MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
blauen Leuchten nicht mehr standhalten, ertrug den Anblick einfach nicht mehr. Sie stürzte aus dem Raum und lief nach unten.
Er sah ihr nach. Sein Kopf schmerzte, fühlte sich an, als wollte er bersten, und seine Gedanken wirbelten wild durcheinander. Sie waren Fremde? Warum fühlte er sich in ihrer Gegenwart dann so entspannt, warum hatte er das Gefühl, zu ihr zu gehören? Sie fühlte sich nicht fremd an. Nie hatte er sich so wohl, so zu Hause gefühlt wie an diesem Morgen bei ihr im Bett … als wäre sie ein Teil von ihm.
Pausenlos nagten unbeantwortete Fragen an ihm. Wie zum Teufel hieß er? Sein Name schien gerade irgendwo außer Reichweite zu sein … er lag ihm fast auf der Zunge … aber jedes Mal, wenn er danach greifen wollte, entzog er sich ihm aufs Neue. Er probierte es mit ein paar Namen in der Hoffnung, dass sich der richtige vielleicht zufällig präsentierte und mit ihm der Rest seines Lebens. Abraham … Allan … Adam … War er vielleicht ein Adam? Er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen. Vertraut, aber irgendwie auch fremd.
Bruce … David … Daniel … Gefangen in der Löwengrube? Er lächelte und rutschte im Bett ein Stück nach unten. Seine Ellie konnte eine richtige kleine Löwin sein, wenn sie erregt war … Ihn erregte sie auch. Edward … Gilbert … James … Er zog die Decken hoch. Sie rochen nach Ellie. Er sog den Duft ein; sein Körper reagierte prompt. Walter … William … Er döste ein.
„Hallo, Papa.“ Ein helles Stimmchen holte ihn aus dem Schlaf. Er öffnete die Augen. Ein Paar großer blauer Augen beobachteten ihn über den Rand einer alten Schachtel hinweg.
„Hallo, Amy.“ Er setzte sich auf, zog dabei die Decken mit sich, damit seine Brust bedeckt war.
„Tut dein Kopf noch weh?“
Seine Kopfschmerzen waren zu einem dumpfen Dröhnen abgeklungen. „Nein, es geht schon viel besser, danke.“ „Mama sagt, du weißt nicht, wer du bist.“ Er verzog das Gesicht. „Das ist richtig. Ich kann mich nicht mal mehr an meinen Namen erinnern. Du weißt nicht zufällig, wie ich heiße, oder?“ Er verkrampfte sich, als das Mädchen überraschend nickte. Hatte Ellie ihm doch nicht die Wahrheit gesagt? Er hatte das Gefühl gehabt, dass sie etwas vor ihm verbarg.
Vorsichtig stellte das kleine Mädchen die Schachtel auf dem Bett ab und kroch dann ebenfalls auf die Matratze, wo es sich im Schneidersitz niederließ. Ernst betrachtete es ihn. „Ich glaube, du heißt …“ Forschend schweifte ihr Blick über sein Kinn, seine Brust und seine Arme.
Er hatte keine Ahnung, was sie dort so interessant fand.
„Du heißt …“ Sie beugte sich vor, berührte ihn zögernd am Kinn und kicherte. Dann setzte sie sich wieder zurück und meinte mit mutwillig funkelnden Augen: „Ich glaube, du heißt … Mr. Bruin.“
„Mr. Bruin?“ Er runzelte die Stirn. Bruin bedeutete Braunbär. „Herr Bär?“
„Ja, weil du so groß bist und weil sogar dein Gesicht haarig ist.“ Die Kleine krähte vor Lachen. „Genau wie ein Bär!“
Das brachte ihn ebenfalls zum Lachen. In den Augen eines kleinen Mädchens sah er also wie ein Bär aus? Er strich sich über das Kinn. Vielleicht hatte sie recht, er musste sich wirklich rasieren.
„Wenn du mich für einen Bären hältst, warum hast du dann Papa zu mir gesagt?“
Schuldbewusst sah sie sich im Zimmer um. „Mama hat mir verboten, dich so zu nennen. Du sagst es ihr aber nicht, oder?“
„Nein, ich verrate nichts.“ Wieder fragte er sich, was die Mama der Kleinen wohl vor ihm verbarg.
Amy strahlte ihn an.
„Aber wenn deine Mama nicht möchte, dass du Papa zu mir sagst, könntest du mich ja stattdessen Mr. Bruin nennen.“ Besser als gar kein Name.
Nachdenklich zog sie die Stirn kraus und nickte dann. „Ja, das ist ein guter Name. Und du kannst Prinzessin Amy zu mir sagen. Magst du Puppen, Mr. Bruin? Ich hoffe, dass du sie nicht auffrisst.“
Er fand sich damit ab, dass er an diesem Nachmittag der Spielkamerad des kleinen Mädchens sein sollte. Immer noch besser, als sich den Kopf nach Informationen zu zermartern, die sich doch nicht einstellen wollten.
„O nein“, erklärte er entschieden. „Wir Bären fressen keine Puppen.“
Misstrauisch sah sie ihn an. „Meine Puppen vielleicht aber doch, weil meine Puppen etwas ganz Besonderes sind. Meine Puppen schmecken Bären ganz köstlich.“
Er stieß einen großen Seufzer des Bedauerns aus. „Also schön, du hast mich erwischt. Ich verspreche hiermit, dass ich Prinzessin Amys
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