Muttergefuehle
allen gut: Der Mann wird nicht mehr angepöbelt, das Kind muss den Tag nicht mit einem Zombie verbringen, und wir haben uns alle wieder lieb.
• Wenn die erste Wut verkocht ist, versetze ich mich in die Lage meines Mannes. Dann sage ich ihm, dass ich weiß, dass es für ihn auch doof ist und dass er nichts für die Situation kann.
• Ich komme anderen Müttern nicht mit diesem Urvertrauen-Argument, sondern sage ihnen, dass ich das grundlose Abgefeiere des abwesenden Vaters eine himmelschreiende verfickte Scheißungerechtigkeit finde und keine Mutter der Welt das verdient hat.
Denken! Das sicherste Verhütungsmittel der Welt.
Das Dilemma mit dem Sex.
Eigentlich wollte ich nicht über Sex schreiben, schließlich habe ich ja keinen mehr. Hihihi, das stimmt zum Glück so nicht, aber seit der Geburt hat sich schon einiges geändert. Als sich ein paar Wochen nach der Niederkunft das Verlangen wieder einstellte, war nach vollzogenem Akt die Enttäuschung groß. Das fühlte sich überhaupt nicht mehr so an wie vorher. Da wollte ich endlich wieder, und mein Körper machte mir einen ziemlich schmerzhaften Strich durch die Rechnung. Doch als sich das Körperliche langsam wieder normalisierte, zeigte sich, dass ein anderes Problem viel größer war: Ich hatte panische Angst davor, wieder schwanger zu werden, und dachte an nichts anderes als an meinen Eisprung und die Tatsache, dass ich keine Begründung hätte, ein nächstes Kind nicht zu bekommen. Deshalb war ich beim Sex ungefähr so locker wie Angela Merkel beim Staatsempfang. Und auch körperlich fühlte ich mich wie sie, schließlich geht eine Schwangerschaft nicht spurlos an einem vorüber. Außerdem musste ich mich erst mal daran gewöhnen, dass ich mich beim Sex nicht nur anders fühlte, sondern eben auch anders aussah.
Die bedeutendste Sache, die anders ist, ist aber folgende: Wir haben einen Sohn, der mich rund um die Uhr beschäftigt, und zwar körperlich und geistig. Das heißt, wenn er ins Bett geht, habe ich schon eine große Portion Liebe und Zärtlichkeit abgegeben und bin oft dankbar, wenn ich einfach ein bisschen allein rumliegen kann. Kommen der Mann und ich uns doch näher, fällt es mir schwer, den Kopf frei zu kriegen. Während wir also versuchen, die Romantik großzuschreiben, denke ich daran, dass ich nicht vergessen darf, den Kindersitz wieder ins Auto zu bauen; ich frage mich, warum das Kind so komisch gehustet hat, ob es wohl trotzdem geimpft werden kann und wie wir das dann mit dem Urlaub machen, weil er doch nach dem Impfen bestimmt wieder krank wird, und wenn er im Urlaub krank wird und wir nicht die richtigen Medikamente dabeihaben, wird er noch schlimmer krank und muss mit dem Hubschrauber in ein schreckliches Krankenhaus geflogen werden, dann sage ich mir schnell, dass ich nicht so panisch sein soll – und frage mich, ob ich das Dokument im richtigen Format zum Kunden geschickt habe und wie ich das mit dem Job regle, wenn das Kind durch die Impfverspätung krank wird, und ob der Mann mir dann wohl das Kind mal abnehmen kann. Überhaupt der Mann, was macht der da eigentlich? Ach ja. Jetzt aber Schluss mit diesen Gedanken. Was dann passiert, ist meine Sache. Nur so viel: Nach jedem Mal frage ich mich, warum wir das nicht viel öfter tun.
Meine Mittel für mehr entspannten Sex:
• Wir verabreden uns. Hört sich krampfig an, ist aber für mich eine super Methode.
• Alkohol. Schon ein Glas Rotwein verdrängt bei mir zuverlässig die Kinderorganisiergedanken.
• Wir quartieren das Kind und somit einen Großteil der Anspannung regelmäßig aus.
Es ist alles wie immer.
Die Ernüchterung nach den Vätermonaten.
Seit gestern arbeitet der Mann wieder. Zwei Monate hat er mir fast alles abgenommen, insbesondere einen Großteil der Verantwortung. Ich habe es so genossen, dass ich nicht mehr auf den Spielplatz und zum Pampers-Turnen musste, sondern nur Anrufe bekam, die mir davon berichteten und mich fragten, wann ich denn nach Hause käme und was ich essen möchte.
Volle Tage zu arbeiten war so herrlich, ich hatte dieses befriedigende Gefühl, richtig viel geschafft zu haben, ganz vergessen. Mittags ging ich essen, so richtig mit Hinsetzen und warmer Mahlzeit und so. Das mache ich sonst nie, weil das meinem ohnehin schon halbierten Arbeitstag viel zu viel Zeit raubt. Zusätzlich habe ich nachmittags Freunde getroffen, ohne dass die Gespräche ständig davon unterbrochen wurden, dass das Kind die Milch umkippte, mit Blumenerde warf, einer
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