Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mutti geht's gut: Wahre Geschichten aus dem Leben einer Tochter (German Edition)

Mutti geht's gut: Wahre Geschichten aus dem Leben einer Tochter (German Edition)

Titel: Mutti geht's gut: Wahre Geschichten aus dem Leben einer Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Windmann
Vom Netzwerk:
Muddi und ich am Wohnzimmertisch in Buxtehude. Es ist selbstverständlich ein Donnerstag. Ute ist gerade zufällig vorbeigekommen, und wir trinken gemeinsam Muddis starken Filterkaffee, von dem sie inzwischen bereits die zweite Kanne aufgebrüht hat.
    »Da sitzt die doch am Kaffeetisch und erzählt ihrer Freundin seelenruhig, dass sie ihren Mann ermordet hat!«, berichtet Muddi mit hörbarer Empörung.
    Ich überfliege schnell den Artikel im Stader Wochenblatt , den sie mir unter die Nase hält, damit ich das erforderliche Sachverständnis aufbringe, um ihre Einschätzung dieses Geschehnisses würdigen zu können.
    »Dann wird sie ihr doch auch gesagt haben, dass sie den alten Knacker zerstückelt und in acht Müllsäcke verteilt hat, oder? Oder hat sie das erst mal verschwiegen und abgewartet, was die Freundin dazu sagt?« Muddi legt eine Kunstpause ein, damit ihre Worte auf uns wirken können, ehe sie nun triumphierend meine Schwägerin ansieht. »Und wie wollte sie die Müllsäcke eigentlich beseitigen? Wollte sie jede Woche einen davon neben die Mülltonne an die Straße stellen?«
    »Wenn sie nur die vierzehntägige Abholung abonniert hatte, dann hätte sich die Entsorgung aber sehr lange hingezogen«, sinniert Ute.
    Die beiden unterhalten sich angeregt darüber, wie der Mord begangen und vertuscht wurde.
    Meine Gedanken schweifen ab. Im Garten ist so viel los! Da vorn hat ein Vogel sein Nest gebaut, und die Katze schleicht unter der Hecke entlang.
    Muddi reißt mich aus meiner Versunkenheit und zupft mich aufgeregt am Ärmel.
    »Die muss das doch gewusst haben!«, ruft sie.
    Ich bin kurz unsicher, ob sie vielleicht inzwischen bei einem anderen Thema angelangt sind. Doch Utes nächster Wortbeitrag verrät mir, dass es immer noch um den Mordfall geht.
    »Wenn die Zeitung schreibt ›… in Müllsäcke gestopft‹, meinen die dann die blauen von Aldi? Oder etwa die gelben, halb durchsichtigen für den Plastikmüll? Das hätte ja dann von vornherein ein ziemliches Problem verursacht«, meint meine Schwägerin.
    Meine Mutter ignoriert Utes profane Entsorgungsprobleme.
    »Wie soll ich mir das bloß vorstellen? Die sitzt da am Kaffeetisch, rührt seelenruhig in ihrer Tasse, kaut auf ihrem Stück Blaubeerkuchen herum, nimmt noch einen Löffel Schlagsahne und sagt dann zu ihrer Freundin: ›Du, Olga … apropos Tupperbox: Wladimir hab ich in den Keller gebracht! Eingetuppert in die schönen blauen Aldi-Säcke?‹ Laura? «
    Mist, jetzt hat sie doch gemerkt, dass meine Gedanken wieder in Richtung Vogelnest abzuschweifen drohen. Bevor meine Mutter über meine mangelnde Beteiligung am Gespräch meckern kann, nicke ich ergeben und beschließe so zu tun, als wäre ich daran interessiert, Muddi bei der Mörderjagd zu unterstützen. Jedenfalls so lange, bis die Polizei von selber den Schuldigen eingetuppert … äh, eingebuchtet hat.



25
»Wenn Margot ihre Grünabfälle auf den Friedhof bringt, kann ich das auch!«
    M anchmal möchte man meinen, meine Mutter glaubte, ich wäre ein Transportunternehmer. Für ein gutes Gespräch braucht sie mich dann jedenfalls nicht.
    Es ist Donnerstag. Ich erreiche meinen Geburtsort pünktlich gegen elf Uhr vormittags, wie mit Muddi verabredet, und stelle das Auto vor dem Haus meiner Eltern ab. Wie jeden Donnerstag parke ich hinter dem Van von Muddis neuen Mietern, den der Schriftzug San Remo ziert.
    Als ich gerade meinen Schlüssel aus der Handtasche ziehen will, öffnet meine Mutter schon die Haustür.
    »Laura«, sagt sie, »kannst du noch mal eben ein Rezept vom Arzt holen? Hier sind die Versichertenkarte und die zehn Euro. Die wissen Bescheid.«
    Okay. Ich mache also eine Kehrtwendung, steige wieder in meinen Wagen und fahre zu Muddis Arzt. Eine halbe Stunde später – drei Patienten waren vor mir dran – erreiche ich abermals die Haustür meines Elternhauses. Diesmal darf ich eintreten und meinen Mantel ablegen. Und mich dann an den bereits gedeckten Kaffeetisch setzen, den Muddi mit dem dunkelgrünen englischen Service eingedeckt hat, das klassische Jagdmotive zieren. Während ich Schwarzbrot mit Nordseekrabbensalat in Aioli–Sauce esse, erläutert Muddi mir, was heute zu tun ist.
    »Ich hab da noch drei Laubsäcke in der Garage«, sagt sie. »Können wir noch schnell zur Schuttkuhle fahren? Die sind auch ganz trocken, du brauchst keine Angst zu haben, dass dein Auto schmutzig wird!«
    Ich nicke. Wie sonst soll ich auf eine Frage reagieren, die eigentlich keine ist?
    »Und dann

Weitere Kostenlose Bücher