MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
tauchte er beinahe täglich hier auf. Wenn er mit ihr sprechen wollte, würde Becky ihr Bescheid geben.
Doch es war nicht die Haushälterin, sondern Lord Templeton, der die Hintertür öffnete – und sogleich reglos stehen blieb. Welch bezauberndes Bild bot sich ihm hier! Georgina, die ihm den Rücken zukehrte, trug ein ausgeblichenes Baumwollkleid mit kurzen Ärmeln und eine riesige Schürze, die fest um ihre schlanke Taille gebunden war. Auf ihrem Kopf saß ein breitkrempiger Strohhut, unter dem wilde kastanienfarbene Locken hervorschauten und ihr auf den Rücken fielen.
Nie hatte er etwas Hübscheres gesehen! Sein Herz schlug schneller. Am liebsten wäre er auf die hinreißende Lavendelpflückerin zugeeilt, hätte sie in die Arme geschlossen und sie leidenschaftlich geküsst.
Stattdessen räusperte er sich.
Georgina richtete sich erstaunt auf und wandte sich um. Als sie den Besucher erkannte, erstarrte sie. Der Korb entglitt ihren Fingern, und eine Flut von lila Blüten ergoss sich über den Gartenweg. Mit einem Ausruf der Bestürzung kniete sie sich hin, um die Lavendelzweige aufzuheben.
Da war Templeton auch schon bei ihr, kniete sich neben sie und begann, ihr zu helfen. Während er eine Handvoll Lavendel nach der anderen in den Korb warf, forschte er mit den Blicken ängstlich in Georginas Gesicht. Grollte sie ihm noch?
„Es tut mir so leid“, sagte er. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“
Sie brachte kein Wort über die Lippen. Zuerst hatte sie geglaubt, ihre Fantasie habe ihr einen bösen Streich gespielt und ihr das Auftauchen des geliebten Mannes vorgegaukelt. Jetzt hörte sie auch noch seine Stimme! War dies doch nicht nur ein Traum?
„Gina …“
Sie starrte ihn an, fasste sich dann aber so weit, dass sie atemlos fragen konnte: „Was tun Sie hier?“ Ihr Herz raste, ihre Handflächen wurden feucht, und ihr war abwechselnd heiß und kalt. Doch auf gar keinen Fall wollte sie sich anmerken lassen, wie sehr sein Erscheinen sie aus dem Gleichgewicht brachte.
Er scheint zu glauben, dachte sie bitter, dass er kommen und gehen kann, wie es ihm behagt, und dass ich mich jedes Mal mit seinen fadenscheinigen Erklärungen zufriedengebe!
Templeton richtete sich auf, reichte Georgina die Hand und half ihr hoch. „Ich bin so schnell wie möglich zurückgekommen und habe jemanden mitgebracht, den du unbedingt kennenlernen musst.“
„Sie erwarten doch nicht, dass ich in diesem Aufzug“, sie blickte an sich hinunter, „einem Fremden auch nur ‚Guten Tag‘ sage. Im Übrigen bin ich, wie Sie sehen, sehr beschäftigt.“
„Bestimmt kannst du deine Arbeit kurz unterbrechen.“ Templetons Stimme klang jetzt ungeduldig. Nach zwei beinahe schlaflosen Nächten war er reizbarer als gewöhnlich. „Du solltest wissen, dass ich dich niemals um etwas bitten würde, wenn ich es nicht für wichtig hielte.“
„Also gut.“ Sie wandte sich zum Haus, erklärte aber ungnädig: „Dann muss ich mich umziehen. Bitte, kümmern Sie sich so lange um Ihren Begleiter. Mama wird Ihnen Gesellschaft leisten und natürlich für Erfrischungen sorgen, wenn Sie das wünschen.“
Ihre trotzige und ein wenig überhebliche Haltung ärgerte Templeton. Er griff nach ihrem Handgelenk. „Verflixt, Gina, das reicht! Wie lange willst du mich noch bestrafen? Ich bin ja bereit, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um deine Vergebung zu erlangen. Aber dass du mich so herablassend behandelst, habe ich nicht verdient!“
Ihre Augen blitzten zornig auf, als sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen. „Wenn Sie darauf bestehen, werde ich Ihren Begleiter eben in meinem Gartenkleid begrüßen. Ich hoffe allerdings, dass Sie nichts dagegen haben, Mylord, wenn ich mir vorher die Hände wasche.“
Er zog seine Finger so hastig zurück, als habe er sich verbrannt. Zutiefst enttäuscht schaute er Georgina nach. Mylord? Was sollte das nun wieder?
Sie verschwand im Haus, und langsam folgte er ihr. Warum nur konnte sie ihn gleichzeitig so glücklich und so wütend machen? Ein Engel? Ha! Hoffentlich, dachte er, bin ich nicht im Begriff, den schlimmsten Fehler meines Lebens zu begehen.
Georgina löste die Bänder der Schürze und auch das Bändchen, das ihr Haar zusammenhielt. Glättend fuhr sie sich mit den Fingern durch die Locken. Sie wusste selbst nicht, warum sie sich so unhöflich benahm. Warum gab sie sich abweisend, wenn sie sich doch nichts sehnlicher wünschte, als von Ned in die Arme geschlossen und mit Küssen überschüttet zu
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