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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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dachte. Aber jetzt, wo Sie ihn in diesen Skandal verwickelt haben, fühlt er sich als Ehrenmann natürlich verpflichtet, Sie nicht bloßzustellen. Um es kraß auszudrücken, Mrs. Brown: Sie haben ihn auf hinterlistige Art und Weise zu diesem Heiratsantrag gezwungen.«
    Elsie starrte sie an. Anscheinend glaubte diese verrückte Person an den ganzen Unsinn, den sie ihr da erzählte.
    »Miss McDermott, ich kann gut verstehen, daß es Ihnen schwerfällt, sich von Ihrer gewohnten Lebensweise zu trennen, vor allem, da Sie mit der Möglichkeit wahrscheinlich nie gerechnet haben, aber begreifen Sie denn nicht, daß Owen und ich einfach heiraten wollen wie Millionen anderer Menschen?«
    »Ein Barmädchen ist wohl kaum die geeignete Partie für einen Arzt; so eine Verbindung kann ihm beruflich wie gesellschaftlich nur schaden.«
    »Ach, um Gottes willen!« rief Elsie verzweifelt. Es war fast so, als ob Harriet und sie versuchten, sich über zwei Jahrhunderte hinweg zu verständigen. »Sie scheinen vom Leben heute und auch von Ihrem Bruder wenig zu wissen. Sie sprechen von Komplikationen, die es gar nicht mehr gibt. Es ist wirklich alles viel einfacher, als Sie denken. Owen und ich lieben uns, das ist alles. Er ist nicht so weltfremd, zu denken, daß er mich heiraten muß, weil er meinen Ruf ruiniert hat, so was spielt heutzutage gar keine Rolle mehr, das sollten Sie eigentlich auch schon gemerkt haben.«
    Harriet preßte ihre dünnen Lippen aufeinander.
    »Ich bin überzeugt, daß Sie diese Nacht auf der Insel nicht ungenutzt haben verstreichen lassen, Mrs. Brown.«
    Elsie war sprachlos, aber nicht für lange.
    »Miss McDermott, Owen und ich, wir lieben uns, wie ich Ihnen schon sagte. Andrerseits stehen wir beide nicht mehr in der Jugend Maienblüte, und ich kann Ihnen nur versichern, für zwei reife Menschen war es dort viel zu feucht, um das zu tun, woran Sie denken.« Dann fügte sie langsam hinzu: »Wie außerordentlich merkwürdig, daß Sie eine so falsche Vorstellung von Ihrem eigenen Bruder haben.«
    »Er ist ein Mann wie jeder andere, und es steht mir nicht zu, ihn dafür zu tadeln. Aber eins weiß ich ganz bestimmt, er würde nie wissentlich ein Flittchen heiraten. Unglücklicherweise ist er in Ihrem Fall so mit Blindheit geschlagen, daß er die ganze Schuld für das, was zwischen Ihnen passiert ist, auf sich nimmt. Mrs. Brown, mein Bruder hat mir versprochen, mit der Heirat zu warten, bis ich ein anderes Heim gefunden habe. Und ich warne Sie noch einmal: Ich werde in der Zwischenzeit alles versuchen, ihm die Augen zu öffnen.«
    »Über mich?« Elsie erhob sich. »Miss McDermott, so leid es mir tut, aber Sie werden sich damit abfinden müssen, eine Schwägerin zu bekommen, die Ihnen nicht paßt. Aber vielleicht fällt es Ihnen leichter, mich zu akzeptieren, wenn Sie merken, daß Sie Owens Augen gar nicht zu öffnen brauchen, weil ich nichts zu verbergen habe.«
    Harriet maß sie mit den Augen, bitter und ungläubig lächelnd. »Es besteht natürlich noch die Möglichkeit, daß Sie selbst ungewollt meinem Bruder die Augen öffnen.« Sie ging zur Tür. »Ich glaube, hiermit können wir dieses Gespräch beenden.«
    »Es scheint zu nichts zu führen, nicht wahr? Aber wenn ich Sie wäre, würde ich mir nicht so viele Sorgen machen«, riet ihr Elsie, deren Vertrauen in Owen viel zu groß war, um der armen verdrehten Harriet irgend etwas übelzunehmen. »Solange keiner stirbt oder etwas ähnlich Dramatisches passiert, löst sich immer alles in Wohlgefallen auf«, bemerkte Elsie heiter-philosophisch, während Harriet wort- und ausdruckslos auf ihr Fortgehen wartete. »Sogar unsere kleinen Streitereien sind nicht von ewiger Dauer, glauben Sie's mir.«

ZWÖLFTES KAPITEL
    Die Aufregung um Elsie und Cucullan legte sich schon nach wenigen Tagen, weil den Dooneenern ein neues großes Ereignis bevorstand. Um ihrer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen, hatten die Stadtväter und die wichtigsten Bürger der Stadt Dooneen beschlossen, Konrad Radokov zum Ehrenbürger zu ernennen. Die festliche Übergabe der Urkunde sollte im Rathaus stattfinden, und für den Abend war ein Bankett im ›Dooneener Hof‹ geplant, zu dem die Honoratioren der Stadt und die Hauptaktionäre der Entwicklungsgesellschaft für Dooneen gebeten worden waren. Das Ganze versprach eine höchst eindrucksvolle und prächtige Veranstaltung zu werden, und alle freuten sich darauf; nur der Mann und die Frau vom KEST waren empört.
    »Keiner wird glauben, daß Konrad ein

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