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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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Blick zu und brütete dann mit finsterer Miene über dem Schicksal Dooneens. »Es ist eine so nette kleine Stadt. Ich persönlich möchte hier zwar kein Leben lang wohnen, aber die meisten fühlen sich sehr wohl dabei.« Er machte eine Pause, so als würde ihn die Sorge und tiefe Trauer um Dooneen am Weitersprechen hindern. »Friedliche einfache Menschen, in einer friedlichen, einfachen Stadt. Konrad Radokov sollte wenigstens den Anstand haben, sich einen ebenbürtigen Gegner auszusuchen.«
    »Mir wird ganz schlecht von Ihrem Gequassel, also gut, ich mache mit.«
    Den Auftakt zu dem großen Abend bildete ein offizieller Sherry-Empfang im ›Dooneener Hof‹. Aber abgesehen von den eingeladenen Gästen, wurde auch denen, die bereit waren, für ihre Drinks selbst zu zahlen, die Teilnahme großzügig gestattet. Jill stand alleine unter den vielen Fremden, und ein Gefühl der Unwirklichkeit bemächtigte sich ihrer. Ihre Augen suchten Fergus, der ihr ermutigend zuzwinkerte. Sogar als er mit seinem Redakteur sprach, wirkte er so selbstsicher wie immer, aber im Grunde war er natürlich doch nur ein grüner Junge. Es war verrückt von ihr gewesen, sich auf seinen haarsträubenden Plan einzulassen. Wenn George das wüßte …! Sie fröstelte leicht bei dem Gedanken, und dann merkte sie, daß Dina und Eric neben ihr standen. Dina diagnostizierte mit schwesterlichem Scharfblick: »Fühlst du dich nicht wohl? Du siehst furchtbar blaß aus.« Eric meinte: »Sie braucht nur was zu trinken. Was willst du haben, Jill?« Jill verlangte grimmig: »Ein Glas Arsen, bitte.« Nach den ersten Schlucken Bier ging es ihr schon bedeutend besser. Auch daß sie so reden mußte, als ob alles in schönster Ordnung sei, half ihr über ihre Angst hinweg. Es war nett, Dina und Eric so glücklich zu sehen. Es war so offensichtlich, daß sie sich liebten. Aus irgendeinem Grund war Jill darüber deprimiert, und sie nahm noch ein paar kräftige Schlucke, um sich aufzuheitern. Ihre Augen suchten wieder Fergus – ja, auf seine ulkige Art war er schon ein sehr amüsanter Junge, es war nur natürlich, daß man ihn etwas vermissen würde! Und dann hörte sie, wie Eric sagte, daß er froh wäre, daß Mammi sich gerade Dooneen für ihre Eskapade ausgesucht hätte, weil es ihm so möglich gewesen wäre, ein paar Aktien der Entwicklungsgesellschaft für Dooneen zu erwerben und ein wenig Geld zu machen. Jill fiel fast das Glas aus der Hand.
    »Eric, soll das heißen, daß du Geld in die Gesellschaft investiert hast?«
    »Fast alles, was ich habe«, bestätigte Eric lachend. »Nicht, daß es sehr viel wäre, aber immerhin hat es Dina und mir heute abend schon ein freies Dinner eingebracht.«
    Jill hätte vor Erleichterung am liebsten einen Freudentanz aufgeführt. Wenn die Entwicklungsgesellschaft für Eric gut genug war, dann war sie es für alle anderen auch. Sie war ihrer klugen Schwester unerhört dankbar, daß sie dieses erzgescheite Finanzgenie in die Familie gebracht hatte; und gerade in diesem Moment war er von unschätzbarem Wert. Sie hob ihr Glas und prophezeite: »Ich seh' dich schon als Frau eines Millionärs enden, wenn Eric sich sogar noch in den Ferien die Taschen füllt.« Sie nahm einen kräftigen Schluck auf das Wohl ihres wunderbaren zukünftigen Schwagers.
    Eric grinste.
    »Versprich ihr nicht zuviel! In diesem Fall hat die irische Regierung die ganze Vorarbeit geleistet.«
    Jill fing an zu husten und verschluckte sich: »Willst du damit etwa sagen, daß du dich nicht erkundigt …«, sie verschluckte sich wieder.
    Eric klopfte ihr auf den Rücken.
    »Trink nicht so hastig.«
    Dina sagte mit strahlenden Augen: »Es steht noch nicht ganz fest, Jill, aber vielleicht hauen wir mal tüchtig auf die Pauke, pumpen uns Geld auf die kommenden Zinsen und machen unsere Hochzeitsreise nach den Bermudas!«
    Jill blickte die beiden an und fragte mit heiserer Stimme: »Wie wär's mit den Bleikammern von Venedig?« Dann lachte sie bitter über ihren eigenen ach so komischen Witz und ging schnell fort. Sie setzte sich zu den beiden ganz in Rüschen und Spitzen gehüllten Fräulein Bradshaw. Miss Caroline trug ein schwarzes Samtbändchen um den Hals und Miss Bessie einen lavendelfarbenen Schal, der von einer Kamee-Brosche zusammengehalten wurde. Sie zwitscherten aufgeregt.
    »Es ist schon sehr lange her, seit Bessie und ich an einer so lustigen Gesellschaft teilgenommen haben«, verriet Miss Caroline. »Zuerst hatten wir Angst, es würde uns vielleicht

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