Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
Vom Netzwerk:
frage ich mich, warum ich so sicher bin, daß ich das bei Ihnen nicht tun würde. Das scheint mir doch sehr eigentümlich.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich fürchte, ich habe gerade einen schwachen Punkt bei mir entdeckt. Ein großer Fehler in meinem Beruf, der sofort ausgemerzt werden muß.«
    Jill zögerte. War es ein zu großes Risiko? Aber was blieb ihr denn anderes übrig? Hier saß sie mutterseelenallein in diesem gottverdammten Nest, und bis James kam, ruhte die ganze Verantwortung für Mammi auf ihr. Natürlich würde es helfen, wenn sie sich mit jemand aussprechen könnte, und dieser komische Jüngling sah jetzt, wo er nicht mehr so angab, wirklich ganz vertrauenerweckend aus – aber er hatte sie gewarnt, daß dieser offene Blick zu seinen Berufstricks gehörte. Trotzdem wäre sie irgendwie schrecklich enttäuscht, wenn er sie reinlegen würde. Außerdem war die Mammi-Geschichte, obwohl für alle Beteiligten sehr aufregend, für eine Zeitung keine Sensation. Und so erzählte sie ihm alles. Er ließ sie ausreden und machte keine einzige schnöde Bemerkung, erst zum Schluß erkundigte er sich: »Wollen Sie meine ehrliche Meinung hören?«
    »Was anderes wäre Zeitverschwendung, nicht wahr?« Aber dann überlegte Jill, daß es vielleicht ratsam wäre, ihn etwas zu bremsen, denn schließlich wäre es ungehörig, zu offen mit einem Fremden über Mammi zu sprechen. Sie sagte: »Selbstverständlich lieben wir Mammi alle sehr!«
    »Also los! Ich finde, daß Ihre Mutter eine der reizendsten Frauen ist, die ich je getroffen habe, und wenn die anderen Familienmitglieder genauso spießig und versnobt sind wie Sie, dann wundert es mich gar nicht, daß sie euch fortgelaufen ist.«
    Jill erhob sich zitternd vor Wut.
    »Ich habe doch noch nie in meinem Leben jemanden getroffen, den ich so auf Anhieb nicht leiden konnte.«
    »Wie komisch, ich empfinde nämlich genau das Gegenteil für Sie.«
    Wenn sie allein gewesen wären, hätte sie ihm ohne weiteres einen harten Gegenstand an den Kopf geworfen, aber da dies hier nicht gut möglich war, ging sie würdevoll aus dem Raum. Am nächsten Tag begegnete sie ihm wieder auf der Seepromenade, und er war einfach nicht abzuschütteln. Was soll ein Mädchen schon machen, wenn ein junger Mann nicht von ihrer Seite weicht? Das einzige, was es tun kann, ist, einen Polizisten um Hilfe zu bitten, doch in diesem erbärmlichen Nest war es durchaus möglich, daß dieses Ekel mit dem Polizisten auf du und du stand. Eine Menge Leute grüßten Fergus.
    »Die Macht der Presse«, erklärte er ihr. »Jeder einzelne von ihnen kann unter Umständen den Wunsch haben, in unserem Wochenblatt erwähnt zu werden – oder auch nicht, wie sich's halt trifft.« Er nickte herablassend einer dicken, strahlenden Frau zu. »Diese Dame zum Beispiel ist eine Brautmutter, deren entzückendes braunrotes Kleid ich letzte Woche beschrieben habe.« Er nickte wieder. »Und dieser Herr hat gerade eine saftige Geldstrafe aufgebrummt bekommen, der Richter konnte sich gar nicht beruhigen, bla, bla, bla.« Er seufzte. »Ich trage eine große Verantwortung.«
    »Sie sagten doch, Sie wären Reporter und nicht Redakteur, nicht wahr?«
    Das Nicken, mit dem Fergus einen anderen Bekannten belohnte, war fast königlich.
    »Starreporter.«
    Jill meinte von oben herab in einem langgezogenen, amüsierten Tonfall: »In so einem kleinen Ort kennt vermutlich jeder jeden.«
    Ein rothaariges Mädchen ging vorbei.
    »Das«, bemerkte Fergus, »war meine vorletzte Flamme. Meine letzte – bis gestern – war eine Blonde. Ich liebe die Abwechslung.« Er grinste anzüglich. »Von uns trinkfesten, hartgesottenen Zeitungsleuten erwartet man eben, daß wir unsere Hand überall im Spiel haben.«
    Jill blieb an einer Straßenecke stehen.
    »Wohin gehen Sie?«
    »Da, wo Sie hingehen.«
    »Ich wünschte zu Gott, Sie würden sich trollen und spielen gehen.«
    »Hab dich nicht so, Mädchen!« sagte Fergus. »Es ist doch stinklangweilig, sich ganz ohne Begleitung in Dooneen herumzutreiben. Jetzt geh'n wir erst mal zum Schwimmen, und dann hol' ich mein Motorrad und zeige Ihnen alle nichtexistierenden Sehenswürdigkeiten der Gegend.«
    Na ja, vielleicht war das wirklich besser als allein sein. Am nächsten Tag fragte er: »Sie sind schon vergeben, was?« Er blickte auf ihren Ring. »Ist ja ein ganz schöner Klumpen – oder ist es Tinnef?«
    Um ihn in seine Schranken zu weisen, erzählte ihm Jill von George. Aber es war unmöglich, Fergus

Weitere Kostenlose Bücher