My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei
warten.
An diesem Tag suchten höchstens acht, zehn Menschen die Bergeinsamkeit auf; wie immer bestellten sie WeiÃwürstl oder Kässpatzen. Zum Nachtisch servierten wir ihnen etwas vom »Scheiterhaufen«.
Sie mussten nichts bezahlen, es waren unsere Testesser. Der Test fiel so gut aus, dass wir den Nachtisch sofort in die Speisekarte eintrugen. Er wurde ein Hit und bescherte uns viele Gäste, weshalb ihr das Rezept auch hinten im Buch findet. Es lohnt sich echt!
Da wir den Scheiterhaufen mit unseren wenigen Gästen ratzfatz
aufaÃen und überhaupt kaum was zu tun hatten, war der Tag ein richtiger Ferientag für uns.
Dennoch erlebte ich, Zippi Hopp, einen der schlimmsten Tage meines Lebens, denn der Morgen, der so superschön begann, endete in einem absoluten Chaos. Es handelte sich dabei nicht um ein Gewitter- und Hagelchaos, sondern um eines der Gefühle.
Folgendes geschah:
Nach dem Scheiterhaufen-Testessen zog Marta Jeans und T-Shirt an, knotete den Anorak um den Bauch, sagte, bis zum Abendessen spätestens seien sie zurück, und verschwand Hand in Hand mit ihrem Franzl.
Ignaz musste ins Dorf zu seinem Vater. Er deutete auf den Mopedrücksitz und meinte, ein halber Tag im Tal wäre doch eine tolle Abwechslung für mich.
Davon hielt ich aber nichts; ich schlug das freundliche Angebot aus, zerrte einen Liegestuhl in die Sonne, holte eines dieser Mädchenbücher, die Nele sammelt und mir zum Lesen ausgeliehen hatte, und machte es mir gemütlich.
Ich war gerade an der Stelle angelangt, wo die Heldin mit einem Jungen, von dem ich doch schwer hoffte, dass er ihr Freund werden würde, ein Erdbeben in Chile erlebt, als ich Schritte hörte. Da es sich nicht nur um Schritte, sondern auch um das Aufsetzen eines Stockes handelte, kombinierte ich, dass sich Nele in meiner Nähe befand. Unwillig hob ich die Augen vom Buch - die Geschichte war echt spannend! -, als sie sich mir mit entschlossenem Gesichtsausdruck näherte.
Ich tat, als nähme ich meine Umgebung nicht wahr, und las weiter.
»Zippi!«
»Hm?«
»Zippi, wo ist Emir?«
Ich las und las. »Na, wo wohl? Bei dir, Nele.«
»Wenn er bei mir wäre, würde ich ihn nicht suchen, und ich würde dich auch nicht fragen. O. K.?«
Jetzt lieà ich das Buch schweren Herzens sinken. »O. K. Er ist nicht bei dir, er ist nicht hier. Wo ist er?«
»Das frage ich dich! Hast du ihn heute schon gesehen?«
»Ich bitte dich, Nele! Gestern hat er Marta und mich bis vor die Jägeralpe-Tür gebracht, Marta hat ihm einen Gutenachtkuss für Franzl mitgegeben, und seitdem habe ich ihn nicht mehr gesichtet. Noch Fragen?«
»Ja. Wo ist er?«
Ich seufzte. »Weil ich kein Hellseher bin, weià ich das nicht. Ich weià auch nicht, wie das Buch ausgeht; weil aber die Geschichte superspannend ist, möchte ich das wissen. Das bedeutet, Nele: Ich will lesen.«
Nele zog einen Stuhl heran. »Ich könnte dir sagen, wie die Geschichte ausgeht«, bot sie an.
»Ich lese lieber. Vielen Dank.«
Nele wartete, ob ichâs mir nicht doch noch anders überlegen würde. Aber dazu hatte ich keine Lust; ich wollte mir weder das Ende der Geschichte berichten lassen noch ihre Vermutungen, Emirs unerklärliche Abwesenheit betreffend, anhören.
Nach einiger Zeit gab sie auf.
Ich las weiter.
Alles war hier heroben sehr still. Weil es ruhig war und ruhig blieb, wurde ich neugierig. Ich hob den Kopf und sah, wie Nele die Ellbogen- und Knieschützer anlegte; das kleine Geräusch, das dabei entstand, kam von den Klettverschlüssen.
Danach stand Nele auf und machte, die Hand an einem Tisch, ein paar Schritte. Sie umrundete den Tisch, und wieder und wieder, dann gab sie das Rundherumgehen auf und ging hin und her.
Ich las. Zehn Seiten weiter - die Heldin hatte mit dem Jungen eine Wette abgeschlossen, sich nie wieder zu verlieben, aber er setzte alles daran, dass sie die Wette verlor, was ich auch hoffte - fieberte ich dem Ende des Buches entgegen. Ich überlegte gerade, ob ich die Mitte auslassen und gleich den Schluss lesen sollte, als Nele die Hand vom Tisch nahm und frei, echt total ohne Stütze, von einer Seite der Terrasse zur anderen ging.
Mutig, mutig, dachte ich und las weiter, ohne gleich nach hinten zu blättern. Allerdings waren meine Gedanken nicht mehr ausschlieÃlich beim Liebesglück meiner Heldin; ich überlegte gleichzeitig, was passieren
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