My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei
scheint, ein intimes Verhältnis zu Emir unterhältst.«
Mir blieb die Spucke weg. »Ein intimes Verhältnis ⦠Nele, du hast sie nicht mehr alle. Du spinnst total. Ich dachte, wir hätten geklärt, dass Küsse nicht automatisch ein âºintimes Verhältnisâ¹ bedeuten. Küsse sind Küsse, und damit basta! Kapiert?«
»Ich dachte«, entgegnete Nele cool, »wir hätten geklärt, dass für mich Küsse etwas sehr Intimes sind.«
»O. K. Beim Thema Küsse sind wir eben nicht einer Meinung.« Ich zuckte die Schultern.
Nele seufzte schwer. »Genau genommen sind wir bei keinem Thema einer Meinung. Gib das zu, Zippi.«
Wir schwiegen eine ganze Weile, bis Nele wieder mal den Kopf hob. »Wir waren beim zweiten Punkt stehen geblieben. Wie lautet der dritte Punkt?«
»Der dritte Punkt? Mensch, Nele, du hast mich total aus dem Konzept gebracht. Ich muss nachdenken, ja?« Dazu hatte ich aber ehrlich gesagt überhaupt keine Lust. Ich hatte eingesehen, dass Nele ein hoffnungsloser Fall war; ihre Meinung und
meine Meinung waren so verschieden wie Ferien in den Bergen und - nur mal zum Beispiel - Ferien am Meer.
Ferien am Meer! Das erinnerte mich an Cas, der mir immer diese Liebesgedichte schreibt, und damit auch an den unglaublich wichtigen Punkt drei.
»Man muss wissen, was der Unterschied ist zwischen einem Freund und einem Lover. Ein Mädchen kann jede Menge Freunde haben. Ich finde, ein Mädchen muss sogar jede Menge Freunde haben. Wie sonst soll es sich Kenntnisse, Jungs betreffend, aneignen? Nicht jedes hat einen Bruder; ich zum Beispiel bin ein Einzelkind.«
»Ich auch«, sagte Nele sofort. »Ich finde Freundschaften ja auch O. K. Aber meine Freunde küsse ich nicht, da ziehe ich die Grenze. Ich küsse nur meinen Lover.«
»Hast du einen zu Hause?«
Nele schüttelte den Kopf. »Emir ist mein erster und überhaupt mein einziger.«
Tja, das dachte ich mir schon.
»Ich bin ja so froh«, flüsterte Nele, »dass du den Ignaz hast.«
»Klar.« Mir war überhaupt nicht wohl in meiner Haut; ehrlich gesagt fühlte ich mich total mies. Um das miese Gefühl ein bisschen abzuschwächen, musste ich Nele unbedingt noch eine Weisheit aus meinem Lebensschatz mitteilen. »Eines darfst du nie vergessen, Nele: Du musst immer die Haltbarkeitsdauer deiner Gefühle berücksichtigen. Und selbstverständlich die deines Lovers auch.«
»Was willst du damit sagen?«, rief Nele entsetzt.
»Man kann sich in der Dauer seiner Gefühle sehr täuschen«, antwortete ich ernst. »Und in der seines Lovers natürlich auch. Mal angenommen, du lässt dir die Haare giftgrün färben, weil dein Lover auf Giftgrün steht. Drei Tage später verlässt er dich - und was ist? Mit den giftgrünen Haaren siehst du voll bescheuert
aus, und bis du wieder so hübsch bist wie vor der Fehlentscheidung, hast du eine Menge günstiger Gelegenheiten verpasst. Ich hab sogar ein weiteres Beispiel, Nele. Sieh mal, ich habe einen Freund, der in mich stark verliebt ist. Er beweist mir das, indem er mir viele Liebesgedichte widmet. Leider bin ich nicht in ihn verliebt. Aber macht ihm das was aus? Nö. Er hofft, irgendwann würden sich meine Gefühle für â¦Â« Himmel, fast hätte ich Emirs Namen genannt! »⦠für den, der gerade mein derzeitiger Lover ist, ändern, und mein Herz wäre frei für ihn.«
»Das hofft er nicht wirklich, was?«
»Aber unter Garantie!«
Nele reckte energisch ihr zartes Kinn vor. »Eines weià ich sicher: Meine Gefühle für Emir werden sich nicht ändern. Nie. Aber«, sie wandte sich mir zu, »aber ich weiÃ, weshalb du mir das zweite Beispiel von Punkt drei genannt hast. Du hoffst, dass sich Emirs Gefühle für mich ändern. Du hoffst, dass er irgendwann wieder dich liebt. Natürlich werde ich dir die Hoffnung nicht rauben. Ich verstehe ja, dass du ihn wiederhaben willst. Aber, Zippi, du musst endlich einsehen, dass Emir mein Freund ist.« Sie streckte mir ihre Hand entgegen. »Trotzdem sind wir Ferienfreundinnen!«
Was blieb mir anderes übrig als einzuschlagen?!
Mein Platz an der Sonne
L eute, hab ich schon mal erwähnt, dass Nele mich wahnsinnig macht? Wenn nicht das Postauto hergefahren wäre, hätte ich in mein Zimmer rennen müssen. Das ist der nächstgelegene Ort, um ihr zu entkommen. So
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