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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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wundert mich doch sehr!« Diesmal zählte James schon zähneknirschend bis fünfzehn, aber bevor er noch antworten konnte, fuhr Jill erbarmungslos fort: »Natürlich, ich bin ja nur die doofe kleine Schwester, und zuerst habe ich dasselbe gedacht wie ihr, aber jetzt weiß ich es besser. Mammi ist hier zufrieden. Sie ist bei den Kunden wahnsinnig beliebt, und jeder ist nett zu ihr. Sie liebt ihre Arbeit.«
    James erwiderte kurz angebunden: »Das ist ein Fehler.«
    »Es ist doch nur für ein paar Wochen.« Jills Stimme hatte einen seltsam sehnsüchtigen Unterton. »Sie wird nach London zurückkehren und sich wieder an ihr altes Leben gewöhnen, so wie wir es alle tun müssen.«
    Zu Pamela sagte James ganz verzagt: »Ich fürchte, wir haben nie ganz begriffen, was für ein willensstarker Mann unser Vater war.« Pamela versuchte, ihn wiederaufzurichten: Für einen Ehemann sei es viel leichter, Autorität zu haben, als für einen Sohn, auch wenn er noch so energisch sei, und daß er die Zügel jetzt ein wenig schleifen ließe, wäre eine sehr kluge und geschickte Taktik. »Glaub mir, am Ende unseres Urlaubs wird sie mehr als genug haben von ihrem komischen Job und auch von Dooneen. Im Winter muß es hier trostlos sein.« Pamela lächelte James an. »Übrigens, Liebling, ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil. Die Felsen und Dünen hier sind einfach himmlisch, und dazu das weite, offene Meer! Wie geschaffen für romantische Mondschein-Spaziergänge. Ich könnte mir denken, für eine zweite Hochzeitsreise bietet Dooneen geradezu ideale Möglichkeiten.«
    Sie begannen auch gleich, die idealen Möglichkeiten zusammen auszukundschaften. James war glücklich, seine Pamela bei sich zu haben, weich und liebevoll und so fröhlich wie früher. Man sah, die Abwechslung tat ihr jetzt schon gut. Sie schlenderten ein wenig am Kai entlang und stiegen dann auf eine der Klippen. Es war nur ein schmaler, steiniger Pfad mit duftendem Ginster, bunt blühenden Strandnelken, Heckenrosen und verschiedenen anderen wilden Blumen, die James nicht kannte. Sie kamen an einen Abhang, und Pamela schaute hinunter und bemerkte lachend, dort unten gäbe es eine ganz verborgene bemooste Mulde, nur für das Meer und die Möwen sichtbar, so, als hätte die verständnisvolle Natur sie speziell für Liebespaare geschaffen. Sie wollte hinuntersteigen, um das Versteck in Augenschein zu nehmen, aber James hielt sie zurück. Er müsse leider wieder ins Hotel, denn er habe sich vorgenommen, jeden Nachmittag zwei Stunden zu arbeiten.
    Pamela war auf dem Rückweg sehr schweigsam. Wahrscheinlich war sie nach dem langen Spaziergang in der frischen Seeluft einfach müde. Aber als sie ins Zimmer kamen und James ihr vorschlug, sie möge sich ein wenig hinlegen, während er arbeitete, antwortete sie barsch: »Nein!« Sie sah wieder mißmutig aus, was bedauerlich war, aber schließlich konnte man von Dooneen keine Wunder erwarten. Er dachte, es wäre unklug, sie zum Ausruhen zu zwingen, obwohl es ihr natürlich gut getan hätte, und meinte aufmunternd: »Nun, Schatz, du wirst dich ja zwei Stunden selbst beschäftigen können, nicht wahr? Ich habe einen Arbeitsplan gemacht, den ich unbedingt einhalten muß, doch mir bleibt trotzdem genug Zeit, um auch gemeinsam mit dir was zu unternehmen. Schließlich sind wir ja im Urlaub.« Pamela sagte, sie habe gedacht, das sei der Sinn der ganzen Reise. Er drückte ihren Arm. »Meinst du, ich würde nicht auch lieber ganz ausspannen, aber wenn man als Gasthörer ein Examen ablegen will, muß man sich schon selbst disziplinieren, weil es kein anderer für einen tut.« Pamela gab klein bei: »Natürlich, Liebling.« Ihre Nachgiebigkeit klang genauso unglaubwürdig wie bei seiner Mutter, und er blickte besorgt hoch, aber alles, was er sah, war ihr Rücken, da sie schon zur Tür hinausging. Er legte seine Bücher, Hefte und den Kugelschreiber auf den Tisch.
    Pamela zog die Tür betont leise hinter sich zu. Aber solche Gesten wie auch jede Anspielung waren bei James verlorene Liebesmüh. Sie schlenderte trübsinnig durchs Hotel. Es war schlimm genug, zu Hause vernachlässigt zu werden, aber hier, in ihren sogenannten Ferien, würde es ganz unerträglich sein. Keiner wollte im Urlaub allein sein – sogar Jill hatte sich zum Zeitvertreib diesen krausköpfigen Jungen angelacht –, und früher wäre auch sie nicht einsam und verlassen durch die Gegend geschlichen; aber Mrs. James Brown konnte ja nicht mehr herumflirten. Mrs.

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