MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
liebte.
„Dann müssen wir abwarten und auf irgendeinen Weg sinnen, wie wir Iain zur Einsicht bringen können“, meinte er. Darüber musste sie lächeln, und er stand auf und nahm den Leuchter, um Julia zu ihrer Schwester zu bringen, die auch beruhigt werden wollte. „Komm. Anna wartet auf Nachricht, wie es dir geht.
Sag ihr, was du mir erzählt hast, damit sie Ruhe findet.“
„Wenn nur mehr Männer so vernünftig wie du wären, Trey“, neckte Julia ihn.
Diesmal ließ er sich nicht ködern. Sollte sie doch glauben, dass Männer die zärtlichen Gefühle eines Frauenherzens nicht verstehen konnten. Sollte sie doch glauben, dass er nicht den Beweis in ihrem Blick sehen konnte. Und Gott bewahre, dass Iain dieselben Fehler beging wie einst er.
Am Weihnachtsmorgen gaben die Kinder ihrer Schwester, gemeinsam mit mehreren Dienstbotenkindern, Weihnachtslieder vor Julias Tür zum Besten. Als sie anschließend den Flur entlangzogen, streckte Julia sich noch einmal. Während die Gäste alle auf dieselbe Art geweckt wurden, dachte Julia, dass sie auf Wesley Hall die schönsten englischen und schottischen Bräuche miteinander vereinten.
Der Part, den sie so liebte – das Austauschen von Geschenken – würde demnächst beim Familienfrühstück stattfinden, und dann würden sie alle zusammen ins Dorf in die Kirche gehen. Sie schob die Decken zurück, lief zum Fenster und sah hinaus in den jungen Tag. Über Nacht war wieder Schnee gefallen, inzwischen war alles unter einer dicken weißen Decke verschwunden. Der Weg ins Dorf würde beschwerlich werden, doch da Anna und Trey ihre Pflichten als Earl und Countess an Weihnachten sehr ernst nahmen, durfte man dort nicht fehlen.
Sie ging zur Kommode und suchte in der obersten Schublade, um sich zu vergewissern, dass ihre Geschenke alle verpackt waren. Für ihre Schwester hatte sie einen Seidenschal gewählt, für Trey eine Krawattennadel, für seine Tochter Maddy eine handgearbeitete Schachtel, in der sie all ihre Stifte und Farben aufheben konnte, für ihre Neffen Spielzeugpferde. Für Tante Euphemia, der Trey in der Nähe ein kleines Cottage zur Verfügung gestellt hatte und die erst am heutigen Abend zu der Festgesellschaft stoßen würde, hatte sie die speziellen Ingwerpralinen besorgt, die diese so liebte; außerdem diverse Kleinigkeiten für ihre Zofe und die Dienstboten. Für Clarinda und Robert hatte sie eine Zeichnung von Broch Dubh angefertigt, Roberts Ahnensitz im schottischen Hochland.
Dann sah sie zu ihrem Schrank und bemerkte, dass Iains Geschenk noch darin lag. Sie holte es unter ihren Kleidern hervor und strich über die glatte Ledermappe, die Iain so gut für seine Arbeit gebrauchen konnte. Seit Monaten hatte sie gegen alle Vernunft gehofft, dass dies ihr erstes gemeinsames Weihnachten nach dem Kutschenunfall werden würde; über ein Geschenk, das ihm die Arbeit erleichterte, würde er sich gewiss freuen.
Würde sie es jetzt noch wagen, ihm die Mappe zu geben? Oder war zwischen ihnen alles so anders geworden, nachdem sie ihm ihre Liebe offenbart und er sie zurückgewiesen hatte, dass sie ihm lieber nichts zu Weihnachten schenken sollte? Sie lauschte auf die leisen Stimmchen der Kinder, die von der Geburt des Herrn sangen und der großen Freude, die er bringen würde, und ließ sich davon überzeugen, bei ihrem ursprünglichen Plan zu bleiben.
Selbst wenn er ihre Liebe nicht akzeptieren konnte oder wollte, waren sie doch immer noch Freunde, sie hatten viele Kindheitsjahre miteinander verbracht und sich an Weihnachten schon oft beschenkt. Sie schüttelte den Kopf und klingelte nach ihrer Zofe.
Nein, jetzt war Weihnachten, sie würde das tun, was sie immer getan hatte – Frühstück mit der Familie, Geschenke, dann zum Weihnachtsgottesdienst in die Dorfkirche, und am Abend ein herrliches Dinner. Und wenn Iain ihr nicht in die Augen sehen konnte, war das seine Sache.
9. KAPITEL
Obwohl er die letzten Jahre nicht dabei gewesen war, wusste Iain, dass Anna und Clarinda Weihnachten auf ihre spezielle Weise feierten, und er hatte schon früh erkannt, dass es am besten war, klaglos alles mitzumachen. Insgeheim hatte er allerdings jeden Moment genossen und sich danach gesehnt, wieder einmal teilzunehmen. Natürlich war das gewesen, bevor Miss Julia Fairchild beschlossen hatte, ihm ihre Liebe zu erklären, und er diese Liebe zurückgewiesen hatte.
Während er sich wusch und anzog, fragte er sich, ob er vom Familienfest ausgeschlossen werden würde, wenn
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