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My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser

Titel: My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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sich wie einer, der aus einem tiefen Traum erwacht.
    Franzl holte, noch immer mit ruhigen, langsamen Bewegungen, den Almdudler aus dem Rucksack. Viel war nicht mehr in der Flasche, aber zum Befeuchten der trockenen Kehle reichte der Limo-Rest.
    Wir standen da und sahen schweigend zu, wie Emir trank. Was hätten wir auch sagen können? Vielleicht: Mensch, Emir, du hast deine Angst besiegt?! Gratuliere, du bist ein Held!
    Nein, das wäre nur ein Teil der Wahrheit gewesen. Hätten Ignaz und Franzl ihm nicht gut zugeredet und ihn geführt, wäre Emir umgekehrt - somit war es eine Gemeinschaftsleistung gewesen.
    Vor lauter Aufregung hatte ich vom Weg durch die Klamm so gut wie nichts mitbekommen. Am liebsten wäre ich noch einmal zurückgegangen - das hätte ich garantiert auch getan, wenn Emir nicht auf einmal die Arme gehoben hätte. Er schnipste mit den Fingern, schwang das eine Bein vor und zurück, dann das andere, dann machte er drei Schritte nach der einen und drei Schritte nach der anderen Seite, wiegte sich in den Hüften und … tanzte seinen Siegestanz.
    Zuerst starrten wir ihn nur an. Als er schneller und immer schneller tanzte, sprangen Ignaz und Franzl hinzu und
legten einen Arm auf seine Schulter. Dann rannte ich an Ignaz’ Seite, Marta an die von Franzl, und gerade, als ich die Schritte intus hatte und so richtig loslegen wollte, löste sich Emir aus der Reihe und rannte zum Ufer der Starzlach.
    Â»Ich kann in die Tiefe blicken!«, brüllte er. »Ich - kann - in - die - Tiefe -«
    Â»Weg von der Kante!«, schrie Ignaz. »Der Regen hat den Boden aufge-«
    Â»- weicht«, flüsterte ich.
    Zu spät. Emir drehte sich zwar noch um, aber er schwankte, ruderte mit den Armen in der Luft, und langsam, fast wie in Zeitlupe, fiel er rückwärts nach unten.
    In einem solchen Augenblick stellt das Hirn komischerweise die Arbeit ein. Es ist, als wäre ein Schalter umgelegt worden - von AN auf STOPP. Man denkt nichts mehr, man fühlt auch nichts, man steht einfach nur da. Es ist nicht mal so, dass man auf das AN wartet oder seinem Hirn den Befehl geben könnte: He! Hallo! Du da oben! Willst du wohl wieder funktionieren?
    Der Schalter legt sich von alleine wieder um. Als er wieder auf AN war, lagen wir auf dem Boden, robbten zur Kante, die so durchweicht war, dass große matschige Brocken ins Wasser plumpsten, und -
    - starrten nach unten … Was für ein Glück! Was für ein super Wahnsinnsglück!
    Emir war nicht tief gefallen. Anderthalb, zwei Meter weiter unten befand sich eine dieser Stufen, die die Starzlach an einigen Stellen aus dem Fels gewaschen hatte. Das Wasser hatte seinen Sturz gepolstert, er ruderte wild mit den Armen und nun rappelte er sich auf, stand bis zur Hüfte im schäumenden Nass, prustete, hustete und wischte sich die Augen aus.

    Â»Mensch, Emir!«, brüllte ich. »Komm raus! Los, mach schon!«
    Jeder bergerfahrene Wanderer hätte sofort die Ritzen im Fels, die Spalten und Vertiefungen gesehen, mit deren Hilfe er locker hätte herausklettern können. Nicht so Emir.
    Emir stand einfach nur im Wasser.
    Â»Lass mich mal«, sagte Franzl und rutschte auf dem Hosenboden nach unten. »So, jetzt wollen wir mal«, rief er. »Los, Emir, hier in diese Spalte stellst du den Fuß. Na, wird’s bald? Oder willst du vielleicht noch länger baden? Auf, sauberer wirst du nicht mehr! Gut so, und nun greifst du hier hinein. Halt dich fest, Mann! Jetzt ziehst du dich hoch! Da ist Platz für den Fuß! Und weiter! Hier ist ein Supergriff für die Finger …!«
    Â»Setzt euch auf meine Beine«, schrie Ignaz Marta und mir zu. Er robbte noch weiter vor und streckte Emir die Hand hinunter. Er zog, Franzl packte Emir am Po, schob … und schob … und wenige Sekunde später waren wir glücklicherweise alle wieder beisammen.
    Â»Das Wasser war ein bisschen kalt.« Franzls Zähne klapperten.
    Marta und ich zogen sofort unsere dicken Pullis aus. Franzl zippte den Anorak auf, zog sein nasses Hemd über den Kopf und griff nach Martas dickem Pulli.
    Emir zitterte so, dass ich ihm aus Anorak und Hemd helfen musste. Meinen Pulli bekam ich kaum über seinen Kopf, er spannte überall, aber wenigstens war er trocken und warm.
    Dann wickelten wir den Jungs die Schals um den Hals, zogen ihnen die Schuhe aus, leerten das Wasser ins Gras und leisteten ihnen beim Binden der Schnürsenkel

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