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MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18

MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18

Titel: MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss , Annie Burrows , Terri Brisbin
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auf, sodass er Julia noch näher kam.
    „Ich konnte es von der anderen Seite der Bibliothek hören.“
    „Das gibt es doch nicht!“, flüsterte sie und sah sich um, wie um sicherzugehen, dass nur er es belauscht hatte. „Ein Gentleman würde so etwas Persönliches niemals erwähnen.“
    Da er sich nicht sicher war, ob dies tatsächlich ein Vorwurf an seine Adresse sein sollte, oder ob sie sich nur daran erinnern wollte, was einen Gentleman ausmachte, lachte er bloß leise. „Ich habe es lediglich erwähnt, um dich in deinen Bemühungen zu unterstützen, eine echte Dame zu werden, Julia.“
    Dieser Scherz ging daneben. Ein verletzter Blick trat in ihre Augen, und sie keuchte auf. „Ich bin eine echte Dame, Iain“, erklärte sie. Allerdings klang das nicht ganz überzeugt. Sie zitterte sogar, und er kam sich wie ein gemeiner Schuft vor, weil er ihr solche Pein bereitet hatte. Doch ihre Bemerkung verriet ihm mehr, als sie den meisten anderen Männern offenbart hätte.
    „Lass dir nur nicht einreden, Julia, dass du nicht so vornehm und damenhaft bist wie die Ladies, die in ihren eigenen Haushalten aufgewachsen sind.“
    Er konnte den Zorn aus seiner Stimme nicht heraushalten. Auch er hatte sich schon mit ignoranten Sticheleien und Verunglimpfungen konfrontiert gesehen, die auf seinen so genannten „barbarischen“ Hintergrund abzielten, doch er hätte nie gedacht, dass Julia ebenfalls davon betroffen wäre. Ihre Manieren, ihre Erscheinung, selbst ihre Stimme verrieten eine vornehme Geburt und Erziehung – und entsprachen keineswegs den negativen Erwartungen, welche der englische Adel den Hochlandschotten anscheinend entgegenbrachte. Oder den Schotten generell. Er hätte gern angenommen, dass der Schutz des Earls derartigen Beleidigungen entgegenwirken würde, doch Iain kannte die Wahrheit – die Vorurteile wurden dadurch vielleicht unterdrückt, aber nicht aus dem Weg geräumt.
    Er trat einen Schritt zurück, damit sie aufstehen konnte, doch er verlor dabei die Balance und versuchte taumelnd, das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Julia, die sich noch nie durch besondere Schüchternheit ausgezeichnet hatte, packte ihn beherzt um die Taille, damit er nicht hinfiel. Sie hielt ihn an seiner Jacke fest, bis er sich wieder gefangen hatte.
    Sie war so zierlich, dass sie den Kopf gerade bequem unter sein Kinn hätte schmiegen können. Wenn er es ihr erlaubt hätte. Doch nachdem ihm seine demütigende Behinderung wieder einmal so richtig ins Bewusstsein gerufen worden war, ging er lieber auf Distanz zu ihr, damit ihr seine Schwäche nicht so auffiel. Wieder trat er einen Schritt zurück, doch sie hielt ihn immer noch an der Jacke fest und folgte ihm auf dem Fuß. Am Ende war sie ihm so nah wie zuvor.
    „Mach dir keine Sorgen, Iain“, sagte sie und sah ihm in die Augen. „Ich hab dich jetzt sicher.“
    Darauf legte er ihr die Hände auf die Schultern; in diesem Moment wusste er nicht, wer eigentlich wen festhielt. Das Herz schlug ihm wie wild in der Brust, und obwohl er sich gern eingeredet hätte, dass dies von all den Anstrengungen käme, wusste er es besser.
    Es lag an ihr.
    In dieser Beinahe-Umarmung konnte er ihren Duft einatmen, sogar das Auf und Ab ihres Atmens spüren. Wenn sie ihn so ansah, vergaß er die gemeinsame Kindheit und seine Versuche, sich aus der Verstrickung zu lösen, in die ihn ein übermütiges junges Mädchen mit Rehaugen hatte ziehen wollen. Er vergaß die Jahre, die sie voneinander getrennt gewesen waren, vergaß, was sie voneinander trennte. Er vergaß den Schmerz und das Leid in seinem Leben.
    Alles, woran er denken konnte, war sie.
    Doch als sie das Gesicht hob, den Kopf in den Nacken legte und ihm den Mund zum Kuss bot, vergaß Iain alles. Beinahe hätte er auch sich selbst vergessen. Denn die Versuchung, sie zu küssen, sie zu schmecken, ihre Lippen auf den seinen zu spüren, war einfach überwältigend.
    Er war ein Mann aus der schottischen Wildnis und würde nie ohne Schmerzen laufen können.
    Sie war das Mündel eines mächtigen Aristokraten, und die Welt lag ihr zu Füßen. Er hatte keinerlei Aussichten außer denen, die sein Onkel ihm bot. Sie würde sich gut verheiraten und in den höchsten Kreisen der Gesellschaft verkehren.
    Er liebte sie seit Jahren.
    Sie würde einem anderen gehören.
    Doch noch während ihm diese Gedanken durch den Kopf schossen und obwohl er sich all dessen bewusst war, was sie voneinander trennte, wollte er in diesem Augenblick glauben, dass sie ihm

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