MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
warteten, hellte Kates Miene sich sogleich auf. „Ja, lass uns zu Madame Suzette gehen! Ich brenne darauf, mir ihre neuen Kreationen anzusehen.“
Die vier erhoben sich, und beim Anblick der Kirche, die sich direkt gegenüber dem Gasthof befand, fiel Latimer ein, was er Georgina versprochen hatte. „Dürfte ich Ihre Schwester wohl eine Weile entführen?“, wandte er sich an Katherine. „Ich möchte ein paar Skizzen vom Inneren der Kirche anfertigen. Miss Cunningham hat sich freundlicherweise bereit erklärt, mir die interessantesten Stellen zu zeigen.“
„Nun …“ Kate zögerte, spürte dann jedoch, wie Georgina ihr leicht die Hand auf den Rücken legte.
„Glauben Sie“, fuhr Ned rasch fort, „Sie könnten ein Hütchen auswählen, ohne die Beratung Ihrer Schwester in Anspruch zu nehmen?“
„O ja, sogar sehr gut. Georgina würde mir zu den einfachsten Hauben und den schmucklosesten Hüten raten. Sie hat in solchen Dingen einen ganz anderen Geschmack als ich. Andrew wird mir bestimmt eine viel größere Hilfe sein.“ Damit griff sie nach der Hand ihres Verlobten und zog ihn mit sich fort.
Latimer reichte Georgina den Arm, und gemeinsam überquerten sie den Kirchplatz und betraten das Gotteshaus. Verglichen mit den sommerlichen Temperaturen draußen war es hier recht kühl. Und ihre Augen mussten sich erst an das Dämmerlicht gewöhnen.
„Vielen Dank für Ihre Hilfe“, meinte Georgina und setzte nervös hinzu: „Ich werde wahrscheinlich etwas mehr als eine halbe Stunde zu tun haben. Könnten Sie so lange auf mich warten? Kate und Radley haben uns wahrscheinlich schon vergessen. Trotzdem möchte ich kein Risiko eingehen.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Natürlich werde ich so schnell wie möglich hierher zurückkehren, das verspreche ich.“
Latimer nickte, wobei er betrübt feststellte, dass der Engel seinem Blick auswich und einen ganz untypischen ängstlichen Eindruck machte. Ja, es konnte kein Zweifel daran bestehen: Georgina hatte etwas vor, von dem niemand erfahren sollte. Hoffentlich ist sie nicht im Begriff, eine Dummheit zu begehen, dachte er, während er wieder diesen seltsamen Schmerz in der Herzgegend verspürte.
„Am liebsten würde ich mich als Erstes um all das kümmern, was ich selbst zu erledigen habe“, erklärte er. „Wie Sie wissen, muss ich zur Poststation. In einer halben Stunde aber bin ich bestimmt zurück. Dann können wir uns hier treffen. Oder“, er zögerte nur kurz, „kann ich Ihnen bei dem, was Sie vorhaben, vielleicht behilflich sein?“
Einen Moment lang war sie versucht, ihn in alles einzuweihen. Doch dann rief sie sich in Erinnerung, dass sie ihn kaum kannte. Es war ganz unmöglich, die finanziellen Probleme ihrer Familie vor ihm auszubreiten! Sie hatte ja sogar Kate gebeten, ihrem Bräutigam nichts davon zu sagen.
„Danke, Mr. Latimer.“ Sie war schon auf dem Weg zur Tür. „Diese Angelegenheit muss ich allein regeln.“
Einen Moment lang blieb Ned reglos in der kühlen, dämmrigen Kirche stehen. Dann straffte er die Schultern und humpelte, so rasch er vermochte, zum Portal. Als er in die Sonne hinaustrat, sah er gerade noch, wie Georgina in einer Seitenstraße verschwand.
Er versuchte, die Sorge um sie zu verdrängen, und widmete sich zunächst einmal seinen eigenen Angelegenheiten. Nachdem er mehrere Päckchen und Briefe bei der Poststation abgegeben hatte, erkundigte er sich nach der Adresse von Mr. Pickens Anwaltsbüro.
Es war zum Glück nicht weit. Latimer musste allerdings den um diese Zeit sehr belebten Marktplatz überqueren. Zwischen laut ihre Waren anpreisenden Händlern, geschäftig von Stand zu Stand eilenden Hausfrauen, zwischen Dienstboten, die im Auftrag ihrer Herrschaft unterwegs waren, und vielen Müßiggängern, die das gute Wetter nutzten, um sich den Trubel anzuschauen, musste er sich seinen Weg bahnen. Dann bog er in eine schmale Seitenstraße ein, in der er bald die Kanzlei des Anwalts fand.
Er stieg eine Treppe hinauf, öffnete eine Tür und sah sich Pickens’ Sekretär gegenüber. Dieser musterte den Gentleman, dessen Kleidung zwar sehr ordentlich, aber doch schon recht abgetragen war, zunächst misstrauisch. Doch als Ned ihm seine Visitenkarte überreichte und um ein sofortiges Gespräch mit dem Anwalt bat, sprang der junge Mann dienstbeflissen auf und verschwand hinter einer Tür.
Es wunderte Latimer nicht im Geringsten, dass der Sekretär sehr schnell mit einem älteren Gentleman zurückkehrte, der sich als
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