My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu
Schreibaby-das-fremden-Leuten-die-Zunge-rausstreckte.
Dass es noch mehr potenzielle Patienten gab, wurde mir spätestens klar, als ich vor dem Eisbärenhaus wieder mit meinen Lieben zusammenkam.
»Hast du jemanden getroffen, den du kennst?«, fragte mein Vater betont harmlos.
»Wer war der junge Mann mit dem süÃen Fratz auf der Schulter denn?«, fragte meine Mutter alles andere als harmlos.
»Hast du einen Freund?«, fragte Moritz ganz konkret.
»Ja. Ich weià nicht genau. Nein«, beantwortete ich ihre Fragen so ausführlich wie möglich.
»Gut, dann können wir ja jetzt Eis essen gehen«, meinte Moritz zufrieden. »Der kleine Eisbär will nämlich ein Eis!«
Er zupfte mich am Ãrmel.
»WeiÃt du, weil sie hier doch keinen kleinen Eisbären haben, spiele ich jetzt selber den kleinen Eisbären. Und jetzt gerade haben Eisbär-Mama und Eisbär-Papa dem kleinen Eisbären ein Eis versprochen! Und du bist die groÃe Eisbär-Schwester und musst auch mitspielen. Los, komm!«
Er zerrte mich hinter sich her. Meine Mutter und mein Vater folgten uns mit einem Gesichtsausdruck, der deutlich zeigte, wie stolz sie auf ihren schlauen Sprössling waren.
Wie es aussah, würde ich mich als Therapeutin vor Patienten kaum retten können!
Der Eiswagen war gleich neben der Voliere mit den Papageien. Und während der Rest der Eisbärenfamilie sich in die Schlange weiterer zukünftiger Patienten von mir einreihte, guckte ich mir so lange die Papageien an. Die allerdings nichts anderes machten, als sich krummschnäbelig ihr Gefieder zu putzen und von Zeit zu Zeit einen grünweiÃen Klecks auf den Boden fallen zu lassen.
Ich ging zu den Beos hinüber.
Der eine Beo stieà einen lauten Pfiff aus. Und brüllte gleich darauf: »Komm rüber, Alter, ich mach dich fertig!«
Es klang wirklich, als würde da irgendwo ein Kerl stehen und brüllen. Und ich musste mehrmals hingucken, bis ich mir sicher war, dass die Stimme tatsächlich von dem Beo kam.
»Komm rüber, Alter, ich mach dich fertig!«
Die Leute, die neben mir standen, klatschten Beifall und schrien: »Noch mal!« und: »Zugabe!«
»Komm rüber, Alter, ich mach dich fertig!«, brüllte der Beo zurück.
Ich überlegte, ob ich später auch durchgeknallte Beos als Patienten annehmen sollte. Aber wahrscheinlich würde meine Zeit dazu gar nicht ausreichen, weil es schon mehr als genug Menschen gab, die meine Hilfe dringend brauchten.
»SüÃ!«, flötete von irgendwo neben mir eine Mädchenstimme. »Echt total süÃ! Ich will auch einen Beo! Und dann bringe ich ihm lauter abgefahrene Sätze bei. Nimm den Hut ab, du Depp, und so was!«
»Nimm den Hut ab, du Depp!«, brüllte der Beo sofort los. »Komm rüber, Alter, ich mach dich fertig!«
»Echt voll total süÃ!«, kreischte die Mädchenstimme. »Er hat mich voll verstanden!«
Irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor. Aber bevor ich noch die dazugehörige Person ausfindig machen konnte, hörte ich eine zweite Stimme. Diesmal von einem Jungen â¦
»Beos sind voll Panne. Die nerven doch nur mit ihrem Geschrei. Aber guck mal da, die Vögel daneben, siehst du die? Das sind Turakos! Voll cool! Kommen aus Afrika und gehören zur Familie der Lärmvögel oder auch Bananenfresser. Aber das Besondere sind ihre Federn, siehst du das? Grün, rot und blau. Ganz normal, denkt man erst mal. Sieht ganz schön aus, schön bunt und so. Aber wenn es regnet, wäscht sich das Rot ab. Echt, dann sind die Federn plötzlich grau! Und es dauert ein paar Tage, bis das Rot wiederkommt. Turacin heiÃt der rote Farbstoff und bei dem Grün ist es so ähnlich. Das Grün heiÃt übrigens Turacoverdin und ist auch ein eigener Farbstoff, den nur Turakos haben.«
»Und wäscht sich das auch raus?«, fragte die Mädchenstimme, die mir immer bekannter vorkam. »Oder färbt ab oder so?«
»Nee, das Grün bleibt. Das hat mit dem Eisen zu tun. Sonst ist Grün immer kupferhaltig, aber bei Turakos nicht, da ist es Eisen.«
»Echt, voll irre! Aber muss ja auch voll eklig sein, wenn du so einen Vogel bei Regen anfasst und der färbt ab. Dann hast du doch voll rote Hände hinterher!«
Ich kannte die Stimme! Ich kannte die Stimme sogar sehr gut! Man könnte fast sagen, besser, als mir lieb war. Aber was um alles in
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