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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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wütend; die Kameraleute hatten offenbar seine tiefe Abneigung erregt. Sie fütterten ihn aber klugerweise gleich mit Fleischstückchen und lobten ihn so ausgiebig, daß er zum Schluß vor Stolz fast platzte. Er erwies sich auch als geborene Fernseh-Persönlichkeit, aber schließlich brauchte er nur fotogen zu sein, was ihm natürlich keine Schwierigkeiten bereitete. Owen und ihr dagegen wurden Fragen gestellt, die derart blöd waren, daß man nur ganz idiotische Antworten darauf geben konnte.
    »Es erfordert doch sicher großes seemännisches Geschick, auf Inishgower festzumachen, Dr. McDermott. Wenn man bedenkt, daß es sogar dem Rettungsboot mißlungen ist anzulegen?«
    »Zu dem Zeitpunkt war die See viel stürmischer. Aber bei schlechtem Wetter kann sowieso nur ein kleines Ruderboot wie das meinige in Inishgower vor Anker gehen. Es gibt zu viele Felsen. Abgesehen davon kenne ich jeden Winkel der kleinen Insel.« Owen lächelte gezwungen. »Ich kann nicht sagen, daß ich es vorgezogen hätte, wie ein mutiger Kapitän mit meinem Schiff unterzugehen, aber daß es mir fortgeschwommen ist, trifft mich tief in meiner Seemannsehre.«
    »Könnte auch einem Admiral passieren, Doktor. Sie hatten Glück, daß Sie die Insel überhaupt erreicht haben. Hatten Sie große Angst, Mrs. Brown, vermutlich vor allem Hunger?« und so weiter und so fort.
    »Wir hatten etwas Schokolade«, sagte Elsie. »Und …«, statt Cucullan fing jetzt ihr Magen an zu knurren, »Brombeeren, aber der Hund hat wahre Tantalusqualen gelitten. Inishgower ist voll von Kaninchen, aber seine Nahrung war immer um eins schneller als er!« Cucullan blickte sie kalt an. »Aber schließlich ist er kein Jagdhund, sondern ein Wachhund.«
    Die Kameras richteten sich auf Cucullan und sie selbst.
    »Bitte, das Ganze noch einmal, Mrs. Brown, ja, so, und wenn Sie jetzt noch den kleinen Hund beim Sprechen streicheln könnten. Vielen Dank! Wäre es möglich, daß er ins Mikrofon bellt? So, da haben wir's. Braver Hund!«
    Es waren nette junge Leute und anscheinend leicht zufriedenzustellen. Sie machten ihr Komplimente über alles, was sie sagte, und einiges mußte sie mehrmals wiederholen. Allmählich fing sie an, sich wie ein drittklassiges Starlett bei einer Probeaufnahme zu fühlen. Cucullan dagegen war nicht so bescheiden, wahrscheinlich fühlte er sich wie Rin-Tin-Tin oder Lassie oder wer immer der Hundestar im Moment war.
    Einige Journalisten waren auch zugegen, darunter Jills junger Reporterfreund, aber mit denen fertig zu werden war nach dem Fernsehen ein Kinderspiel. Zum Schluß verabschiedete sich Owen sehr formell von ihr und ging nach Hause zu Harriet. So eine Schwester gab's sobald nicht wieder! Sie hatte es noch nicht mal für nötig befunden, ihren Bruder zu begrüßen. Wahrscheinlich war sie überhaupt die einzige Person in Dooneen, die zu Hause geblieben war. In gewisser Weise war Elsie ihr direkt dankbar für ihr mieses Verhalten, weil sie sich jetzt keine Vorwürfe mehr machte, daß sie ihr Owen fortnahm. Sie wandte sich an ihre Familie und sah plötzlich Dinas Ex-Bräutigam. Sie stellte zu ihrer Überraschung und Freude fest, daß er in keiner Weise mehr nach dem Ex aussah. Er und Dina hielten sich bei den Händen.
    Dina konnte nicht umhin, Mammis erstaunten Blick zu bemerken, wobei ihr wieder all der Blödsinn einfiel, den sie über ihren geliebten Eric, diese Verkörperung von Treue und Verständnis, von Stärke und innerem Anstand, gesagt hatte. Dieses Prachtstück von einem Mann – sie würde nie einen anderen lieben können – war an diesem Nachmittag wie vom Himmel gesandt in Dooneen erschienen. Bei seinem Anblick war ihr ganzer Ärger verflogen, sie hatte sich in seine Arme gestürzt und gesagt: »Ich wußte, du würdest kommen!« – »Natürlich, mein Liebling!« hatte er leise gemurmelt und sie ganz fest gehalten, »natürlich wußtest du das!«
    »Armer Eric! Sicher hast du dir entsetzliche Vorwürfe gemacht, als du das mit Mammi erfahren hast.«
    »Ich mir Vorwürfe gemacht?« fragte Eric erstaunt, aber er faßte sich schnell und bestätigte: »O ja, gewiß doch.« Dina lächelte mitfühlend.
    »Diesmal trifft Mammi wenigstens keine Schuld.«
    »Ein seltener Fall … ich meine, selbstverständlich ist sie völlig schuldlos.«
    »Natürlich könnte man sagen«, räumte Dina großzügig ein, »daß es besser gewesen wäre, sie hätte diesen Ausflug nicht gemacht, aber es war schrecklich leichtsinnig von dem Arzt, sie zu einer

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