MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
beschlossen, den Kontakt zu der bescheidenen Pfarrersfamilie abzubrechen, nun, da vermutlich alle Welt wusste, dass er der Sohn eines Earls war?
Musste sie mit Georgina darüber reden?
Mrs. Cunningham legte die Hände an die schmerzenden Schläfen. Als Pastorengattin hatte sie sich stets bemüht, den Gemeindemitgliedern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Trotzdem brachte sie es jetzt nicht über sich, mit Georgina über dieses heikle Thema zu sprechen.
Die Stunden vergingen quälend langsam. Endlich wurde das Dinner serviert. Nach dem Essen versammelte die Familie sich im Salon. Doch es wollte kein rechtes Gespräch aufkommen. Georgina war die Erste, die sich mit einer Entschuldigung zurückzog. Schlafen allerdings konnte sie nicht. Sie lag in Sophies schmalem Bett und versuchte, sich jede Einzelheit ihres letzten Zusammenseins mit Ned Latimer in Erinnerung zu rufen.
Hatte sie, verwirrt und erschöpft, wie sie nach ihrer Flucht aus der Mühle gewesen war, seine Worte falsch gedeutet? Aber nein, dass er sie Liebste genannt und geduzt hatte, konnte doch nur eines bedeuten. Genau wie sein Kuss …
Wenn sie die Augen schloss und fest an Neds Zärtlichkeiten dachte, konnte Georgina erneut dieses herrliche warme Kribbeln, dieses unglaubliche Entzücken spüren, das sein Kuss in ihr hervorgerufen hatte. Ned liebte sie. Es konnte keine andere Erklärung geben. Oder hatte er ihr wieder etwas vorgespielt?
Am Sonntagmorgen erklärte Mrs. Cunningham, dass Georgina daheim bleiben dürfe.
Doch obwohl sie niedergedrückt und übernächtigt war, erklärte sie, sie wolle auf jeden Fall am Gottesdienst teilnehmen. Nur so, dachte sie, würde sie bösen Gerüchten zuvorkommen können. Und sie hatte recht. Bei ihrem Erscheinen wurde zwar getuschelt, doch niemand wagte, mit dem Finger auf sie zu zeigen. Dabei waren die wildesten Geschichten über ihr Abenteuer im Umlauf. Allerdings gab niemand ihr eine Mitschuld an den Ereignissen (über die keines der Gemeindemitglieder Genaues wusste). Denn zum Glück waren die Cunninghams allgemein beliebt und hoch geachtet.
Nach dem Gottesdienst verließ Nell, noch ehe der letzte Ton der Orgel verklungen war, das Kirchengestühl ihrer Familie und eilte zu ihrer besten Freundin. „Ich bin so froh, dich wohlbehalten zu sehen“, flüsterte sie ihr ins Ohr. „Du ahnst ja nicht, was alles geredet wird! Ich wollte dich schon gestern besuchen. Doch meine Eltern und auch John meinten, ich solle besser noch ein wenig warten. Wie geht es dir?“
Georgina zwang sich zu einem Lächeln. „Wie du siehst, ist mir nichts geschehen. Sicher hast du gehört, dass Lord Templeton mir zu Hilfe gekommen ist. Ich glaube, du kennst ihn aus London?“
„Ja.“ Nell nickte. „Ich bin wirklich erleichtert darüber, dass er dir inzwischen die Wahrheit gesagt hat. Es war mir sehr unangenehm, seine wahre Identität verschweigen zu müssen. Natürlich konnte jeder sehen, dass er aus einer guten Familie stammt … Sag, ist er nicht ein unglaublich gut aussehender, charmanter Gentleman?“
„Allerdings“, murmelte Georgina, die zutiefst schockiert darüber war, dass Nell anscheinend die ganze Zeit von Neds Maskerade gewusst hatte. „War Mr. Mansell ebenfalls über alles informiert?“
„Nun ja, Lord Templeton hat uns vor ein paar Tagen gebeten, sein Geheimnis vorerst zu wahren. Bis dahin hielt John ihn für einen Maler ohne Vermögen und gesellschaftlichen Einfluss. Ich war zuerst sehr verärgert über diese alberne Maskerade. Doch John meinte, wir sollten Seiner Lordschaft die Chance geben, seinen Fehler selbst einzugestehen und dich um Vergebung zu bitten.“ Ängstlich musterte Nell das Gesicht ihrer Freundin. „Ich hoffe, ich habe nichts Falsches getan, Gina. Aber er machte einen so schrecklich unglücklichen Eindruck.“
„Hm …“ Georgina kämpfte mit den Tränen. „Es war sicher am besten so“, brachte sie schließlich hervor.
„Ich finde es wunderbar, dass ihr euch ineinander verliebt habt. Es ist wie im Märchen, nicht wahr? Ein Viscount, der sich als Maler verkleidet und dabei der Frau seiner Träume begegnet … Eine wirklich romantische Liebesgeschichte! Ach, du ahnst ja nicht, wie gut du es hast …“
Georgina verzog das Gesicht. „Du übertreibst, Nell! Und du irrst dich. Es gibt keine Übereinkunft zwischen Lord Templeton und mir.“
„Ich verstehe … Es heißt, dass er Compton Lacey am Freitagabend verlassen hat. Vermutlich, um Verschiedenes zu regeln. In seinen Kreisen ist eine
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