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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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Stadt auch angesehen werden kann mit mir, oder?« Dieses Spiel mitzumachen war natürlich nicht ganz richtig, aber wenn James darauf bestand, sich oben in seine dummen alten Bücher zu vergraben, durfte er sich nicht wundern, wenn seine Gattin ihr geknicktes Selbstbewußtsein ein wenig aufrichtete und das Angebot eines attraktiven Mannes annahm, der sich um sie bemühte und sie fühlen ließ, daß sie eine begehrenswerte Frau war.
    Der zweite Rundgang durch die Stadt war wirklich sehr interessant. Mr. Radokov brachte sie ins Rathaus, wo sein Entwicklungsplan für Dooneen gerahmt und hinter Glas eine ganze Wand einnahm. »Ich sehe schon, Dooneen soll ›reich über Nacht‹ werden«, meinte Pamela lachend, »jetzt wo ich sehe, was für wunderbare Ideen Sie haben, tut es mir direkt leid, daß ich nicht auch Geld zum Investieren besitze wie all die anderen glücklichen Leute.« Daraufhin erwiderte Konrad Radokov, auch lachend: »In meiner Eigenschaft als Gründer und Vorsitzender der Entwicklungsgesellschaft für Dooneen erklären ich Sie hiermit zum Ehrenaktionär.« Er hörte plötzlich auf zu lachen und blickte sie abschätzend an. »Wenn man so aussehen wie Sie, man immer was haben zu investieren!«
    Aber abgesehen von solchen Bemerkungen, die man ihm weniger übelnahm als anderen Männern, weil er schließlich ein Ausländer war, bei dem solche Sprüche einfach dazugehören, war Konrad Radokov ein anregender und lebhafter Gesellschafter. Außerdem tat seine offene Bewunderung ihrem angeknacksten Selbstbewußtsein ungemein wohl. Doch als er murmelte: »Eine angenehme kleine Ausflug, nicht wahr? Wann wird folgen nächste?«, lächelte ihn Pamela nur verbindlich an. Sie hatte zwar schon fast die Hoffnung aufgegeben, ihren sturen James von der Arbeit wegzulotsen, aber vielleicht erinnerte er sich doch plötzlich daran, daß dies eigentlich ihre zweite Hochzeitsreise werden sollte, und dann kämen weitere Ausflüge mit Mr. Radokov natürlich nicht mehr in Frage. In diesem Vorsatz wurde sie noch bestärkt, als sie bei der Rückkehr zu ihrer Überraschung eine sehr schöne und äußerst mißgelaunte Mrs. Radokov vorfand, die innerlich vor Wut zu kochen schien.
    Sie lag in einem schwarzen, gürtellosen Leinenkleid und dunkler Sonnenbrille graziös hingegossen in einem Liegestuhl vor dem Haupteingang. Als ihr Ehemann und Pamela näher kamen, blieb sie unbeweglich wie eine schöne Statue in Schwarz und Bronze. Sie bewegte sich auch nicht, als Konrad vor ihr stehenblieb. Mit einer formellen, ruckartigen Verbeugung stellte er vor: »Mrs. Brown, darf ich mir erlauben, Ihnen vorzustellen meine Frau Zilla, das sein Mrs. Brown, Schwiegertochter von Mrs. Brown.«
    »Von wem sagst du, Konrad?« Zillas edel geschwungener Mund verzog sich zu einem angedeuteten Lächeln. »Ach ja! Die Getränke-Dame! Sie hart arbeiten! Sie kommen, um sie zu helfen, Mrs. Brown?«
    »Nein, mein Mann und ich sind hier auf Urlaub.«
    Zilla nahm ihre Sonnenbrille ab. Zwei große Katzenaugen musterten Pamela abschätzend. »Ich hoffen, es Ihnen gefallen.« Sie streckte Konrad einen Arm entgegen, damit er ihr beim Aufstehen behilflich sei. »Faul, faul! Aber was tun hier, nur können faulen! Laß uns Wagen fahren spazieren, Konrad! Gute Änderung zu faulen auf anderen Ort.«
    Konrad verbeugte sich höflich vor Pamela und ging mit seiner Frau fort. Jedesmal wenn sich Pamela und Mrs. Radokov danach zufällig trafen, wurde Pamela nur eine äußerst formelle Begrüßung zuteil. Zilla Radokov war wahrscheinlich die schönste, aber bestimmt auch die hochnäsigste Frau, die Pamela je getroffen hatte. Doch Pamela hatte sich schon vom ersten Tag an in eine zwielichtige Lage gebracht und konnte die fehlende Zuvorkommenheit von Mrs. Radokov darum schlecht kritisieren. Eines Morgens blieb Zilla vor ihr stehen und sagte: »Schwiegermutter und Ehemann, beide so beschäftigt. Sie sich langweilen in Dooneen, ja?«
    Pamela wußte nicht, ob Zilla ahnte, wie eifrig Konrad bemüht war, ihr die Langeweile in Dooneen zu vertreiben. Nur wenige Männer hätten es gewagt, eine Frau wie Zilla links liegenzulassen. Ihr Blick aus den zusammengekniffenen Katzenaugen sprühte Haß, ihre Lippen waren zornig zusammengepreßt, aber Konrad schien sich einen Teufel darum zu scheren. Pamela hatte bisher gedacht, oder besser, sie hatte es sich als bequeme Ausrede für ihr Tun so zurechtgelegt, daß die beiden wahrscheinlich eine Art Abkommen auf gegenseitige Freiheit getroffen hatten, aber wenn

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