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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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Bootsfahrt zu überreden, wo er offensichtlich keine Ahnung hat, wie man mit Booten umgeht.«
    »Deine Mutter ist einfach das unglückliche Opfer widriger Umstände, wie so oft.«
    Dina seufzte.
    »Sie macht aber in letzter Zeit gar keinen unglücklichen Eindruck!«
    »Wir müssen irgendeinen Talisman oder ein vierblättriges Kleeblatt für sie finden. Am besten, wir fänden gleich mehrere, um sie an all die zu verteilen, die mit ihr zu tun haben. Pscht, reg dich nicht auf!« beruhigte Eric sie hastig. »Ich wollte dich ja nur zum Lachen bringen, Liebling. Man lacht, um nicht zu weinen, verstehst du?«
    »Ja, ich weiß«, sagte Dina voller Reue, weil sie ihren Geliebten fast wieder mißverstanden hätte, aber auch, weil sie nicht das Herz gehabt hätte, gleich wieder mit ihm zu schimpfen. Während der darauffolgenden quälend langen Wartezeit schoß er noch einige Male mit seinen Scherzen etwas übers Ziel hinaus, aber diese kleinen Entgleisungen fielen gar nicht ins Gewicht, verglichen mit der Tatsache, daß er gekommen war, um ihr in diesen schrecklichen Stunden beizustehen.
    Jetzt flüsterte Dina ihrer Mutter hastig und beschämt ins Ohr, wie wunderbar Eric wäre und daß alles wieder gut sei. Woraufhin Elsie zurückflüsterte, sie könne nicht noch mal schiffbrüchig werden, um die beiden wieder zusammenzubringen, und Dina möge gefälligst verlobt bleiben. Eric bemerkte, von nun an werde er sich vor Streitereien mit Dina nicht mehr fürchten, weil er überzeugt sei, seiner Schwiegermutter werde es nie an drastischen, aber erfolgreichen Mitteln mangeln, zerbrochene Herzen wieder zu leimen. Ihr anderer zukünftiger Schwiegersohn, der ohne ein Lächeln diesem Wortwechsel gelauscht hatte, gratulierte ihr sehr förmlich zu ihrer Rettung. George Dundons Verhalten war wie immer untadelig, und Elsie dachte sofort schuldbewußt, daß er wegen ihres Schiffbruchs sicher seinen Abflug nach New York hatte verschieben müssen. Es war also nur zu erklärlich, daß er nicht von Herzlichkeit überströmte.
    Im Hotel sah sie sich plötzlich nur von ihren Kindern umringt; die Bräutigame und sogar James' Frau waren von der Bildfläche verschwunden. Sie nahm an, ihre Familie werde ihr jetzt die Leviten lesen. Aber anscheinend hielten sie das für verfrüht, statt dessen wollten sie sie ins Bett schicken, damit sie sich ausruhe. Elsie fand das lächerlich und gab ihnen das auch zu verstehen.
    James sagte in einem geduldigen Ton, als ob er mit einem bockigen Kind spräche: »Mutter, du mußt völlig erschöpft sein. Nimm ein Bad, dann schicken wir dir Essen aufs Zimmer, und du kannst dich ausschlafen.« Dina fügte hinzu: »Mammi, solange die Aufregung noch anhält, merkst du nicht, wie kaputt du bist, aber eine Reaktion ist unvermeidlich. Ich schlage vor, daß du einen …«, es war leicht zu verstehen, warum sie so plötzlich abbrach. Einen Arzt zu rufen war unter den gegebenen Umständen ein zweifelhafter Rat. Jill seufzte: »Mammi, wirst du denn nie aufhören, uns Sorgen zu machen?«
    Jetzt fingen also die Vorwürfe an, wahrscheinlich weil sie sich geweigert hatte, gehorsam ins Bett zu gehen; nun, irgendwann mußte man sie sowieso hinter sich bringen. Elsie hätte ihnen am liebsten mitgeteilt, daß ihnen die Sorgen bald genommen würden, aber dann rückte sie mit der Neuigkeit doch noch nicht heraus, da sie unter den gegebenen Umständen wohl kaum freudig aufgenommen worden wäre. Statt dessen sagte sie etwas unsicher: »Aber meine geliebten Kinder, es gibt doch wohl nichts Harmloseres als eine kleine Bootsfahrt.«
    Die geliebten Kinder reagierten ausgesprochen sauer. Aber das hatte die dem Leben wiedergegebene Elsie vorausgesehen. »Wenn du etwas tust, ist das nie harmlos«, rügte Jill. »Immer passiert dir irgend etwas!« Dina stieß nach: »Wirklich, Mammi, jeder, der dich kennt, muß annehmen, daß du unbedingt Schlagzeilen in den Zeitungen machen willst!« Und James meinte entrüstet: »Verstehst du denn nicht, wie rücksichtslos du dich uns gegenüber benimmst?« Das ging sogar Elsie über die Hutschnur. Sie erklärte ruhig, sie würde sich jetzt doch etwas hinlegen. Denn sie wußte, wenn sie es nicht täte, würden die Vorwürfe kein Ende nehmen.
    An diesem Abend hatte George Dundon das zweifelhafte Vergnügen, seine zukünftige Schwiegermutter im Fernsehen zu bewundern. Es war erstaunlich, wie diese ordinäre Person es immer wieder schaffte, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wäre er nicht ein so

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