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Myriams letzte Chance

Myriams letzte Chance

Titel: Myriams letzte Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bosch
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Frühsport nach so einer Nacht, das hatte ihr gerade noch gefehlt! Sie beugte sich nach vorn und angelte nach den improvisierten Zügeln.
    â€žNa dann, Alter“, sagte sie, während sie Charlies Hals klopfte. „Nichts wie los!“
    Nach kurzem Zögern schlug sie den Weg ein, der zum Flughafen führte. Sarah wollte mit dem ersten Flieger das Land verlassen. Wenn Myriam sie nicht vorher daran hinderte. „Sie darf dieses Spiel nicht gewinnen!“, murmelte sie finster. Sie drückte Charlie die Schenkel in die Flanken. Er reagierte sofort und beschleunigte seine Schritte.
    Sie trabten auf dem Fußgängerweg neben der Schnellstraße entlang. So früh war weit und breit kein Auto unterwegs. Erst nachdem sie einen guten Kilometer zurückgelegt hatten, sah sie einen Mercedes auf sich zukommen. Myriam wollte gerade von Charlies Rücken springen, um auf die Straße zu laufen, zu rufen und zu winken, als ihr der Anhänger auffiel. Der Wagen zog einen Pferdetransporter hinter sich her.
    Das war bestimmt der Typ, den Sarah angerufen hatte! Der Mercedes war auf dem Weg zum Stall, um Charlie abzuholen und ihn dann endgültig verschwinden zu lassen. Man würde ihm den Chip aus dem Hals operieren und ihn ins Ausland verkaufen. Und Sarah würde doppelt abkassieren – nach dem Lösegeld von Aprils Vater würde sie auch noch ihren Anteil vom Kaufpreis einstecken.
    â€žDu falsche Schlange!“, zischte Myriam. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, als der Pferdetransporter an ihr vorbeibrauste, ohne die Geschwindigkeit zu drosseln.
    Wenn er den Stall leer vorfindet, wird er sich vermutlich daran erinnern, dass ihm auf der Schnellstraße ein Mädchen auf einem Pferd begegnet ist, dachte Myriam. Sie schnalzte Charlie aufmunternd zu. Lauf schneller, beeil dich!
    Und Charlie lief. Er fiel vom Trab in einen gestreckten Galopp.
    Weg hier, schnell weg!
    Um wie viel Uhr starteten die ersten Flieger vom Flughafen Düsseldorf? Um sieben, sechs oder schon um fünf? Myriam hatte keine Ahnung, sie wusste auch nicht, wie spät es war, als sie auf die Abflughallen und Landebahnen zugaloppierte. Charlie war jetzt sehr unruhig. Er spürte Myriams Nervosität und Aufregung. Und das Dröhnen der Flugzeugmotoren, das in der Luft lag, machte ihm Angst.
    â€žRuhig, brrr!“ Myriam zog an den Zügeln und brachte Charlie zum Stehen.
    Der Fußgängerweg endete an einer großen Kreuzung. Abflüge verkündete ein Schild über der Straße, die zu den Hallen auf der rechten Seite führte. Ob sie den Wallach hier zurücklassen sollte? Aber sie konnte ihn schlecht an einem Laternenmast anbinden.
    Am besten wäre es, abzusteigen und ihn bis zur Abflughalle zu führen. Zu Fuß war der Weg jedoch ziemlich weit. Und die Zeit drängte. Das Röhren der Flugzeugmotoren verhieß nichts Gutes. Es klang, als ob sie sich jeden Moment mit Sarah in die Luft erheben könnten.
    Myriam schnalzte mit der Zunge. „Komm, Charlie!“, flüsterte sie, während sie sich zum Ohr des Pferdes beugte. „Den letzten Rest schaffen wir auch noch zusammen. Das wäre doch gelacht!“
    Der Wallach warf den Kopf zurück, als ob er nickte. Dann galoppierte er wieder los.
    Zuerst benutzten sie die Straße als Reitbahn, dann lenkte Myriam Charlie auf den Bürgersteig. Obwohl es so früh war, war der Flughafen bereits ziemlich belebt. Aus den Parkhäusern strömten Menschen mit Koffern und Taschen auf die Abflughalle zu. Taxis hielten am Straßenrand und entluden Geschäftsreisende und Touristen auf dem Weg in den Urlaub. Die Leute starrten Charlie mit offenem Mund an. Ein Pferd auf dem Flughafen, na so was!
    â€žDa ist Pippi Langstrumpf!“, rief ein kleines Mädchen aufgeregt und hüpfte an der Hand ihrer Mutter auf und ab.
    â€žSag mal, hab ich Halluzinationen oder ist da wirklich eben ein Gaul vorbeigekommen?“, fragte ein langhaariger Rucksacktourist seine Freundin. Die Antwort konnte Myriam nicht mehr hören. Sie hatte den Eingang zum ersten Terminal erreicht.
    Eigentlich wollte sie vor der Halle absteigen, aber als sich vor ihnen die große Schiebetür öffnete, trat Charlie einfach ein.
    Vom Pferderücken aus hatte Myriam einen grandiosen Überblick über die Schalterhalle. Nur zwei der Schalter waren in Betrieb, vor beiden hatten sich lange Schlangen gebildet. Myriams Blick flog über die wartenden Passagiere. War

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