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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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feinfühliger Mensch, hätte er es außerordentlich bedauert, daß sie nicht ertrunken war. Am nächsten Morgen, bevor er nach New York abflog, sprang ihm Fergus O'Rahillys fette Überschrift auf der ersten Seite des ›Dooneener Wochenblatts‹ in die Augen: H UBSCHRAUBERBEFREIUNG BRINGT SENSATION NACH D OONEEN . George fluchte und schob das Käseblättchen, von dessen erster Seite ihn diese entsetzliche Frau und der gräßliche Hund gemeinsam angrinsten, angeekelt beiseite. Er verabschiedete sich von seiner Jill und versprach: »In ein paar Tagen bin ich zurück, und dann nehme ich dich mit, Liebling, und wir fahren direkt nach Sussex.«
    Jill nickte nur: »Ja, George.« Es klang ein wenig lustlos, aber die arme Kleine hatte sich natürlich noch nicht ganz von dem Schock erholt, den diese verfluchte Person ihr versetzt hatte. Nur zu verständlich! Das liebe Ding!
    Während der nächsten Tage mußte Elsie eine Menge Scherze von der Kundschaft über sich ergehen lassen. Sie gewöhnte sich schnell daran, Frau Crusoe genannt zu werden, aber Cucullan ignorierte jeden, der ihn mit ›Hund Freitag‹ ansprach. Die Witzchen machten natürlich auch vor Owen nicht halt, der streng getadelt wurde, daß er das Lieblings-Barmädchen Dooneens und ihren treuen Hund in Gefahr gebracht habe, statt bei seinem Stethoskop zu bleiben. Elsie wurde geraten, sich für ihre nächste Seereise einen besseren Steuermann auszusuchen; die Zahl der Anwärter vergrößerte sich täglich. Kaum erschien sie im Städtchen, wurde sie in Gespräche verwickelt und Cucullan andauernd gestreichelt, was ihm verständlicherweise zu Kopf stieg, so daß er die Schnauze immer höher trug und auf die anderen, weniger berühmten Hunde verächtlich herabsah.
    Aber das Leben ist nicht nur reine Lust und Freude. Eines Nachmittags rief Harriet McDermott Elsie an und bat sie zu kommen, weil sie etwas mit ihr zu besprechen hätte. Sie schlug eine Zeit vor, wo ihr Bruder nicht zu Hause war.
    »Mein Bruder hat mich über eine GEWISSE SACHE informiert.« Harriet konnte, wie Elsie feststellte, genauso wie James in großen Buchstaben sprechen. »Ich möchte ganz privat mit Ihnen reden, das heißt, wenn Sie dazu bereit sind …«
    »Ich komme«, sagte Elsie und ging zu angesetzter Stunde hin, den höchst erstaunten und beleidigten Cucullan zurücklassend. Die Verlobung ihres Bruders war für die arme Harriet schlimm genug, man brauchte sie nicht noch zusätzlich durch die Hundehaare auf ihrem sauberen Teppich zur Verzweiflung zu bringen. Diesmal war Elsie von dem unkrautfreien Gartenweg, dem billardtischglatten Rasen und von der sauberblitzenden Eingangstür nicht mehr so beeindruckt. Während sie darauf wartete, daß ihr geöffnet wurde, überlegte sie, daß sie trotz aller Unordentlichkeit und anderer Fehler im Zusammenleben sicher gemütlicher wäre als die jetzige Herrin des Hauses. Sie wurde mit derselben eisigen Höflichkeit empfangen wie bei ihrem letzten Besuch, und dann kam Harriet direkt zur Sache.
    »Es ist ein Glück, daß bis jetzt niemand von dieser …« – sie mußte eine Pause einschalten, bevor sie das anstößige Wort über die Lippen brachte – »Verlobung zwischen Ihnen und meinem Bruder weiß. Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich Ihnen sage, daß mein Bruder genau in dem Alter ist, wo Männer sich leicht lächerlich machen.«
    »Aber ich bitte Sie, wir wollen doch beide keine Zeit mit leeren Floskeln verschwenden, ich bin immer für Ehrlichkeit«, sagte Elsie.
    »Ich meinerseits ziehe auch ein offenes Wort vor. Wie angenehm, daß wir uns wenigstens darüber einig sind.«
    »Darüber, und daß wir beide Owen lieben«, antwortete Elsie, indem sie Harriet großzügig ein Gefühl zugestand, an dessen Existenz sie allerdings im stillen zweifelte.
    »Wollen wir doch bitte alle Sentimentalitäten beiseite lassen. Ich fühle mich verpflichtet, Sie zu warnen, daß ich alles, was in meinen Kräften steht, tun werde, um diese …« – wieder war sie gezwungen zu zögern – »Verlobung zu verhindern. Vermutlich ist es zwecklos, Sie zu bitten, sie von sich aus aufzulösen.«
    Elsie fragte erstaunt: »Ja, warum sollte ich denn das um Gottes willen tun?«
    »Wenn Sie auch nur einen Funken von Anstand besäßen, würden Sie diese Frage nicht stellen. Ich will zwar nicht ableugnen, daß mein Bruder sich, sagen wir mal … in einen reichlich dummen Flirt eingelassen hat, doch ich kann nicht glauben, daß er auch nur eine Sekunde ernstlich an eine Heirat dabei

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