MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
fähig sein könnte.“
Sie sah ihn besorgt an. Bedeutete das, er glaubte ihr nicht?
„Haben Sie niemandem verraten, was geschah?“, wollte er wissen.
„Nur meiner Tante. Ich war damals erst neunzehn Jahre alt, Lord Garthdale, und in jeder Hinsicht sehr naiv. Auch ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ein Gentleman so etwas …“
„Kein Gentleman würde so etwas tun“, unterbrach er sie grimmig. „Ich behaupte nicht, Durling gut zu kennen, allerdings ist mir nie zu Ohren gekommen, er neige zur Gewalttätigkeit. Vielleicht gerät er leicht in Wut, aber das passiert mir auch gelegentlich. Davon jedoch darauf zu schließen, er könne eine hilflose Frau schlagen und nicht einmal Reue darüber empfinden …“ Er brach ab und begann, gereizt auf und ab zu gehen. „Hatte es sichtbare Zeichen einer Verletzung gegeben?“
„Ist das wichtig?“, fragte sie überrascht.
„Wenn es Abschürfungen oder blaue Flecken gab, würde das auf eine Misshandlung hinweisen und Ihren Worten Glaubwürdigkeit verleihen.“
„Es gab Blutergüsse“, sagte sie leise. „Ich wies Lord Durling darauf hin, doch er beschuldigte mich, sie mir selbst zugefügt zu haben. Natürlich versehentlich. Er meinte, ich sei wohl gegen eine Tür gelaufen.“
„Also selbst als Sie ihn mit den Beweisen für seine Untat konfrontierten, leugnete er sie.“
„Ja. Und damit machte er mir etwas bewusst. Wenn ich gegenüber anderen Menschen behaupten würde, er habe mich misshandelt, würde er es sicherlich leugnen.“
„Und deswegen haben Sie geschwiegen.“
„Ja, deswegen. Und weil ich Angst vor ihm hatte.“
Eine ganze Weile blieb Edward schweigsam, und Diana ließ ihm die Zeit, die er brauchte, um zu überlegen. Er wog gegeneinander ab, was er von Durling wusste und was er von ihr wusste, um zu entscheiden, für wessen Seite er sich entscheiden sollte. Darum ging es hier ja auch. Um ihre Glaubwürdigkeit oder die eines hoch angesehenen Mitglieds des Adels.
„Lord Garthdale“, sagte sie leise. „Ich weiß, ich rede von einem Mann, der Ihr Freund sein mag und vielleicht bald zu Ihrer Familie gehören wird. Und gewiss würde ich es nicht tun, wenn ich nicht glaubte, dass er eine Gefahr für Ihre Schwester sein könnte. Ein Mann, der eine Frau schlägt, kann es auch wieder tun, und ich weiß, dass er es getan hat. Denn ich bin nicht die einzige Frau, die Lord Durling misshandelt hat.“
Edward runzelte die Stirn. „Haben Sie Beweise für das, was Sie behaupten?“
„Ja. Es gibt die Aussage einer jungen Frau, deren Wort ich vertraue.“
„Wären Sie bereit, mir zu verraten, wer sie ist und was sie bezeugen kann?“
Sie nickte. „Diese Frau war auf Lord Durlings Landsitz eingeladen. Eines Abends wurde sie zufällig Zeugin, wie Lord Durling eines der jungen Dienstmädchen schlug. Er bemerkte nicht, dass man ihn beobachtete, während er das arme Mädchen misshandelte. Und wenn es nötig ist, wird Amanda Townley es Ihnen persönlich bestätigen.“
„Amanda?“, rief er verblüfft.
„Ja. Ich denke, auch frühere Dienstboten Lord Durlings könnten dazu überredet werden, uns mitzuteilen, was sie über ihn wissen.“
Wieder verfiel Edward in Schweigen. Schließlich sah er auf, heißen Zorn in den Augen. „Ist es das, was Miss Lowden mir sagen wollte?“
„Ja. Phoebe hat die Wahrheit über Lord Durling erst jetzt erfahren. Sie war entsetzt und meinte, Sie hätten ein Recht darauf, informiert zu werden. Die Sicherheit Ihrer Schwester liegt ihr sehr am Herzen.“
„Ihnen nicht?“
Es war nur zu verständlich, dass seine Stimme kühl klang. Diana begegnete seinem Blick bedrückt. „Doch, natürlich, Mylord. Deswegen gingen meine Tante und ich ja ursprünglich zu Ihrer Mutter. Wir hatten gehofft, Sie auf Lord Durlings … Untauglichkeit aufmerksam machen zu können. Leider erfuhr er von unserem Besuch und teilte mir mit, dass er nicht zögern werde, Phoebes Ruf zu ruinieren, wenn ich es wagte, etwas zu sagen.“ Sie hob unbewusst das Kinn. „Ihre Schwester ist mir sehr sympathisch, Lord Garthdale, aber ich liebe Phoebe. Ich muss an ihre Zukunft denken, weil ich nicht die Macht besitze, sie vor Lord Durling zu beschützen.“
„So wie auch niemand Sie vor vier Jahren beschützte?“, fragte er leise.
Diana nickte. „Ja. Mich konnte keiner vor ihm schützen.“
Er ballte wütend die Hände zu Fäusten. „Ich kann es kaum fassen. Ein Mann, dem ich meine Freundschaft angeboten habe, der mein Schwager geworden wäre …
Weitere Kostenlose Bücher