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Myron Bolitar 03 - Der Insider

Myron Bolitar 03 - Der Insider

Titel: Myron Bolitar 03 - Der Insider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Jessica war kaum zu übersehen. Es war, als wäre ein Spotlight auf sie gerichtet, sie stach förmlich aus der Masse hervor, als wäre sie ein Gemälde von Da Vinci und die anderen Gesichter bloß der Rahmen. Jessica lächelte ihm zu, und eine wohlige Wärme durchströmte ihn.
    Mit einer gewissen Überraschung wurde ihm klar, dass es das erste Mal war, dass Jessica ihn in einem richtigen Spiel sehen würde. Sie hatten sich drei Wochen vor Myrons Verletzung kennen gelernt. Bei dem Gedanken hielt er inne und dachte an die Vergangenheit. Schuld und Schmerz überkamen ihn, bis ein Ball vom Korb abprallte und ihn am Kopf traf. Aber der Gedanke verharrte:
    Ich bin Greg was schuldig.
    Der Summer ertönte, und die Spieler liefen zur Bank. Coach Walsh gab ein paar weitere Klischees von sich und sorgte dafür, dass jeder Spieler wusste, wen er zu decken hatte. Die Spieler nickten, ohne zuzuhören. TCs Blick war immer noch zornig.
     Hoffentlich sein normaler Gesichtsausdruck zu Spielbeginn, dachte Myron, glaubte es aber nicht recht. Er behielt auch Leon White im Auge, Gregs besten Freund in der Mannschaft, mit dem er sich bei Auswärtsspielen das Zimmer teilte. Der Haufen löste sich auf. Die Spieler beider Mannschaften gingen auf den Mittelkreis zu und klatschten sich ab. Sobald sie auf dem Spielfeld waren, begannen Spieler beider Mannschaften mit den Fingern herumzufuchteln und versuchten herauszufinden, wer wen decken sollte, da dreißig Sekunden zuvor niemand zugehört hatte. Die Trainer beider Mannschaften standen am Spielfeldrand und brüllten Anweisungen zur Verteidigungsstrategie, bis einer der Schiedsrichter dankenswerterweise den Hochwurf ausführte.
    In NBA-Spielen wechselt die Führung meist häufig. Oft fällt die Entscheidung erst in den letzten Minuten. An diesem Abend war das anders. Die Dragons bestimmten das Spiel. Nach dem ersten Viertel lagen sie mit zwölf Punkten in Führung, zur Halbzeit mit zwanzig, am Ende des dritten Viertels mit sechsundzwanzig. Myron wurde langsam nervös. Der Vorsprung war so groß, dass der Trainer ihn einwechseln könnte. Damit hatte er nicht gerechnet. Etwas in ihm spornte heimlich die Celtics an, in der Hoffnung, dass sie ein paar Punkte aufholten, so dass sein Hintern auf dem Aluminiumstuhl kleben blieb. Aber da war nichts zu wollen. Vier Spielminuten vor Schluss führten die Dragons mit achtundzwanzig Punkten. Coach Walsh ließ seinen Blick über die Bank schweifen. Neun der zwölf Spieler hatten bereits gespielt. Walsh flüsterte dem Kipper etwas zu. Der Kipper nickte, marschierte die Bank entlang und blieb vor Myron stehen. Myron hörte das Herz in seiner Brust schlagen.
    »Der Trainer will allen Ersatzspielern Einsatzzeit geben«, sagte er. »Er lässt fragen, ob du rein willst.«
    »Das ist seine Entscheidung«, antwortete Myron und sandte dabei telepathische Botschaften aus, die lauteten: nein, nein, nein. Aber das konnte er ihnen nicht sagen. Es widersprach seiner Natur. Er musste den guten Soldaten spielen, Mr Die-Mannschaft-Steht-An-Erster-Stelle. Was hätte er auch sonst tun sollen?
    Sie nahmen eine Auszeit. Walsh blickte wieder die Bank entlang. »Gordon! Reilly! Ihr geht füt Collins und Johnson rein!« Myron atmete auf. Dann ärgerte er sich darüber. Was bist du eigentlich für ein Spieler?, fragte er sich. Wer saß schon gerne auf der Bank? Dann ging ihm ein Licht auf, und die Wahrheit schlug ihm ins Gesicht:
    Er war nicht hier, um Basketball zu spielen.
    Was zum Teufel bildete er sich hier ein? Er war hier, um Greg Downing zu suchen. Das war nur ein Undercover Job, weiter nichts. Wie bei der Polizei. Nur weil jemand, der verdeckt arbeitet, vorgibt, ein Drogendealer zu sein, ist er das noch lange nicht. Und so war es hier auch. Nur weil Myron vorgab, ein Basketballspieler zu sein, hieß das nicht, dass er wirklich einer war.
    Kein sehr tröstlicher Gedanke.
    Eine halbe Minute später ging's los. Und es machte Myron Angst.
    Eine Stimme gab den Anstoß. Eine biervernebelte Stimme erhob sich über die anderen. Sie war gerade tief genug, unterschied sich so viel von den anderen, dass sie aus der Kakophonie der Fans herauszuhören war. »Hey, Walsh«, rief die Stimme, »warum bringst du nicht Bolitar?«
    Myron rutschte das Herz in die Hose. Er wusste, was jetzt kam. Ihm war es nie passiert, aber er kannte das Phänomen. Am liebsten wäre er im Boden versunken.
    »Yeah!«, krähte eine andere Stimme. »Wir wollen den Neuen sehen!«
    Weitere zustimmende Rufe. Es

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