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My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser

Titel: My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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im Blick und das Ziel im Auge - auch dann, wenn’s
mich fünfmal ins Gras schlägt und die Jeans klatschnass an den Beinen kleben.
    Als ich gerade kurz verschnaufen wollte, erahnte ich durch den fast blickdichten Nebel- und Regenvorhang zwei graue Gestalten.
    Die eine war Rosi, die andere Ignaz. Dann schälten sich noch zwei Schemen aus dem Nebel: Zenza. Und Anna, die verstiegene Kuh.
    Nahe am Bach war die nasse Wiese ein Stück abgerutscht. Anna stand auf einem Felsbrocken, der gerade so groß war, dass ihre vier Beine und rechts von ihr Zenza Platz hatten. Zenza streichelte Anna und redete ihr gut zu - das hörte ich natürlich nicht, aber die Zeichensprache war unmissverständlich.
    Man muss sich Zenza wie eine Kuh-Pferdeflüsterin vorstellen. Sie war ganz, ganz ruhig und sanft, während Anna wahnsinnige Angst hatte. Sie muhte und brüllte, jämmerlich klang das, sie rollte die Augen, ihre Ohren zuckten, sie bewegte den vorgestreckten Kopf nach links und rechts und wieder zurück, ihr Schwanz peitschte wild durch den Regen, dass die Tropfen nur so umherspritzten, und ihre Glocke schepperte wie verrückt. Und da! Jetzt rutschte der Fels samt Zenza und Anna noch ein Stückchen bergab!
    Ich rannte hinzu und streckte die Arme so hoch wie möglich, um Anna zwischen den abgeschnittenen Hörnern zu streicheln. Vielleicht hätte sie das beruhigt - aber leider verstand sie meine hilfreiche Absicht falsch. Sie schüttelte den Kopf - und ich plumpste rückwärts ins Gras. Gott sei Dank! Um ein Haar wäre ich nämlich in den Abgrund gestürzt!
    Â»Halt dich da raus!«, brüllte Ignaz.
    O. K., vorerst würde ich mich raushalten - aber nur vorerst.
So lange eben, bis ich die Gefahrenlage klar erkannt hatte.
    Und, ehrlich, hier handelte es sich um eine gefährliche Lage: Vom Fels mindestens einen Meter runterspringen konnte Anna deswegen nicht, weil sie keine Ziege war.
    Rechts war nichts; rechts war einfach nur Luft.
    Links waren höchstens fünf Zentimeter Fels, dann begann auch da das Nichts.
    Die einzige Möglichkeit war … »Wir müssen Anna so weit bringen, dass sie rückwärts geht!«, brüllte Ignaz. Das ist für Kühe eine komplett artfremde Fortbewegung, stellte ich fest. Wir Menschen können, wenn wir nicht total vertrottelt sind, locker rückwärts gehen. Wir können das mit offenen und mit geschlossenen Augen. Anna war nicht vertrottelt. Anna war eine junge Kuh, die Angst hatte und nicht mehr ein noch aus wusste. Und trotzdem, das sage ich voller Stolz, gelang uns ihre Rettung. Wie wir es machten?
    Die Aktion gestaltete sich folgendermaßen:
    Rosi und ich standen gebeugt hinter Anna, jede von uns umfasste ein nicht einwandfrei sauberes Kuhbein. Hört sich einfach an, was? Ha! Als ich Annas Bein umklammerte, hatte ich’ne wahnsinnige Angst. Ich wiege nämlich einen knappen Zentner, Anna wiegt ich weiß nicht wie viel. Fünfhundert Kilo vielleicht. Wenn Anna ausschlagen würde, würde mir die Wucht ihres Fußtritts, je nachdem wo er landen würde, die Zähne raushauen, den Schädel zertrümmern oder die Beine zu Knochenmus klopfen. Aber ich bin Zippi, ich hab mir einen eigenen Vornamen geschaffen, bin dem sechsten Feriencamp entkommen und lasse weder Freunde noch verstiegene Kühe im Stich: Ich zog »mit Gefühl« und geschlossenen Augen, während Annas Schwanz mein Gesicht polierte.

    Zenza schob Annas Leib sachte, aber unnachgiebig nach hinten und redete währenddessen sanft auf sie ein: »Ruhig, Anna, ruhig, Anna, alles wird gut …« Genau wie Nina Ruge im Fernsehen machte sie das. So hoffnungsvoll, so überzeugend, so brav. Einfach klasse.
    Ignaz stand zwar einen Meter unter Anna, aber weil er groß und stark ist, konnte er Annas Kopf zwischen den Händen halten und nach hinten schieben. Nina Ruge spielen wollte er nicht; er fluchte satt und was das Zeug hergab.
    Offensichtlich war aber das Sanfte und das Harte genau die Mischung, die Anna guttat. Wir zogen die Hinterbeine, Ignaz drückte ihren Kopf und Zenza schob mit beiden Händen den Leib nach hinten.
    Zuerst sträubte sich Anna natürlich. Sie zitterte und muhte zum Steinerweichen. Als ihr das nichts half, streckte sie den Schwanz kerzengerade in die Luft, und Rosi brüllte: »Zippi! Weg! Zur Seite!«
    Ich hechtete nach links - gerade noch rechtzeitig, sonst hätte mich die grüne Kacke voll

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