MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
wie schlecht es um seine Finanzen stand. Er hätte doch nicht gewollt, dass wir in Armut leben! Gewiss hätte er nichts dagegen, dass wir in unserer jetzigen Situation Onkel Arthurs Hilfe annehmen. Vor allem, da der Streit damals doch viel eher von Tante Edwina ausging. Ist dir übrigens aufgefallen, dass Onkel Arthur sie nur ein einziges Mal erwähnt hat?“
„Ja. Und da ich – das muss ich ganz ehrlich sagen – die Abneigung eures Vaters gegen Edwina teile, habe ich mich auch nicht nach ihr erkundigt. Wenn Sir Arthur sie allerdings mitbringen sollte, werde ich sie wohl empfangen müssen.“
Georgina konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Tante sich jemals dazu herablassen würde, einen Besuch in Westcotes zu machen. Sie hatte es ja nicht einmal in ihrem eigenen Haus für nötig gehalten, ihre Nichte zu begrüßen.
„Ich möchte dich noch etwas fragen“, begann Mrs. Cunningham. „Sir Arthur meinte, wir würden jetzt, da unsere Zukunft gesichert ist, Papas Bücher womöglich doch lieber behalten. Sollten wir versuchen, den Verkauf rückgängig zu machen?“
„Nein.“ Georgina schüttelte den Kopf. „Sophie liebt ein paar der Bücher, die viele Bilder enthalten. Aber von uns anderen hat doch niemand das geringste Interesse an der Sammlung. Ich finde, dass es für uns nur gut sein kann, selbst über etwas Geld zu verfügen. Das sichert uns unsere Unabhängigkeit.“
„Du hast recht, Liebes. Vor allem, da es mehr ist als etwas Geld. Ich werde Mr. Pickens allerdings mitteilen, dass wir dieses Ägypten-Buch gern behalten würden.“
„Ja, das wird Sophie freuen!“
In diesem Moment begann die Standuhr zu schlagen, und erstaunt rief Mrs. Cunningham aus: „So spät ist es schon? Bald wird Becky uns zum Essen rufen. Dann kann ich auch ihr die guten Neuigkeiten mitteilen.“
„Vermutlich ahnt sie längst, warum Sir Arthur hier vor …“ Georgina wurde durch ein lautes Klopfen an der Vordertür unterbrochen. Sie öffnete selbst und sah sich zu ihrer Überraschung John Mansell gegenüber.
Er hielt einen riesigen bunten Strauß in den Armen und strahlte über das ganze Gesicht. „Für Sie, Madam!“, rief er, als Mrs. Cunningham in die Eingangshalle trat.
„Oh! Das kann nur bedeuten, dass die Cornwells die Einwilligung zur Hochzeit gegeben haben. Ich freue mich für Sie und wünsche Ihnen und Ihrer Braut alles Glück der Welt!“
„Stellen Sie sich nur vor“, berichtete der neue Pastor aufgeregt, „Nell und ich werden schon Ende des Monats heiraten. Mr. Cornwell meinte, er wolle dem Glück seiner Tochter nicht länger im Weg stehen.“
„Aber da haben die Cornwells ja kaum Zeit für die Hochzeitsvorbereitungen!“
„Nell wünscht sich nur eine kleine Feier. Und da den Cornwells während der Wochen in London große Kosten entstanden sind, haben Sie sich damit einverstanden erklärt.“
„Das sind wirklich wundervolle Neuigkeiten, Mr. Mansell. Sie werden doch zum Dinner bleiben und uns alles ganz genau erzählen?“
Er schüttelte den Kopf. „Vielen Dank. Aber ich werde mit Nell und ihren Eltern zu Abend essen.“
„Dann wollen wir Sie nicht länger aufhalten. Vielen Dank für diese wunderschönen Blumen.“ Mrs. Cunningham beugte sich über den Strauß und atmete tief den Duft der bunten Blüten ein.
„Ich begleite Sie noch bis zur Straße“, bot Georgina an, da sie unbedingt ein paar Worte unter vier Augen mit dem Pastor wechseln wollte.
„Sie sind sicher gespannt darauf, von Ihrer Freundin alles über London und natürlich auch über die Ereignisse nach ihrer Rückkehr zu erfahren“, meinte der Geistliche.
„Allerdings. Doch zunächst würde ich Sie gern etwas fragen, Mr. Mansell.“ Das Blut stieg ihr in die Wangen, doch tapfer fuhr sie fort: „Es geht um Mr. Latimer. Als er sich gestern verabschiedete, schien er sehr zornig zu sein.“
Der junge Pfarrer runzelte die Stirn. „Zornig? Nein. Wenn ich mich recht erinnere, war er besorgt über seine finanzielle Situation.“
„Was?“ Georgina schlug die Hand vor den Mund und errötete noch tiefer.
„Ich glaube, es war ihm gerade klar geworden, wie wenig er einer zukünftigen Gattin zu bieten hätte.“
So ein Dummkopf! Wie gut, dass dies ein Problem ist, das sich lösen lässt. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, und sie sagte zu Mr. Mansell: „Bitte, schließen Sie mich in Ihre Gebete ein.“
„Selbstverständlich, gern.“ Er warf ihr einen leicht verwirrten Blick zu und eilte dann in Richtung Compton
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