Muttergefuehle
über meinen debilen Gesichtsausdruck oder über den Kitsch in meinen Beschreibungen.
• Trotz aller Unmöglichkeit versuche ich jedes Mal, das Glücksgefühl zu konservieren. Ich schreibe auf, wie ich mich gefühlt habe, mache schnell ein Foto oder irgendetwas, auf das ich zurückgreifen kann, wenn das Stimmungsbarometer so gar nicht auf Glück steht.
DIE FAMILIE
Eigentlich passt es jetzt nicht so gut …
Der Hass auf Verwandtschaft ohne Feingefühl.
Mein Selbstbewusstsein könnte größer sein. Und als mein Kind zur Welt kam, war ich so unsicher wie noch nie zuvor. Ich hatte Angst, das kleine Häufchen kaputt zu machen (was mir noch passieren sollte), und ich redete mir ein, eine schlechte Mutter zu sein, weil ich nie wusste, was mein Kind wirklich wollte. Außerdem hatte ich Angst, dass mein eigenes Leben vorbei ist und dass ich nie wieder Zeit mit dem Mann haben würde. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich als Mutter verhalten und fühlen sollte. In diesem Gefühlschaos Besuch zu empfangen, erschien mir ähnlich attraktiv wie die Teilnahme an einem Zirkus-Workshop.
Ich brauchte erst mal Zeit, um meine eigene Familie kennenzulernen. Deshalb habe ich schon vor der Geburt mit dem Mann abgemacht, dass die Verwandtschaft gleich ins Krankenhaus kommen soll und im Anschluss gebeten wird, mit Besuchen zu warten, bis wir sie dazu einladen. So haben wir es dann auch gemacht, und alle haben sich an die Verabredung gehalten, waren sehr rücksichts- und verständnisvoll, abgesehen vom Totalausfall meiner Schwiegermutter, die tatsächlich nach der Schilderung der Geburt mitleidig zu meinem Mann (!!) sagte: »O Gott, mein Kleiner, das muss ja furchtbar für dich gewesen sein.« Im selben Moment lief mein Blasenkatheter aus, vielleicht, weil die Schwester ihn nicht richtig zugemacht hatte, vielleicht auch aus Wut. Aber meine Schwiegermutter ist auch schon ziemlich alt und verschont uns, genau wie meine Mutter, mit schlauen Tipps und anderen Interventionen. Bevor meine Mutter unserem Sohn etwas schenkt, fragt sie mich sogar um Erlaubnis und hat dafür ein Dankeschön verdient.
Das geht nämlich auch anders, ich kenne Fälle von Großmüttern, für die sind die Mütter nur die Frauen, die ihnen ihre Enkel wegnehmen wollen. Man muss sich wirklich wundern, was ein Kind im Familienkreis aus Menschen machen kann. Ob in Internetforen oder im weiteren Bekanntenkreis, da ist der eine Verwandte schlimmer als der andere: Es gibt die Tante, die sich nicht mehr für ihre Nichten und Neffen interessiert, sobald sie älter als fünf sind. Und Großeltern, die über den Kopf der Eltern hinweg bestimmen wollen, auf welche Schule ihre Enkel kommen. Und eine Oma, die die Mutter vom Kinderwagen wegschubst, damit sie selbst ihn schieben kann. Ganz oben auf der Liste der schlimmsten Verwandten steht jedoch die Frau, die ihrer Schwiegertochter während einer Stippvisite vorgeworfen hat, sie würde eines ihrer Kinder bevorzugen und sollte deshalb doch bitte professionelle Hilfe suchen. Dafür hat sie verdient, dass ihr eine zweite Nase wächst, und zwar eine sehr große mit einer dicken Warze und vielen Haaren drauf.
In den meisten Fällen geht es bei diesem Konflikt darum, dass entweder die Verwandtschaft die Mutter nicht als Chefin beim Projekt Kind akzeptiert oder die Mutter sich durch schlechte Kommunikation oder Unsicherheit nicht akzeptiert fühlt. Bei mir war es in der ersten Zeit, glaube ich, Letzteres. Ich hatte schnell das Gefühl, nicht ernst genommen, sondern eher belächelt zu werden, weshalb ich mich in der ersten Zeit mit meinem Sohn ziemlich isoliert habe. Auch wenn ich das im Nachhinein ein bisschen schade finde, habe ich diese Zeit gebraucht, um selbstsicherer zu werden. Inzwischen bin ich um einiges entspannter und freue mich auf die Familientreffen, wenn alle ganz heiß darauf sind, mit meinem Sohn zu spielen. Dann trinke ich in Ruhe einen Kaffee und beobachte, dass sich tatsächlich alles von allein regelt. Denn die Menschen, bei denen ich noch immer das Gefühl habe, sie nehmen mich nicht ernst, sind auch die, die keinen richtigen Draht zu meinem Kind haben. Und auch wenn das überhaupt nicht zu der erwachsenen Mutter passt, als die ich gesehen werden will, gibt es dafür ein unreifes und ein bisschen gehässiges Ätschibätsch!
So gehe ich mit Verwandten um:
• Als mein Kind frisch geboren war, habe ich bestimmt, wer zu Besuch kommen durfte und wer nicht. Die komplette Kommunikation mit der Verwandtschaft hat mein
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