MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
las Nell in den Tiefen seiner Augen seine Verzweiflung.
Schließlich hörte sie die Kirchenglocke Mittag schlagen.
„Warum gehst du nicht raus spielen?“, fragte sie Harry mit einem bedeutsamen Nicken. „Es hat in der Nacht so stark geschneit, dass du dich gewiss auf vielerlei Weise amüsieren kannst.“
„Danke, Mama“, sagte er steif und höflich. „Dann gehe ich mal bei der Kirche vorbei und schaue, ob der Ententeich zugefroren ist.“
Sie beugte sich über ihn, um ihm einen Kuss zu geben, als er zur Hintertür hinausging, und flüsterte: „Du hast es nicht vergessen? Zuerst ins Pfarrhaus …“
„Und dann zum Herrenhaus“, sagte er ernst. „Ich hole den Pfarrer und den Squire her, Mum, versprochen!“
Harry zog sich die Mütze über die Ohren und schoss zur Tür hinaus wie eine Kanonenkugel.
Jetzt brauchte sie nur noch Carleton zu instruieren. Zögernd trat sie ins Wohnzimmer und überlegte, wie er wohl darauf reagieren würde, wenn er erfuhr, wozu sie ihren Sohn angestiftet hatte. Er lag ausgestreckt da, mit geschlossenen Augen.
Sie zog sich zurück und schloss leise die Tür, um ihn nicht zu wecken. Es war das Beste, wenn er das Folgende einfach verschlief. Abgesehen davon, dass im Grunde keine Zeit mehr war, ihn in ihr Komplott einzuweihen, hatte sie ernste Zweifel, ob er mitspielen würde. Nur weil er sie ein, zwei Mal geküsst und sie „meine Liebe“ genannt hatte, hieß das noch lange nicht, dass er plötzlich glaubte, eine Frau könne einen angehenden Mörder überlisten.
Während Harry unterwegs war, um die wichtigsten Mitspieler zusammenzutrommeln, musste Nell die Bühne vorbereiten. Dazu ging sie in die Küche und machte sich daran, willkürlich Sachen aus ihrem traurig dezimierten Vorratsschrank zu holen. Sobald sie das Backbrett großzügig mit Mehl eingestäubt hatte, konnte sie nichts mehr tun als warten. Sie sank auf einen Stuhl und kaute nervös an einem eingerissenen Daumennagel. Während die Minuten verstrichen, ging sie ihren Plan immer wieder durch und überlegte, ob er wirklich funktionieren konnte.
Das Ganze beruhte auf der Berechenbarkeit aller beteiligten Mitspieler. Doch wenn Peregrine aus irgendeinem Grund nicht im Blue Lion abstieg, um sich dort einen Krug Hausbräu zu gönnen, und dann zu Fuß ins Cottage weiterging, wie er es normalerweise tat …
Fast außer sich vor Nervosität stand sie auf und ging den Flur hinunter zur Haustür. Vor dem Wohnzimmer blieb sie stehen und fuhr mit den Fingerspitzen leicht über die Türfüllung. Ich lasse nicht zu, dass er dich umbringt, Carleton, schwor sie leise.
Noch während sie dieses Versprechen abgab, hörte sie das Geräusch, dass sie herbeigesehnt und gleichzeitig gefürchtet hatte: Stiefeltritte. Bevor der Besucher klopfen und Carleton aufwecken konnte, huschte Nell rasch zur Tür und öffnete sie.
Peregrine stand mit finsterem Blick vor ihr.
„Ich hoffe, Sie sind zur Einsicht gekommen, Madam?“, sagte er und schob sich ins Haus, ohne darauf zu warten, dass sie ihn hereinbat.
„Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir unsere Angelegenheit in der Küche besprechen?“, erwiderte sie mit gedämpfter Stimme. „Carleton schläft im Wohnzimmer, und Sie möchten doch sicher nicht, dass er unser Gespräch mit anhört.“
Zuversichtlich, dass ihre Worte als Kapitulation zu interpretieren waren, grinste Peregrine wissend, als er weiter den Flur hinunterging und es ihr überließ, die Haustür zu schließen.
„Mir ist eine viel bessere Lösung für Ihr Problem eingefallen als die, die Sie mir bei Ihrem letzten Besuch vorgeschlagen haben“, verkündete Nell, sobald sie die Küche betrat.
Er hatte seinen Hut auf einen Stuhl geworfen und drehte sich jetzt um, das Gesicht vor Verärgerung verzerrt.
„Was meinen Sie damit?“, fuhr er sie an. „Das ist die einzige Lösung für mein Problem. Carleton muss sterben!“
„O nein, Sir! Bitte, können wir ihn nicht verschonen? Carleton hat sich in den Jahren, die er im Ausland verbracht hat, sehr verändert. Er hat kein Interesse daran, den Titel des Viscount Lambourne für sich zu beanspruchen. Er wäre zufrieden, mit mir und Harry hier zu leben. Bitte“, schluchzte sie, „zwingen Sie mich nicht, ihn umzubringen!“
„Ich weiß, was los ist“, erwiderte er. „Sie haben Angst, man könnte Ihnen auf die Schliche kommen. Ich glaube keine Sekunde lang, dass Carleton sich verändert hat. Sie wollen nur nicht am Galgen landen, wenn jemand herausfindet, dass sie ihn auf
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