Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)
Mutti und Pantoffelheldvater ihren Kindern zu bieten haben, liegt ein Quantensprung.
Schärfere Bedingungen als für Tagesmütter gelten für Frauen, die SOS -Kinderdorf-Mütter werden wollen. Sie müssen eine zweijährige Ausbildung vorweisen können und sich langfristig binden. Und ein noch strengeres Maß wird angelegt, wenn jemand Kinder dauerhaft bei sich aufnehmen will – als Pflegekind oder zur Adoption. Hierfür werden grundsätzlich Paare gesucht, die in einer stabilen Beziehung leben. Denn das Pflege- oder Adoptivkind soll in einer intakten Familie aufwachsen. Eine Einzelperson kann ein Kind nur dann adoptieren, wenn sie mit ihm verwandt ist und beide bereits ein vertrautes Verhältnis zueinander haben.
Kurz: Wenn jemand sich um fremde Kinder kümmern will, wird darauf geschaut, dass er oder sie sich auch dazu eignet und dass die Kinder eine Erziehung zur Verantwortlichkeit bekommen. Fortbildung ist ein Muss. Liegt der Gedanke nicht nahe, auch leibliche Eltern hier viel stärker in die Verantwortung zu nehmen?
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Das Tarnsystem
Langsam rollt der Zug über die Gleise, kaum mehr als Schritttempo erreicht er. Immer wieder wird der politisch genehmigte und gewollte Transport aufgehalten, während das in Hundertschaften herbeigeschaffte Polizeiaufgebot Demonstranten von den Gleisen zerrt, die dort eine Sitzblockade bilden. Die meisten Kernkraftgegner werden vom massiven Polizeiaufgebot in sicherer Entfernung gehalten. Sie heben Plakate in die Luft, skandieren im Chor Protestrufe und lärmen mit Trillerpfeifen und Topfdeckeln.
An einer anderen Stelle beginnen einige ganz Entschlossene damit, den Schotter aus dem Gleisbett zu räumen. Sie sind mit Schutzbrillen und Helmen ausgestattet. Einer hat ein großes Brecheisen dabei und schwenkt es triumphierend in der Luft, bevor er damit die Verbindungen zwischen Gleisen und Bohlen lockert. Zwei, drei Schrauben schafft er, dann nehmen ihn die Polizisten in die Zange. Mit Schlagstöcken gehen sie gegen den Demonstranten vor. Zwar kämpft der Mann gegen den übermächtigen Druck an, wird aber erbarmungslos beiseitegedrängt und festgenommen.
Die anderen beschimpfen die »Bullen« lauthals und haken sich unter, um nicht so leicht weggetragen werden zu können. Steine fliegen. Aber auf Dauer haben die Demonstranten keine Chance. Von mehreren Seiten gepackt, wird einer nach dem anderen von den Gleisen gezerrt. Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung, Gefährdung von Personen und Widerstand gegen die Staatsgewalt stehen ihnen ins Haus.
Ein Kamerateam, das die Demonstration für die Abendnachrichten dokumentiert, hat es geschafft, mit einem starken Teleobjektiv die Szene einzufangen. Pixelig und schlecht ausgeleuchtet, wird der nur wenige Sekunden lange Filmschnipsel in den Wohnzimmern der Nation für Diskussionsstoff sorgen. Die Demonstranten haben ihr Ziel erreicht: die öffentliche Aufmerksamkeit erneut auf die Problematik der Kernenergie zu lenken und den gesetzlich genehmigten und vereinbarungsgemäß notwendigen Transport der radioaktiven Abfälle so aufwendig und langsam zu machen, dass er erst recht unrentabel wird.
Die große Illusion
Gewalt ist böse. Sie wird gleichgesetzt mit Krieg und Terror, mit Unterdrückung und Unrecht. Macht ist Gewalt, die Gewalt von Systemen. Zum Beispiel, wenn in totalitären Staaten nicht nur die Medien zensiert, sondern auch das Handynetz und der Internetempfang gezielt gestört werden, damit die aktiven Bürger ihre Informationen und Meinungen nicht mehr weitergeben können. Oder wenn Mieter aus einem Mietshaus herausgeklagt werden, das luxussaniert werden soll, damit es dann für die doppelte Miete angeboten werden kann – für einen Preis, den sich die ursprünglichen Mieter nie leisten könnten.
Nur Schlechtes wird mit Gewalt durchgesetzt. Die Polizisten, die Demonstranten von den Gleisen zerren, sind gewalttätige Diener einer Staatsmacht. Die Demonstranten dagegen gelten als Helden, die sich aus Überzeugung gegen eine Übermacht aus unterdrückender Staatsgewalt und hinterhältiger, übermächtiger Atomlobby für Meinungsfreiheit und hehre Ideale einsetzen. Auch wer ihre Ziele nicht unterstützt, kann zumindest den Einsatz der Demonstranten für Meinungsfreiheit und Bürgerengagement respektieren.
So weit jedenfalls weite Teile der öffentlichen Meinung. Auch wenn die Sympathisanten der Demonstranten immer noch glauben, dass solche Protestaktionen in der Bevölkerung mehrheitlich verschrien sind, und sich so an die
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