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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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Regierung.«
    »Na und? Es ist deren Hobby, aufs falsche Pferd zu setzen«, behauptete Fergus höchst unpatriotisch. »Hören Sie zu! Natürlich haben wir beide keine Ahnung von komplizierten Finanz-Transaktionen, aber Sie müssen zugeben, daß einige von den Dokumenten des verehrten Mr. Radokov verdammt faul aussehen, nicht wahr?«
    »Ja«, Jill nickte bedrückt, »aber am liebsten würde ich es nicht zugeben. Weil – wenn es wirklich so ist, wie Sie sagen … das wäre ja ganz schrecklich. Die halbe Stadt hat Geld in die Entwicklungsgesellschaft für Dooneen gesteckt, und wenn Konrad Radokov wirklich ein Schwindler ist, werden wahrscheinlich einige Leute alles verlieren, was sie haben. Was um Himmels willen sollen wir tun?«
    Fergus legte die Einzahlungsquittungen in die Brieftasche, zusammen mit den restlichen Papieren.
    »Radokov ist ein sehr einflußreicher Mann. Wenn wir vorsichtig unseren Verdacht irgendwo äußern, wird er nur gewarnt, und wir haben das Nachsehen. Fangen wir ganz von vorne an, und führen wir unseren ursprünglichen Plan durch, das heißt, verwischen wir die Spuren dieses diebischen Hundes Ihrer Mutter!«
    Sie ließen die Brieftasche durch den unteren Spalt des dreiviertelgeöffneten Schiebefensters zurück in Konrad Radokovs Büro gleiten. Fergus meinte: »Radokov wird denken, sie ist zufällig auf den Boden gerutscht.« Jill überlegte, daß nur ein unschuldiger Mann so sorglos sein könne, sein Fenster nicht richtig zu schließen, aber Fergus erwiderte, daß auch ein Erzhalunke machtlos gegen einen Höllenhund sei. Er maß das Fenster mit den Augen ab. »Ich verstehe nicht, wie Cucullan es fertiggebracht hat, hier herein- und wieder herauszukriechen. Ich wette, wenn man ihn auf Diebe ansetzt, würde er sich noch 'ne Medaille verdienen.« Jill kam die ganze Sache schleierhaft vor. »Was sollen wir bloß tun?« Fergus erwiderte: »Eine direkte Frage verlangt eine direkte Antwort, das heißt, wir müssen so schnell wie möglich von hier verduften.«
    Nachdem sie unbemerkt durch die Hecke auf die Hotelseite gekrochen waren und nicht mehr mit dem Gesetz in Konflikt standen, streckten sie sich erleichtert auf dem Rasen aus, um die Lage in aller Ruhe zu besprechen. Fergus meinte, daß jetzt raffinierte Detektivarbeit die Lösung des Tages sei, und überhörte geflissentlich Jills gemurmeltes: Ich bin ganz Ohr, lieber Watson! »In meiner Eigenschaft als Starreporter des ›Dooneener Wochenblatts‹ bin ich natürlich schon immer eine Art Privatdetektiv gewesen«, aber, setzte er hinzu, diesmal hätte er nichts dagegen, einen Teil der Vorarbeiten einem weiblichen Amateur zu überlassen. Diese Unverschämtheit löste eines ihrer üblichen Wortgefechte aus, über dem sie fast Konrad Radokov vergaßen. Aber dann kam Fergus eine, wie Jill zugeben mußte, brillante Idee: Sie beschlossen, das Kriegsbeil vorläufig zu begraben, und ernannten sich selbst zu den ›Kühnen Entlarvern schmutziger Tricks‹. Von nun an waren sie der Mann und die Frau vom KEST.
    Als die Frau vom KEST den Mann verließ, um ihren ersten Auftrag zu erfüllen, drehte sie den Ring von George etwas nachdenklich an ihrem Finger hin und her. Aus dem Spiel könnte leicht Ernst werden, aber es würde auch Spaß machen, so wie alles, was sie mit Fergus tat, Spaß machte. George hätte die Sache natürlich ganz anders angepackt – und als sie stirnrunzelnd den Ring betrachtete, kam ihr blitzartig die Erkenntnis, daß George nie in die Lage gekommen wäre, die Sache überhaupt anzupacken, weil er, ganz im Gegenteil zu Fergus, die Brieftasche im schmutzigen Zustand dem Besitzer zurückgegeben und Cucullan seinem Schicksal überlassen hätte. Oder, wenn man es anders ausdrücken wollte, George hätte sich wie ein verantwortungsbewußter Erwachsener benommen und nicht wie ein dummer Junge – und sie hätte sich natürlich nicht weniger erwachsen und verantwortungsbewußt verhalten.
    Die Fräulein Bradshaw auszufragen war ein Kinderspiel. Die beiden alten Damen strickten in der Hotelhalle, wobei ihnen Cucullan mit engelsgleichem Schnauzenausdruck Gesellschaft leistete. Jill setzte sich zu einem gemütlichen Plausch neben die beiden.
    »Bettsöckchen für den Winter«, erklärte Miss Caroline, als Jill die hübsche rosa und blaue Wolle bewunderte. Sie lächelte ihre Schwester an. Miss Bessie lächelte zurück. »Aber wenn unsere ersten Dividenden früh genug eintreffen, brauchen wir uns nicht mehr um den kommenden irischen Winter zu

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