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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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Schöpfer, daß es noch vor der Heirat passiert ist.«
    Der gleichgültige Tonfall war ihr diesmal schon besser gelungen, aber sie streichelte Cucullan weiter, um ihr Gesicht zu verbergen. Schließlich, wenn man an jemanden gewöhnt ist, kann man ihn sich nicht so ohne weiteres gleich abgewöhnen; man braucht etwas Zeit. Es ist gar nicht so leicht, sich mit der Tatsache abzufinden, daß man ihn nie wiedersieht, vor allem wenn man noch gestern abend Pläne für eine Hochzeit im Oktober geschmiedet hat.
    Zuerst waren sie ein Herz und eine Seele, und eine Stunde später lagen sie sich in den Haaren. Sie sprachen von der Woche, die sie in Dooneen verbringen wollten, und Eric sagte, er hoffe nur, daß es ein geruhsamer Urlaub werde, aber so, wie er ihre Mutter kenne, werde sie sicher wieder in der Patsche sitzen. Offensichtlich hatte er irgendwelche Rechnungen oder so etwas unter alten Zeitungen in Mammis Schrank gefunden, was alle seine bisherigen Kalkulationen völlig über den Haufen geworfen hatte. Dina war die erste, zuzugeben, daß Mammis Unordnung Eric eine Menge Arbeit und Mühe machte, aber das war doch noch lange kein Grund, so lieblos von ihr zu reden. Zuerst hatte Dina sich beherrscht und noch ganz vernünftig reagiert: »Aber Eric, du wußtest doch von vornherein, daß Mammi nicht sehr geschäftstüchtig ist.«
    Woraufhin Eric kurz und hämisch auflachte.
    »Du drückst dich heute aber sehr euphemistisch aus.«
    Dina versuchte immer noch, an sich zu halten.
    »Die Familie ist gerne bereit, dir das übliche Buchhalterhonorar zu zahlen, wenn du das willst.«
    »Du weißt verdammt gut, daß du für kein Geld der Welt einen Buchhalter für deine Mutter finden würdest, also red keinen Unsinn und hör auf, mich so anzustarren! Mir scheint, ihr drei Browns dürft an eurer Mutter herumkritisieren, soviel und solange ihr wollt, aber wehe dem, der es auch nur wagt, euch zuzustimmen.«
    »Ganz richtig, weil Außenstehende eben nicht kapieren, daß Kritik der Liebe keinen Abbruch tut!«
    »Aha, jetzt bin ich also plötzlich ein Außenstehender?«
    »Wenn du dich so benimmst – ja!«
    Sie zog ihren Ring vom Finger, warf ihn auf den Tisch und stolzierte hinaus, noch während er redete. Im Flugzeug weinte sie ein bißchen, obwohl sie sich immer wieder sagte, daß das reine Sentimentalität sei. Und auch jetzt fiel es ihr schwer, ihre Tränen zurückzuhalten, und so streichelte sie Cucullan, der über soviel unerwartete Aufmerksamkeit ganz verblüfft war. Endlich hatte sie sich wieder in der Hand. Sie richtete sich auf und lächelte Mammi heiter an. Aber Mammi lächelte nicht zurück. Sie blickte sehr ernst auf Dinas unberingten Finger und sagte: »Liebe Dina, jedem kann mal der Kragen platzen, aber wenn einem das mit einem Menschen passiert, den man liebt, muß man sofort wieder einlenken.«
    »Ich war ganz ruhig und gelassen.«
    »Erzähl mir keine Märchen, du warst schon als Kind ein wahrer Zankteufel. Das Telefon ist hier gerade um die Ecke an der Rezeption.«
    »Von mir aus kann es da auch bleiben!«
    »Ich glaube dir kein Wort, daß Eric endlich sein wahres Gesicht gezeigt hat. Du willst mir doch nicht etwa weismachen, daß er eine Art von Jekyll und Hyde ist?«
    »Ich will dir sagen, was er ist. Er ist ein ganz unmöglicher Typ, und es wäre einfach die Hölle auf Erden, mit ihm zu leben. Er gehört zu den Menschen, die auf alle anderen herabsehen, bloß, weil sie nicht so unfehlbar sind wie er!«
    »Zum Beispiel auf mich?« Elsie wollte nur auf den Busch klopfen, sah aber ihren Verdacht sofort bestätigt, als Dina ihr um den Hals fiel und rief: »Ach, hören wir auf, von Eric zu sprechen! Es ist aus, und das ist gut so.«
    Daß es nicht gut so war, konnte man ihr an der Nasenspitze ansehen. Kaum fühlte sie sich unbeobachtet, ließ sie trübselig die Flügel hängen, während sie in Gesellschaft von einer schmerzlich hektischen Munterkeit war.
    Dann stattete George Dundon Jill einen unerwarteten Besuch ab, und plötzlich sah auch Elsies andere Tochter etwas sauertöpfisch drein.
    George war auf der Durchreise nach New York, wo er geschäftlich zu tun hatte. Aber er hatte ein Flugzeug genommen, das in Irland zwischenlandete, um einen mehrtägigen Abstecher nach Dooneen einschalten zu können. Wenn ein angesehener und vielbeschäftigter Mann wie George so einen Umweg machte, dann war das ein höchst schmeichelhafter Beweis seiner Ergebenheit, und Jill hätte eigentlich überglücklich sein müssen, als er in seinem

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