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Muttergefuehle

Muttergefuehle

Titel: Muttergefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rike Drust
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Kindern verbringen, haben von der Mutterschaft sehr romantische Vorstellungen. Von Freunden höre ich häufig so etwas wie »Jaja, dein Leben möchte ich haben. Den ganzen Tag rumsitzen, über die Kinder reden und Kaffee trinken«. Wenn sie nur einen Tag mit mir tauschen würden, wüssten sie, dass wir Mütter eigentlich nie zusammensitzen, weil immer mindestens eine ihrem Kind hinterherrennt, dass wir keinen Kaffee trinken, sondern ihm sehnsüchtig beim Kaltwerden zugucken, und dass wir nicht ÜBER die Kinder reden, sondern fast ausschließlich MIT ihnen. Anspruchsvolle Gespräche, die länger dauern, sind unter diesen Umständen einfach zu lang und zu anspruchsvoll. Das ist frustrierend, weil ich mich nicht gern ausschließlich über Dinge unterhalte, die bequem in die Pause von Finger-in-die-Steckdose-Stecken und Keksmatsch-in-die-Parkettritzen-Schmieren passen. Von diesen ewigen Unterbrechungen ist inzwischen sogar mein Gehirn genervt. An manchen Tagen hasse ich diese Situationen wie die Pest und fühle mich gefangen in dieser Welt aus Dinkelstangen und Windelgrößen. Dann denke ich, dass Muttersein ein langweiliger, total hohler Job ist. Dass mein Gehirn nur noch da ist, damit es beim Sprechen im Kopf nicht so hallt. Und ich würde gern noch etwas Optimistisches zum Schluss schreiben, aber ich führe ja, wie gesagt, die meisten Sätze nicht zu Ende.
    Das mache ich bei Unterbrechungsunmut:
    • Für Verabredungen gilt: Hat der/die andere kein Kind dabei und wir viel zu erzählen, kommt mein Sohn auch nicht mit.
    • Durch die Sehnsucht nach einem ganzen Satz fällt es mir leichter, ihn auf dem Spielplatz mal aus den Augen zu verlieren, damit ich mich ein bisschen länger unterhalten kann.
    • Er kriegt mein Handy. Das ist das einzige Gerät, mit dem er sich am Stück länger als drei Minuten beschäftigen kann.
    Überglück und Liebesrausch!!!!!!
    Die Euphorie bei Liebesbeweisen des Kindes.
    Wenn ich mich auf Fotos mit meinem Kind sehe, bin ich manchmal richtig schockiert. Ich gucke so debil, dass ich mich um meinen Geisteszustand sorgen würde, wüsste ich nicht, dass so Mutterliebeseuphorie aussieht. Sie taucht meist sehr plötzlich auf, zum Beispiel, wenn das Kind (zum ersten Mal) lächelt. Dann geht für eine Mutter die Sonne auf, aber nicht die normale Sonne, sondern die mit dem glitzernden Partyhut, die sich zur Musik des singenden Regenbogens breit grinsend im Kreis dreht. Ja, diese Euphorie ist durchaus mit einem Drogenrausch zu vergleichen, und rein biochemisch ist sie das sogar. Aber jetzt mal ehrlich: Wer will das von den Hormonen und Neurotransmittern schon wissen? Ich habe zumindest nicht gedacht »Soso, jetzt schießen die Endorphine durch meinen Körper, deshalb verzieht sich mein Gesicht zu einem Lächeln«, als mein Sohn mich das erste Mal zahnlos und verliebt angestrahlt hat. In meinem Kopf ist nämlich gar nichts passiert, mal abgesehen von der Sonne und dem Regenbogen und vielleicht noch ein paar Eichhörnchen, die den Regenbogen hinunterrutschen und dabei Knistererdbeerbonbons an putzige Glitzerpilze verteilen.
    Bis jetzt hört sich das vielleicht lustig an, aber eigentlich ist Mutterliebeseuphorie so übertrieben und kitschig, dass ich es fast unmöglich finde, normale Worte für sie zu finden. Selbst mein Mann, der diesen debilen Gesichtsausdruck auch gern mal hat, findet meine Beschreibung zu dick aufgetragen. Aber für mich ist es, wie es ist: Wenn so ein kleiner Mensch seine Zuneigung zeigt, ist das nun mal die reine, pure Liebe. Ich weiß noch genau, wie mein Sohn das erste Mal auf mich zugewackelt kam, mich umarmte, mich anguckte und küsste und mich dann wieder ganz fest in den Arm nahm. Ich saß auf dem Wohnzimmerteppich und habe vor Glück still geweint. Und auch jetzt noch füllt er mir mit jedem Liebesbeweis und jeder feuchten Kussattacke meinen ganzen Körper mit Glück auf. Dem schönsten Glück, das ich mir nur vorstellen kann, weil seine Liebe so bedingungs- und berechnungslos ist. Wenn wir uns in diesen Glücksmomenten umarmen, passen wir so perfekt ineinander, dass wir wieder eine Einheit werden. Ich bin beseelt und aufgekratzt und dankbar und stolz und gerührt und kann es nicht anders beschreiben als mit diesem wirren und kitschigen Text. Ich erwarte nicht, dass jede(r) das versteht. Aber ich freue mich jetzt schon auf das nächste Mal, wenn mir mein Sohn mit seiner Emotionskeule auf die Zwölf haut.
    Was mache ich bei Mutterliebeseuphorie:
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