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Myriams letzte Chance

Myriams letzte Chance

Titel: Myriams letzte Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bosch
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Handy neben der Isomatte. Vier Uhr. Meine Güte, es war ja noch mitten in der Nacht. Sie wollte sich auf die andere Seite drehen, um wieder einzuschlafen, als sie draußen Schritte hörte.
    War das April, die doch noch ins Zelt kam?
    Aber die Schritte waren schwer und polternd. Als ob da ein Riese vorbeiging. Oder zwei oder drei. Die Schritte mussten von mehr als einer Person herrühren. Und sie kamen näher. Hu, das war ja gruselig!
    Ob sie nachschauen sollte, wer da kam? Du bist doch kein Hasenfuß, hatte ihr Vater früher immer gesagt. Myriam richtete sich vorsichtig auf, kroch auf allen vieren zum Zeltausgang, zog den Reißverschluss ein Stück hoch und spähte hinaus. Das Mondlicht glänzte auf den Grasstoppeln der Pferdeweide, als ob jemand Milch verschüttet hätte. Sonst war nichts Außergewöhnliches zu sehen.
    Sie schlüpfte wieder zurück in den Schlafsack. Ich hab mich vertan, versuchte sie sich einzureden. Da war nichts. Sie lauschte wieder in die Dunkelheit. Alles war still.
    Myriam schloss die Augen, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken. Sie war viel zu aufgewühlt. Und außerdem musste sie aufs Klo.
    Sie zögerte. Sollte sie jetzt wirklich raus und im Mondlicht zum Haus hochlaufen? Wenn da womöglich ein riesiges Unwesen unterwegs war? Eine ganze Weile lang wälzte sie sich von einer Seite auf die andere. So ein Blödsinn, dachte sie plötzlich. Riesen und Monster gibt’s vielleicht im Märchen, aber bestimmt nicht auf der Sunshine Ranch.
    Sie schob die nackten Füße in ihre Cowboystiefel, zog ein Sweatshirt über das Nachthemd, dann kroch sie aus dem Zelt. Am Roundpen vorbei rannte sie zum Haus, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzublicken.
    Auf dem Rückweg sah sie, dass die Tür zum Stall offen stand. Sue schloss das Gebäude niemals ab, weil sie Angst hatte, dass nachts ein Feuer ausbrechen könnte und die Tiere dann gefangen wären. Aber sie achtete darauf, dass die Tür geschlossen war. Ob sie ebenfalls noch wach war und jetzt nach den Pferden sah?
    Zögernd näherte sich Myriam dem Stall. „Hallo?“, rief sie leise, als sie die Tür erreicht hatte. Keine Antwort.
    Sie trat ein. Die Dunkelheit umgab sie, als hätte ihr jemand einen Sack über den Kopf gestülpt. Einen Moment blieb sie stehen und starrte in die undurchdringliche Schwärze. Dann gewöhnten sich ihre Augen an die Finsternis und sie erkannte Schemen. Die Absperrung der Boxen, die Stallgasse. Gleich in der ersten Box neben dem Eingang war Dakota untergebracht, ein nervöser Colorado Ranger, der sich nur von Sue reiten ließ. Er hatte Myriam bemerkt und wieherte erschreckt. Die anderen Pferde wurden ebenfalls unruhig.
    â€žIst ja gut“, murmelte Myriam. „Ich wollte nur sehen, ob bei euch alles okay ist.“
    Die Pferde schnaubten nervös. Dakota schlug mit seinen Hufen gegen die Box. Du liebe Zeit, hoffentlich weckte das Getrampel Sue nicht auf; sie würde bestimmt außer sich geraten, wenn sie Myriam im Stall entdeckte!
    â€žIch bin ja schon wieder weg“, flüsterte sie. „Schlaft schön.“
    Sie war fast an der Scheune vorbei, als sie das Geräusch hörte. Es klang wie ein leises Seufzen. Oder vielmehr ein Stöhnen. Lag da etwa jemand in der Dunkelheit, der sich auf dem Weg zum Klo den Fuß verstaucht hatte?
    â€žHallo?“ Ihre eigene Stimme klang dünn und unsicher. Myriam räusperte sich.
    Aber bevor sie etwas hinzufügen konnte, hörte sie das Seufzen noch einmal. Diesmal war es ein bisschen lauter.
    Wie die Stalltür stand auch die Tür zur Scheune halb offen. Das kam oft vor, Washington und Heinrich hielten gerne zwischen den Schubkarren und Gartengeräten ihr Mittagsschläfchen. Heute Abend war Stefan jedoch mit seinem Hund nach Hause gefahren und Washington war im Haus bei Sue.
    Myriam schob sich durch die Öffnung nach drinnen. Hier war es nicht ganz so dunkel wie im Stall, weil das Mondlicht trüb durch die schmutzigen Fensterscheiben unter dem Dach fiel.
    Woher kam dieses Seufzen? Jetzt war nichts mehr zu hören. Vielleicht hatte sie sich getäuscht. Zögernd ging Myriam ein paar Schritte weiter und blickte sich dabei nach allen Seiten um.
    Dann blieb sie abrupt stehen und unterdrückte im letzten Moment einen überraschten Aufschrei.

Charlie
    Im Schuppen stand eine alte Gartenbank. Sue hatte sie dort abgestellt, um sie abzuschleifen und

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