MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
eine sehr schlechte Meinung von mir zu haben. Wie sonst könntest du annehmen, ich wolle dich nur, weil du jetzt über ein eigenes Vermögen verfügst?“
Nun, sie hatte ja von Anfang an gewusst, dass es schwer sein würde, einen so stolzen Mann wie ihn dazu zu bringen, das Geld seiner Braut anzunehmen. „Sei nicht so dickköpfig!“, rief Georgina also kämpferisch. „Die Situation ist nicht ideal, das ist mir klar. Aber im Grunde ist es doch egal, wer für den Unterhalt der Familie aufkommt. Wenn ich auf dein Geld angewiesen wäre, würdest du erwarten, dass ich mich einfach damit abfinde.“
Ihre hitzigen Worte entlockten Latimer ein Lächeln. „Bist du dir dessen ganz sicher?“
„Ich würde die meisten meiner Grundsätze über Bord werfen, um den Rest meines Lebens an deiner Seite verbringen zu können“, erklärte sie voller Überzeugung. „Und ich dachte, dir erginge es genauso.“
„Mein Engel!“ Er schloss sie in die Arme. „Nichts wünsche ich mir mehr, als dich zu meiner Gattin zu machen und für immer mit dir zusammen zu sein. Doch lass mich dir erklären …“ Er unterbrach sich, weil von der Mühle her ein Geräusch zu vernehmen war. „Verflixt, nun gibt es wohl erst einmal Dringenderes zu erledigen!“
Einen Moment lang spiegelte seine Miene nur zu deutlich seinen Hass auf den Entführer wider.
Georgina erschrak. „Bitte, lass uns einfach von hier verschwinden!“
„Du willst diesen Schurken doch nicht ungestraft davonkommen lassen! Ich werde herausfinden, wer er ist. Und dann …“
„Ich weiß ja, wer er ist. Er heißt Carstairs und ist mit meiner Tante Edwina verwandt.“
„Gerald Carstairs?“ Latimers Miene war noch grimmiger geworden. „Dieser Teufel! Hat er …“
„Nein“, versuchte sie ihn zu beruhigen. „Er hat zwar versucht, mich …“ Vor Zorn und Scham konnte sie nicht weitersprechen, fasste sich aber rasch und erklärte: „Ich habe mich natürlich zur Wehr gesetzt. Und … und nun habe ich Angst, dass ich ihn umgebracht habe.“
„Was?“ Er starrte sie an.
„Ich habe ihn mit einer Eisenstange niedergeschlagen.“ Sie begann zu schluchzen.
Fest zog Latimer sie an sich. „Mein Liebes, mein Schatz, beruhige dich. Bestimmt hat er lediglich das Bewusstsein verloren. Wenn ich allerdings mit ihm fertig bin, dann wird er …“
„O bitte, lass ihn einfach in Ruhe! Er ist so groß und gewalttätig. Er könnte dich verletzen.“ Sie errötete, als ihr klar wurde, was sie gesagt hatte. „Nicht, dass ich glaube, du seiest ihm nicht gewachsen. Allerdings …“
Lautes Lachen unterbrach sie. Latimer schien sich plötzlich köstlich zu amüsieren. Er küsste sie auf die Nase und meinte zärtlich: „Mein kleiner Dummkopf! Ich kann sehr gut auf mich achtgeben. Hier!“ Er schlüpfte aus seinem Rock und reichte ihn ihr. „Pass darauf auf, bis ich zurück bin. Und rühr dich nicht vom Fleck!“
„Bitte!“
„Keine Sorge!“ Ein letztes liebevolles Lächeln, dann wandte er sich ab und eilte zum Eingang der Mühle, der sich auf der anderen Seite befand.
Gleich darauf hatte er die Tür erreicht. Während er die Pistole fest in der einen Hand hielt, drückte er mit der anderen vorsichtig gegen die hölzerne Tür. Zu seiner Überraschung schwang sie quietschend ein Stück auf.
Es dauerte eine Weile, bis seine Augen sich an das Dämmerlicht im Inneren der Mühle gewöhnt hatten. Und zuerst hörte er nur den schweren Atem des Mannes, der an der gegenüberliegenden Wand lehnte. Mit der Schulter stieß er die Tür weiter auf. „Hallo, Carstairs!“, sagte er grimmig.
Von ihrem Abenteuer erschöpft, hatte Georgina zunächst tatsächlich gehorsam auf Latimer warten wollen. Doch als er hinter dem Gebäude verschwand, siegte ihre Neugier. Leichtfüßig und ohne die geringsten Gewissensbisse folgte sie ihrem Retter. Der stieß gerade mit der Schulter die Tür auf, als Georgina um die Ecke bog.
„Hallo, Carstairs“, hörte sie ihn sagen.
Und eine vom Alkohol undeutlich gewordene Stimme antwortete: „Bei Jupiter, wenn das nicht Lord Templeton ist!“
18. KAPITEL
Die leere Brandy-Flasche in der Hand, lehnte Carstairs an der Wand. Ein boshaftes Grinsen lag auf seinem Gesicht. „Lord Templeton“, wiederholte er und bemühte sich, deutlich zu sprechen, „der edle Lord Templeton.“
Latimer betrachtete ihn voller Abscheu. „Diesmal sind Sie zu weit gegangen, Carstairs. Ich werde Ihnen eine Lektion erteilen!“
„Ich weiß nich’“, er rülpste,
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