MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
Ohren gespitzt. Julia lächelte Trey an – ein Lächeln, das ihm, wie sie hoffte, die verdiente Rache verhieß, nach außen hin aber freundlich wirkte. Er wusste, wie geschmacklos sie es fand, dass Weihnachten für den Heiratsmarkt herhalten sollte.
„Danke der Nachfrage, Trey. Ich habe einen Partner gewählt, aber ich würde es vorziehen, seinen Namen nicht zu nennen, um deine geschätzten Gäste nicht zu verärgern.“ Julia drehte sich um und lächelte die Männer, die ihr Gespräch aufmerksam verfolgten, sittsam an. Wenn sie noch lange so weitermachte, würden sich ihre Lippen dermaßen verkrampfen, dass sie zu einem Dauerlächeln erstarrten. Ein Lakai stellte einen Teller vor ihr ab, und so faltete sie ihre frische Leinenserviette auseinander und breitete sie auf dem Schoß aus.
„Danke, John“, sagte sie leise und wartete, bis er sich entfernt hatte, ehe sie weitersprach. Als sie sich Trey zuwandte, bemerkte sie seine verlegene Miene und ergriff sofort ihre Chance. „Und du, mein Lieber? Wen hast du dir denn heute Abend als Partnerin auserkoren?“
Trey nahm einen Schluck aus seiner Tasse, ehe er erwiderte: „Ich werde ein reiner Beobachter sein, Julia. Es wäre kaum fair, wenn ich gegen meine eigenen Gäste antreten würde.“
„Aber gewiss.“
Schweigend widmete sie sich den wunderbar gewürzten pochierten Eiern, dem Schinkenspeck und dem gerösteten Brot. Als der Lakai ihren Teller abräumte und ihr Tee nachgoss, lehnte sie sich zurück.
„Was hast du denn für heute geplant, Trey? Habe ich richtig gehört, dass du den Stallungen einen Besuch abstatten möchtest?“
„Ja. Lord Mac Lerie und ich haben in ein neues Rennpferd investiert. Es soll heute ankommen, und ich habe unsere männlichen Gäste eingeladen, bei der Ankunft dabei zu sein.“
„Wie aufregend!“ Sie betrachtete die jungen Männer, die um den Tisch saßen, und schenkte ihnen ihr liebreizendstes Lächeln. „Ich beneide Sie alle, aber ich muss nun nach Lady Treybourne sehen und ihr bei der Vorbereitung der abendlichen Festivitäten helfen.“
Julia gab ihnen keine Gelegenheit, Einwände gegen ihren Aufbruch zu erheben, und stand auf. Sie wartete, bis ein Lakai ihren Stuhl zurückzog. Trey erhob sich und verneigte sich höflich, ebenso die anderen Herren im Raum. Ihr Schwager hätte sie aufhalten können, doch anscheinend hatte er sie an diesem Morgen schon genug aufgezogen. Mit einem Nicken verließ sie den Raum, so schnell, wie es nur irgend ging, ohne unhöflich zu wirken, und begab sich zum Zimmer ihrer Schwester.
Als sie unterwegs den Duft der vielen Tannenzweige und Kränze einatmete, mit denen Türen und Fenster geschmückt waren, musste Julia lächeln. Trotz der beachtlichen Größe von Wesley Hall war es ihrer Schwester gelungen, den Herrensitz anheimelnd und gemütlich wirken zu lassen. Im Gegensatz zu dem einfachen Haus in Edinburgh, in dem sie die Weihnachtsfeste ihrer Kindheit verbracht hatten, oder dem Familiensitz der Mac-Leries im schottischen Hochland war Treys Herrenhaus überaus weitläufig und großartig. Durch Annas Veränderungen – bei Familienfesten wurden die kleineren Räume benutzt, sie hatte ihre Lieblingsmöbel aus Edinburgh heranschaffen lassen und ihre engsten Freunde und Verwandten um sich geschart – wirkte das Haus nun nicht ganz so überwältigend.
Als sie im ersten Stock angekommen war, ging Julia den Flur hinunter, der zu den Räumen der Familie führte, und passierte dabei Treys Suite. Wie alle wusste auch sie, dass ihre Schwester und ihr Schwager ein Schlafzimmer teilten, doch würde sie es sich nie herausnehmen, Anna dort aufzusuchen. An der letzten Tür blieb sie stehen, klopfte leise und wartete. Als niemand antwortete, öffnete sie sie einen Spalt breit und sagte den Namen ihrer Schwester.
„Anna?“ Als sie keine Antwort bekam, rief sie ein wenig lauter: „Anna?“
Die Geräusche, die aus dem Ankleidezimmer zwischen Mylords und Myladys Räumlichkeiten drangen, klärten sie über verschiedene Dinge auf. Erstens: Anna war es schlecht. Zweitens: Anna war es am Morgen schlecht. Drittens: Anna war wieder schwanger. Julia erinnerte sich an die Symptome der vorhergehenden zwei Schwangerschaften ihrer Schwester, und so war ihr klar, dass sie dem Frühstück in nächster Zeit noch öfter fernbleiben würde.
Mary, die Zofe der Countess, kam aus dem Ankleideraum ins Schlafzimmer, um das Bett zu machen, und entdeckte Julia.
„Ihrer Ladyschaft geht es gerade nicht so gut, Miss. Am
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