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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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heute morgen zum Frühstück?«
    »Oh, das übliche! Brombeeren, Hagebutten, vielleicht ein paar nette Immergrüns.«
    Das Gefühl, ein Abenteuer zu erleben, verbunden mit der möglichen Verleihung eines Pfadfinderordens, hätte vielleicht zwei Jungen geholfen, die nächsten Stunden auf der nebelumhüllten Insel mit einiger Haltung zu überstehen, aber nur Liebe kann imstande sein, zwei normale Erwachsene so weit zu bringen, daß sie fast die ganze Zeit über lachen und Blödsinn treiben. Und als die Sonne endlich durchbrach und den Nebel vertrieb und sie den Hubschrauber sahen, der die Insel anflog, lag in den Blicken, die sie tauschten, nicht nur Erleichterung, sondern auch ein gewisses Bedauern.
    »Sehr bald hätte allerdings mein Magen rebelliert«, lachte Owen. »Aber einen Gefallen mußt du mir tun, mein Schatz, setz mir bitte nie und nimmer Brombeerkuchen vor.«
    Elsie meinte nachdenklich: »Ich glaube, eins wissen wir jetzt: Auch wenn der Porridge Klümpchen hat oder ein Knopf am Hemd fehlt oder der elektrische Kessel durchbrennt oder was sonst noch im Haushalt dauernd schiefgehen kann – zu einem Ehekrach wird es nicht kommen, und das ist furchtbar wichtig. Andrerseits besteht natürlich die Gefahr, daß wir uns für den Rest unseres Lebens anschweigen werden, weil wir uns schon alles erzählt haben, was meinst du?«
    Um Owens Mund spielte ein Lächeln: »So wie ich dich kenne, wird das wohl kaum der Fall sein. Du wirst schon dafür sorgen, daß es genug Gesprächsstoff gibt. Deine Familie hat sich schließlich auch nicht über Langeweile zu beklagen gehabt.«
    Elsie war nicht ganz sicher, was er damit sagen wollte, aber sie mußten schleunigst zum Hubschrauber, der jetzt ganz niedrig flog und nach einem passenden Landeplatz suchte. Cucullan hatte ihn noch vor den beiden erreicht. Er war den ganzen Tag über verständlicherweise sehr mürrisch gewesen. Schließlich hatten ihn weder Liebe noch Brombeeren gestärkt, und zu allem Überfluß war er von frechen, dicken Kaninchen gefoppt worden. Er gab seiner Verachtung für die beiden rücksichtslosen Menschenwesen, die ihn in eine so mißliche Lage gebracht und nichts getan hatten, um ihn aus dieser zu befreien, offen Ausdruck. Jetzt musterte er kurz, ohne ein einziges Mal zu bellen, den Piloten, der aus der Maschine stieg, und nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß dieser keine Gefahr für seine egoistischen Schützlinge darstellte, begrüßte er ihn ausgiebig und erlaubte, daß man ihm als erstem beim Einsteigen half.
    Als sie in den blauen Himmel stiegen und Elsie herunterschaute, um einen letzten liebevollen Abschiedsblick auf das kleine Inselchen zu werfen, dachte sie, wie passend es doch sei, dieses Juwel inmitten der sonnengesprengelten See auf den Flügeln der Liebe – nur für den Pedanten: auf den Propellern der Liebe – zu verlassen. Sie nahmen sofort Kurs auf Dooneen. Owen unterhielt sich mit dem Piloten, und sie entnahm dem Gespräch, daß es sich um einen Militärhubschrauber handelte, was hieß, daß eine militärische Operation nötig gewesen war, um sie zu befreien. Je näher sie der Küste kam, wo ihre Familie auf sie wartete, desto mehr machten ihre romantischen Ideen der harten Wirklichkeit Platz. Sie ahnte schon, was man ihr bald vorhalten würde: daß das Leben ernst sei und ernst genommen werden wollte.
    Als sie über den Dooneener Hafen kreisten, sah sie, daß er schwarz von Menschen war, die zu ihnen heraufwinkten. Die ganze Stadt schien voll von winkenden Menschen zu sein, als ob ihre zweitausend Einwohner sich wie die Brote und Fische vermehrt hätten. Alle waren zusammengeströmt, um die Schiffbrüchigen willkommen zu heißen. Natürlich war das sehr nett von ihnen, aber bei dem Gedanken an ihre publicityscheue Familie schloß sie angstvoll die Augen. Als sie sie wieder aufmachte, landete der Hubschrauber gerade auf dem Rasen vor dem ›Dooneener Hof‹ inmitten einer riesigen Menschenmenge. Dann sah sie die Fernsehkameras und wußte, daß sie ihrer Familie nichts Schlimmeres hätte antun können. Aber erst mal stürzten James, Dina und Jill auf sie zu und umarmten sie so stürmisch, als ob sie von den Toten auferstanden wäre. Zum Ausschimpfen blieb ihnen Gott sei Dank keine Zeit, denn noch bevor sie überhaupt zu einer Strafpredigt ansetzen konnten, wurde Elsie fortgerissen und neben Owen und Cucullan gestellt. Owen flüsterte resigniert: »Wir können das Ganze nur grinsend über uns ergehen lassen.« Cucullan knurrte

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