MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
hatte er mit ihr vor?
Unwillkürlich schluchzte sie auf.
Das Geräusch genügte, um die Aufmerksamkeit des Entführers zu wecken, der auf der gegenüberliegenden Bank saß. „Ah, meine Süße, du bist wieder wach. Schön, schön!“ Ein boshaftes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Für mich jedenfalls. Für dich vielleicht weniger. Aber ich hatte dich ja gewarnt.“ Er beugte sich vor und legte ihr die Hand aufs Knie. „Ich werde dir etwas zu trinken geben. Dann fühlst du dich bald wieder besser.“
Er setzte sich neben Georgina, zog einen Flakon aus der Rocktasche, öffnete ihn und schob ihr die Flasche zwischen die Lippen.
Georgina biss die Zähne zusammen, konnte aber nicht verhindern, dass ihr etwas von der feurigen Flüssigkeit in den Hals lief. Sie hustete, spuckte und konnte nur mit Mühe unterdrücken, sich zu übergeben.
Carstairs schien das alles nicht zu beeindrucken. Gut gelaunt nahm er selbst einen großen Schluck aus der Flasche und rückte noch näher an Georgina heran.
Als sie seinen widerlichen Atem auf der Wange spürte, hauchte sie: „Mir ist übel.“
Mit einem Fluch sprang der Entführer auf und brachte sich auf der anderen Bank in Sicherheit.
Tatsächlich jedoch hatte der kleine Schluck Brandy, den Georgina unfreiwillig zu sich genommen hatte, zufolge, dass ihr Magen sich ein wenig beruhigte. Obwohl sie sich entsetzlich schwach fühlte, erwachten ihre Lebensgeister. Hass und Zorn wallten in ihr auf, und sie beschloss, sich mit allen Mitteln gegen Carstairs zur Wehr zu setzen. Da er offensichtlich Angst vor allen Anzeichen von Krankheit hatte, würde sie so tun, als sei ihr immer noch furchtbar übel. Sie stöhnte, krümmte sich, hielt sich die Hand vor den Mund.
Während sie ihr kleines Theaterstück aufführte, versuchte sie sich darüber klar zu werden, was genau geschehen war, seit Carstairs sie bei der Kirche überrascht hatte. Fest stand, dass er sie entführen wollte. Aber warum? Niemand würde ein so schwerwiegendes Verbrechen begehen, nur um sich an einer Frau zu rächen, die ihn einmal zurückgewiesen hatte. Oder doch? Und wie würde diese Rache aussehen?
Jetzt wurde ihr doch wieder übel, denn sie wusste, dass es auf die letzte Frage nur eine Antwort gab.
Um nicht in Panik zu geraten, bemühte sie sich, tief und gleichmäßig zu atmen. So gelang es ihr, sich einigermaßen zu beruhigen. Sie durfte die Hoffnung nicht aufgeben! Sie musste kämpfen. Gewiss würde irgendwer ihr zu Hilfe kommen. Ob Rupert beobachtet hatte, wie Carstairs sie in die Kutsche schleppte? Nun, er musste inzwischen zumindest bemerkt haben, dass sie – genau wie der schäbige schwarze Wagen mit den erschöpften Pferden – verschwunden war. Rupert würde die Verbindung zwischen den Ereignissen erkennen, ganz bestimmt! Trotz all seiner unreifen Scherze war er ein kluger Junge.
Das Gefährt schwankte jetzt noch mehr als zuvor. Anscheinend waren sie von der Straße auf einen Feldweg abgebogen. Wohin wollte ihr Entführer sie bringen? Vergeblich zerbrach sie sich den Kopf darüber.
Dann blieben die Pferde stehen, und Carstairs öffnete den Schlag. Vom hellen Sonnenlicht geblendet, schloss Georgina einen Moment lang die Augen. Als sie sie wieder öffnete, wusste sie sogleich, wo sie sich befand. Inmitten der Lichtung, auf der die Kutsche zum Stehen gekommen war, erhob sich die Ruine einer alten Windmühle. Pepper’s Mill! Die lag ja kaum eine Meile vom Dorf entfernt! Als Kind hatte sie in den Sommermonaten manchmal hier gespielt. Es waren aufregende Stunden gewesen, die sie mit Harry, Katherine, Nell und anderen Freunden hier verbracht hatte. Ihre Eltern hatten natürlich nie etwas davon erfahren. Denn zweifellos hätten sie eine Menge gegen diesen Spielplatz einzuwenden gehabt.
Wie glücklich war sie damals gewesen! Ach, wenn sie doch die Zeit zurückdrehen und ihre Sorgen vergessen könnte!
Einen Moment lang gab Georgina sich ihren Kindheitserinnerungen hin.
Dann griff Carstairs nach ihrem Arm, zog sie aus der Kutsche und holte sie unsanft in die Wirklichkeit zurück.
Georgina stöhnte laut auf und ließ sich ins sonnenwarme duftende Gras sinken.
Ihr Entführer stieß einen Fluch aus und befahl dem neugierigen Kutscher, den Wagen in einen der Schuppen am anderen Ende der Lichtung zu fahren. „Wenn Ihnen etwas an Ihrem Lohn liegt, bleiben Sie dort, bis ich Sie rufe. Verstanden?“ Dann bückte er sich und hob die scheinbar Bewusstlose auf, um sie zur Mühle zu tragen.
Er fluchte
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