MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
Geheimnis bleiben musste?
„Guten Abend, Garthdale“, hörte er eine vertraute Stimme sagen.
Edward blickte auf und sah Lord Durling auf sich zukommen – makellos in seiner formellen Abendkleidung. Nicht der Hauch eines Staubkörnchens verunzierte die vollkommene Reinheit seiner weißen Seidenstrümpfe, nicht das winzigste Fältchen wagte es, auf der engen Kniehose zu erscheinen. Selbst sein schneeweißes Krawattentuch mit den komplizierten Falten eines perfekt geschlungenen Knotens à la Orientale war immer noch makellos.
Mitunter fragte sich Edward, ob alles an Durling nicht ein wenig zu vollkommen war.
„Durling. Kommt Ihr Abend zu einem Ende, oder machen Sie hier nur kurz Halt zwischen zwei Gesellschaften?“
„Letzteres, fürchte ich.“ Durlings abfällige Grimasse vermochte Edward nicht ganz zu überzeugen. „Ich habe sowohl Lady Pharquar als auch Mrs. Bentley versprochen vorbeizuschauen und bin noch bei keiner gewesen. Dachte mir, ich gönne mir hier einen Moment Ruhe. Dieses ganze Umherziehen macht einen schon manchmal recht müde.“
„Ich wundere mich, dass Sie es dennoch tun“, sagte Edward. „Immerhin stehen Sie kurz davor, den Bund fürs Leben zu schließen. Da ist es gewiss nicht vonnöten, an allen gesellschaftlichen Anlässen teilzunehmen.“
Durling lachte. „Wie wahr, und ich nehme auch an weniger teil als früher, aber es gefällt mir, auf dem Laufenden zu sein.“
Das glaube ich gern, dachte Edward. Durling war ein ziemliches Klatschmaul. Er ließ sich gern auf allen wichtigen Bällen sehen und gab noch lieber weiter, was er dort gesehen hatte – einer der Gründe, weswegen er ihn nie zum Freund haben könnte. Trotzdem war er es seiner Schwester schuldig, sich Mühe mit seinem zukünftigen Schwager zu geben.
Also lud er den Viscount ein, sich zu ihm zu setzen, und der nahm im Sessel ihm gegenüber Platz. „Wie ich sehe, ziehen Sie es heute vor, sich von den Massen fernzuhalten. Wahrscheinlich das Klügste.“
„Klugheit hat nichts damit zu tun. Ich war einfach nicht in der Stimmung.“ Edward lehnte sich zurück und überlegte einen Moment. „Sagen Sie, Durling. Ihre Verlobung mit Diana Hepworth – warum haben Sie die mir gegenüber nie erwähnt?“
Durling sah zögernd auf. „Ich nahm wohl an, Sie wüssten es schon.“
„Nein, wusste ich nicht. Warum hat sie die Verlobung gelöst?“
„Ist das wichtig?“
„Ja, doch.“
Durling zuckte die Achseln und gab dem Diener ein Zeichen. „Sie hatte ihre Gründe.“
„Macht es Ihnen etwas aus, mir diese Gründe zu verraten?“
„Ein wenig schon.“ Durling versuchte ein Lächeln, doch Edward kam es gezwungen vor. „Warum so neugierig?“
„Weil die Dame wieder in der Stadt ist und sich unsere Wege einige Male gekreuzt haben.“
„Auf romantische Art?“
„Ganz und gar nicht. Miss Hepworth ist nur als Anstandsdame für ihre Cousine hier. Und da eben jene Cousine sich eng mit Ellen angefreundet hat, treffen wir uns oft an denselben Orten.“
Als der Diener kam, bestellte Durling eine Flasche Cognac. „Hat Ellen Ihnen etwas über meine Beziehung mit Diana erzählt?“
„Nein. Ich denke nicht, sie ist sich überhaupt bewusst, dass es da eine gab.“
„Dann verstehe ich nicht, warum Sie das Bedürfnis haben, diese alte Geschichte aufzuwärmen.“
Und ich verstehe nicht, warum Sie so ängstlich darauf bedacht sind, kein Wort darüber zu verlieren, dachte Edward. „Aus reiner Neugier vermutlich. Immerhin war die Dame mit Ihnen verlobt, und nun sind Sie mit meiner Schwester verlobt. Ich denke nicht, dass es zu viel verlangt ist, wissen zu wollen, was damals geschah.“ Er bedachte Durling mit einem täuschend milden Blick. „Sie etwa?“
Der Diener brachte den Cognac und zwei Gläser.
„Möchten Sie mir Gesellschaft leisten?“, fragte Durling. „Ich bin sicher, dieser Tropfen wird nach Ihrem Geschmack sein.“
Edward nickte. „Danke. Ich sage nie Nein zu einem guten Cognac.“
Nachdem er eingeschenkt hatte, lehnte Durling sich scheinbar entspannt zurück, das eigene Glas in der Hand. „Miss Hepworth teilte mir mit, sie werde mich doch nicht heiraten, weil sie nicht mehr meine Gattin werden wollte“, begann er leichthin. „Sie sagte, sie habe den Wunsch, sich nach einer besseren Partie umzusehen – mit einem Mann höheren Ranges und größeren Vermögens.“
Edward runzelte die Stirn. „Das hat sie Ihnen gesagt?“
„Tatsächlich setzte sie mich in einem Brief davon in Kenntnis, den ich einen
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