu verlassen.
    Jill war über die Halsstarrigkeit ihrer Mutter ganz entgeistert. Mammi weigerte sich ganz einfach, nach Hause zu kommen. Sie sagte, vielleicht später, denn nun sei es ja nicht mehr so eilig, weil ihre Kinder zum Glück wüßten, daß sie in Dooneen sei, und keiner sich mehr Sorgen zu machen brauche. »Aber wir machen uns Sorgen«, rief Jill ärgerlich. Mammi war völlig durchgedreht, sie schien offensichtlich auch noch stolz zu sein auf ihren völlig unpassenden Job. Keine Kosten scheuend, rief Jill zuerst James und dann Dina an, um ihnen von ihrem Mißerfolg zu berichten. »Ich glaube, die Unabhängigkeit ist ihr zu Kopf gestiegen«, sagte sie zu James. »Am besten, ich bleibe hier und warte, bis sie zur Besinnung kommt, sonst macht sie noch was ganz Verrücktes!« James gab ihr recht. Ja, es wäre am besten, dazubleiben, bis er sich in der nächsten Woche freimachen könnte, um Mutter eigenhändig nach London zu expedieren. Jill lachte bitter. »Ich werde ehrfürchtig vor dir den Hut ziehen, geschätzter Bruder, wenn du das zustande bringst.« James erwiderte ruhig: »Wir werden ja sehen.« Dina, die liebe Schwester, bemerkte nur: »Na, das hast du ja ganz schön verpatzt.« Das war zuviel! Jill knallte den Hörer auf die Gabel.
    Dann mußte sie ihn wieder aufnehmen, um George zu erklären, warum sie vorläufig noch nicht nach London zurückkäme. Wenn man selbst weder ein noch aus weiß, dann ist es keine große Hilfe, wenn der Bräutigam, statt was zu sagen, nur schwer ins Telefon atmet. Jill vermutete schon seit einiger Zeit, daß Mammi bei George nicht sehr hoch im Kurs stand, und seine Reaktion zeigte jetzt, daß ihre Aktien weiter im Fallen waren. Aber als er dann endlich sprach, klang seine Stimme ruhig und vertraut: »Mein armer Liebling, das alles muß sehr unangenehm für dich sein.« – »Es ist einfach scheußlich!« rief Jill, »aber du verstehst doch, George, daß ich hierbleiben muß?« Nach einer weiteren, noch längeren Pause stimmte er ihr zu: »Ja, natürlich, doch wenn wir erst mal verheiratet sind, Liebling, wirst du sehen, daß solche Dinge sich ganz von selbst regeln.« In der letzten Minute des Anrufs tauschten sie noch höchst angenehme und beruhigende Liebesbeteuerungen aus. Aber kurz darauf betrat sie mit bitterböser Miene die Bar, um sich in bewußt selbstquälerischer Absicht dem unerträglichen Anblick auszusetzen, ihre Mutter Betrunkene und Grobiane bedienen zu sehen.
    In Wirklichkeit saßen weder Betrunkene noch Grobiane an der Theke, sondern nur ein gesetzter grauhaariger Herr, ein junger Mann mit unordentlichem Haar und einige bürgerlich aussehende Paare, die untereinander und mit Mammi plauderten. Der schreckliche Hund flezte sich auf dem Boden mitten im Raum und wedelte mit seinem lächerlichen Schwanz, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Jedes normale, anständig geführte Hotel hätte das gräßliche Tier sofort vor die Tür gesetzt. Jill suchte sich einen Ecktisch aus, um alles genau beobachten zu können und damit noch mehr Salz in ihre Wunden zu streuen. Aber Mammi rief: »Was möchtest du haben, Liebling? Es geht auf Rechnung des Hauses!« Jill hatte am liebsten geschrien: »Nichts!«, weil ihr dieser Barmädchen-Jargon unerträglich war, doch man konnte unmöglich seine Mutter vor anderen Leuten bloßstellen, und so antwortete sie höflich: »Eine Coca-Cola, danke schön.«
    Sie ging nicht an die Theke, sondern blieb an ihrem Tisch sitzen. Wenn Mammi partout ein Barmädchen sein wollte, nun, bitte sehr, dann sollte sie auch gefälligst an den Tisch kommen und ihre eigene Tochter bedienen! Aber es war der junge Mann mit dem unordentlichen Haar, der die Coca brachte. Cucullan kam auch, um sich bei ihr einzuschmeicheln. Sie trat mit dem Fuß nach ihm. Er schlich sich fort und spielte das verstoßene Hündchen, so wie er es immer tat, wenn er nicht mit Liebe und Zärtlichkeit überschüttet wurde.
    »Ich wette, er geht gleich zum Tierschutzverein, um sich über Sie zu beklagen«, lachte der junge Mann. Er war groß, schlank und etwas schlampig und sah aus, als ob er noch in dem Alter sei, wo man aus seinen Kleidern herauswächst. Sein Gesicht unter dem dunklen Haarschopf war irgendwie lustig häßlich. Er grinste breit. Jill starrte in ihr Glas. »Menschen

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